Autozulieferer in Österreich in Unruhe
Eine Krise im Autoland Deutschland wirkt sich auch auf die Zulieferer in Österreich aus. Einige werden neue Strategien brauchen.
SALZBURG. Clemens Zinkl von der ARGE Automotive Zulieferer in Österreich ist keiner, der vorschnell in Panik verfällt. Nach dem Autogipfel in Deutschland Mitte dieser Woche muss aber auch er zugeben: „Das hat einiges an Unruhe ausgelöst.“Mit bis zu 90.000 Jobs weniger rechnet der Verband der deutschen Automobilhersteller (VDA) bis zum Jahr 2030 im Zuge des Umstiegs auf Elektroautos. Dazu werden zweistellige Milliardenbeträge an staatlicher Unterstützung für den Strukturwandel in dem Wirtschaftszweig gefordert.
Der Umbruch in der Automobilbranche wird auch in Österreich Spuren hinterlassen. 900 Unternehmen zählt die heimische Autozulieferindustrie, 2019 sank der Produktionswert auf 24 Mrd. Euro (2018: 24,4 Mrd. Euro). Die Anzahl der Mitarbeiter reduzierte sich bei gleich vielen Betrieben von 80.000 auf 74.000 Beschäftigte. Dazu kämen – Vorund Nachleistungen eingerechnet – weitere 210.000 indirekte Beschäftigte, sagt Zinkl.
Das Jahr 2020 werde für die Branche „mit Sicherheit herausfordernd“. Direkte Meldungen über Kurzarbeit gebe es aus den Betrieben zwar noch nicht, „aber man überlegt sich Strategien für die Zukunft“. Tatsache sei: „Der eine oder andere wird mit den Veränderungen zu tun haben.“Zumal die Branche
sehr exportorientiert ist. 85 Prozent der Produkte aus der österreichischen Zulieferindustrie gehen ins Ausland. 84 Prozent der Unternehmen exportieren in die EU.
Vorteil aus Sicht der Interessenvertretung: Der Großteil der Unternehmen in der Branche ist bereits breiter aufgestellt. „Zwei Drittel haben ausgewogene Geschäftsfelder und sind auch in nicht automotiven Bereichen tätig, etwa in der Luftfahrttechnik oder für Bahnsysteme“, erklärt Zinkl. Nur ein Drittel der Mitglieder seien reine automotive Zulieferer, und davon seien auch nicht alle nur auf Antriebsteile spezialisiert. „Ein E-Auto braucht verschiedene Teile nicht, aber Fahrwerk und Interieur werden sich nicht groß ändern“, sagt Zinkl. Es sei auch nicht so, dass man das alte Geschäftsfeld sofort werde aufgeben müssen. „Diesel und Benziner werden nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden.“Der Verbrenner werde politisch aber nicht mehr unterstützt. Der Trend in Europa gehe in Richtung Elektro, die Anreize für den Kunden seien hier am höchsten. „Wir haben europäische Vorgaben, das ist ganz klar.“
Die Autoverkäufe dürften 2020 weiter sinken. Schon 2019 hätten die großen deutschen Hersteller ihre Absatzprognosen nach unten korrigiert, „dieser Trend ist auch heuer zu erwarten“, sagt Zinkl. Für konkrete Prognosen sei es aber noch zu früh. Ende des ersten Quartals werde aber relativ klar sein, wie sich die Zahlen entwickeln dürften.
Zum befürchteten massiven Jobabbau in Deutschland sagt der Branchensprecher: „Hoch qualifizierte Arbeitskräfte, die in Deutschland momentan Fahrzeuge herstellen, wird man sinnvollerweise nicht auf die Straße setzen.“
„Hoch qualifizierte Arbeitskräfte wird man nicht auf die Straße setzen.“