Zwei von drei Ski gehen in den Verleih
Der über weite Teile milde Winter hat Sportler vermehrt Laufschuhe und Räder kaufen lassen. Auch dem Sporthandel droht ein Strukturwandel.
WIEN. Der Sportartikelhandel in Österreich müsse sich „wärmer anziehen“, sagt Holger Schwarting, Vorstand von Sport 2000/Gigasport. Zwei gegenläufige Trends bringen die Branche unter Druck. Auf der einen Seite drängen internationale Ketten nach Österreich, zum anderen steigt der Marktanteil von Onlinehändlern, deren Umsatz großteils ins Ausland abfließt. Auch ein anstehender Generationenwechsel macht der Branche zu schaffen.
Auf 20 bis 22 Prozent schätzt Schwarting den Onlinehandel im Sport. Zugleich seien die Flächen so groß wie noch nie. Obwohl der Markt „von allen Seiten angeknabbert“werde, wachse der Sport2000-Verbund aus Fachhändlern im Marktdurchschnitt um rund drei Prozent jährlich. „Die Party ist vorbei, die Kunden von Sport Eybl sind verteilt“, meint Schwarting.
Im Jahr 2013 wurde Sport Eybl (mit damals 25 Prozent Marktanteil) an den britischen Diskonter Sports Direct verkauft, mit heute drei bis vier Prozent Anteil. Seither kamen Ketten wie die französische Decathlon oder XXL aus Norwegen. Die
Entwicklung führte aber dazu, dass der österreichische Markt immer mehr von „preisgetriebenen Ketten“geprägt sei, die sich auf das Breitengeschäft konzentrierten.
Das eröffne jenen Chancen, die auf Qualität und Beratung setzten, wie den Sport-2000-Verbund aus rund 250 selbstständigen Händlern, meint Schwarting. Deren Zukunft liege in der Spezialisierung. „Ein tolles Laufgeschäft kommt auch mit 150 Quadratmetern gut aus.“Gefährlich sei aber die „tote Mitte“, ein Sortiment, das weder in Preis noch Qualität herausragt.
Daher ermutige man Händler, sich zu spezialisieren. Im Vorjahr erzielte der Verbund 90 Prozent seiner Umsätze von 579 Mill. Euro (+11 Prozent nach 521 Mill. Euro 2018) mit fünf „Erlebnisbereichen“Running/Fitness, Winter, Outdoor, Fahrrad und Teamsport. Bei teureren Anschaffungen schätzten Kunden gute Beratung und Service. Wenig beratungsintensive Produkte überlasse man dem Internet.
Das aktuelle Wintergeschäft sei „in Ordnung“, sagt Schwarting. Witterungsbedingt würden weniger Ski verkauft, „aber die Leute kaufen andere Dinge wie Räder oder Laufschuhe.“Überhaupt werde der Sporthandel in Österreich weniger abhängig vom Winter.
„Auf hohem Niveau stabil“läuft die Vermietung von Ski. 65 Prozent der verkauften Ski würden vermietet, ein Wachstum auf gut 70 Prozent sei denkbar. Wachstumstreiber werde heuer das E-Bike bleiben, erwartet Schwarting. Auch der neue Second-Hand-Markt werde Bewegung in das Segment bringen.