Die berühmte Weinregion Portugals lässt sich am besten vom Fluss aus entdecken.
Einwöchige Flusskreuzfahrten auf der „MS Infante Don Henrique“(75 Meter lang, knapp 12 Meter breit) hat GTA Sky Ways im Programm, mit Stadtprogramm in Porto und Portweinverkostungen. Route: Von Porto nach Vega de Terrón (Grenzort zu Spanien) und Ausflug ins spanische Salamanca. im Reisebüro, Info unter
Er war ein Sohn der Stadt und begründete, ohne es zu ahnen, den Reichtum eines ganzen Landes. Prinz Heinrich, vierter Sohn des portugiesischen Königs Johann I., war nicht seetauglich und behielt den einmaligen Ausflug zur Eroberung der Hafenstadt Ceuta nicht gerade in guter Erinnerung. Doch von der Bedeutung der christlichen Seefahrt war er überzeugt und förderte maritime Expeditionen, wo er nur konnte. Weniger aus wissenschaftlichen als aus wirtschaftlichen Überlegungen, sagt Paulo, ein junger Sommelier, der nebenbei Gäste durch „seine“Stadt führt. Nach der großen Ära der Kolonialisierung sei das vormals kleine Portugal so reich gewesen, sagt er, dass „die Portugiesen 120 Jahre lang keine Steuer zahlen mussten“. Aus dem „Ende der Welt“sei das „Tor zur Welt“geworden, Prinz Heinrich als „Heinrich der Seefahrer“in die Geschichte eingegangen. Den Einwohnern Portos hat Letzterer übrigens den Beinamen „tripeiros“, also Kuttelfresser, eingetragen. Als er für den Ceuta-Feldzug die Fleischvorräte der Stadt konfiszierte, blieben nur die Innereien. Und die stehen heute noch jeden Donnerstag als Delikatesse auf der Speisekarte von Portos Wirtshäusern. Globalisierung hin oder her, auf ihre kleinen lokalen Eigenheiten sind die Einwohner Portos stolz. So werden am 23. Juni in den Straßen Sardinen, Paprika und Erdäpfel gegrillt, dazu klopft man sich mit kleinen Plastikhämmerchen auf den Kopf – alles zu Ehren des heiligen Johannes. Und am 1. Mai wird Ginster an die Türen gebunden, um böse Geister fernzuhalten. Denn, wie Paulos Oma sagt: „Ich glaube nicht an Hexen, aber dass es sie gibt, das weiß ich.“
Porto ist voll von kleinen und größeren wundersamen Plätzen, die Besucher zum Staunen bringen. Die gotische Kirche São Francisco etwa mit ihren atemberaubend üppigen Barockschnitzereien im Inneren, die meisten davon mit Blattgold überzogen, dazu die iberische Orgel mit waagrechten Engelstrompeten und zwei Kanzeln. Oder der Palácio da Bolsa, früher Börsenpalast, heute Handelskammer, auch er ein architektonisches Prunkstück. Und – besonders für Harry-PotterFans – die Livraria Lello, die mit ihrer Jugendstileinrichtung zu den schönsten Buchhandlungen der Welt zählt und die Joanne Rowling zu Band eins und zwei ihrer Zauberbücher inspiriert hat. Die fünf Euro Eintritt gibt’s zurück, wenn man ein Buch kauft. Dennoch: Die Straßen und Menschen zieht es hinab zum Ufer des Flusses, in dessen Wasser sanft die Barcos Rabelos schaukeln, die einst kostbare Weinfässer, heute jedoch Touristen transportieren. 926 gewundene Flusskilometer ist er lang, der Douro, 220 davon liegen in Portugal. Wer von Porto flussaufwärts schippert, findet bald nach der imposanten Stahlbrücke Maria Pia – aus der Feder von Gustave Eiffel – und der Ponte Dom Luís I – von Eiffels Geschäftspartner Théophile Seyrig – verträumte Eukalyptuswäldchen rechts und links des Douro. Dann, bei Peso da Régua, kommt er endlich, der Wein: Scheinbar endlose Rebzeilen, kaum unterbrochen von einzelnen Bäumen oder einsamen Gehöften, bedecken die Hügel. Zisterziensermönche haben die Terrassen und unzähligen Trockenmauern angelegt, um das Regenwasser zu halten. Nach dem kostbaren Rebsaft, dessen Gärung für den Export mit Weinbrand gestoppt wurde, verlangten dann vor allem die Briten, war man doch mit dem englischen Königshaus eng verbandelt. Als jedoch im 18. Jahrhundert Weinpanscherei den Preis ruinierte, erklärte der Marquês de Pombal das DouroTal zum weltweit ersten geschützten Anbaugebiet. Von den erlaubten 140 Rebsorten werden heute jedoch nur 70 verwendet.
Hier im Douro-Tal, witzeln die Portugiesen, sei neun Monate lang Winter und drei Monate Hölle. Das ist heillos übertrieben, das Hinterland der Atlantikküste zeigt sich gemäßigt, mit sanften Brisen und frostfrei auch im Winter. Ideal also für ganzjährige Ausflüge, am besten auf dem Schiff. Dass einer dieser Flusskreuzer, die „MS Infante Don Henrique“, nach dem Seefahrer benannt ist, hätte diesem sicher gefallen. Erst recht das dahingleitende Domizil mit seinen Panoramafenstern, den großzügigen Kabinen und dem geruhsamen Leben an Bord – kein Vergleich mit den Karavellen Heinrichs.
Den Flusslauf begleitet eine kleine Bahnlinie. Sehenswert ist der Bahnhof von Pinhão mit seinen prächtigen Azulejos, den blauen Fayence-Bildern, und auch die Bischofsstadt Lamego mit der Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remédios und ihrer Prunktreppe. Doch der Weg selbst ist das Ziel, in diesem Fall der Wasserweg, mit seinen Ufern, Schleusen, Häfen. Und zwischendurch ein Schluck Portwein.
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