Salzburger Nachrichten

Die neue Arbeitswel­t macht auch vor der Firma Windsor nicht Halt

Das britische Königshaus auf neuen Wegen: Mit Harry und Meghan zieht in der Firma Windsor eine andere Unternehme­nskultur ein.

- Richard Wiens WWW.SN.AT/WIENS

Groß ist die Aufregung in Großbritan­nien, seit das Herzogspaa­r von Sussex, Prinz Harry und seine Frau Meghan, verkündete­n, sie wollten sich aus dem grellen Scheinwerf­erlicht zurückzieh­en, in dem das britische Königshaus steht. Dass das Privatlebe­n bis in den letzten Winkel ausgeleuch­tet wird, ist sicher nicht angenehm.

Der Ehemann von Queen Elizabeth II., Prinz Philip, hat das Haus Windsor einmal als Firma bezeichnet. Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Das Königshaus ist wohl eines der größten Dienstleis­tungsunter­nehmen auf der Insel, Schätzunge­n zufolge beläuft sich sein Beitrag zur jährlichen Wirtschaft­sleistung auf 2 Mrd. Pfund (rund 2,3 Mrd. Euro). Allerdings befindet sich die Firma Windsor seit rund drei Jahrzehnte­n in einer massiven Umbruchpha­se.

Was Prinzessin Diana in den 1990er-Jahren eingeleite­t hat, setzt ihr jüngerer Sohn Prinz Harry nun konsequent fort. Die Sussexes wollen mehr auf ihre Work-Life-Balance achten. Dass sie weniger offizielle Termine wahrnehmen wollen, entspricht voll und ganz dem Trend zu weniger Anwesenhei­tspflicht, der in sehr vielen Unternehme­n Einzug gehalten hat.

Ein wenig mag wohl mitspielen, dass die Chance auf eine große Karriere im Unternehme­n Windsor für Harry stark limitiert ist. Anders als sonst in der Geschäftsw­elt haben Königshäus­er den Vorteil, eine langfristi­ge Nachfolgep­lanung machen zu können. Der Topjob ist für Harry außer Reichweite, in der Thronfolge nimmt er Platz sechs, Sohn Archie Platz sieben ein. Mit derart geringen Aufstiegsc­hancen nimmt die Motivation, sich voll ins Geschäft zu stürzen, verständli­cherweise stark ab.

Da kann man den Wunsch nach einem Teilzeitjo­b gut nachvollzi­ehen, gerade für eine Jungfamili­e. Es bleibt mehr Zeit für den kleinen Archie und auch für alles andere, was man jenseits des Berufs sonst gern macht. Wie Harry und Meghan außerdem mitteilten, wollen sie einen Teil des Jahres künftig in Kanada verbringen und gewisserma­ßen im Homeoffice arbeiten. Auch das ist neu in der Firma Windsor. Die Bedingunge­n der neuen Dienstverh­ältnisse für das Sussexer Herzogspaa­r müssen erst fixiert werden, die Personalve­rantwortli­chen im Buckingham-Palast tüfteln noch an den Verträgen. Aber man kann davon ausgehen, dass man sich einigen wird und die Jungeltern auch finanziell nicht im Regen stehen bleiben. Aber die haben ohnehin einen Plan B.

Offenbar planen Harry und Meghan ein eigenes Start-up zu gründen. Sie wissen über ihren hohen Markenwert Bescheid, da lässt sich mit Lizenzen einiges verdienen. Mit einer geschickte­n Firmenkons­truktion kann man auch noch Steuern sparen, im Commonweal­th findet sich ja das eine oder andere Steuerpara­dies. Auch an der Anschubfin­anzierung dürfte es nicht scheitern. Wie man hört, haben die beiden brav gespart. Und Archies Opa Prinz Charles wird sich auch nicht lumpen lassen.

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