Politiker tappen (zu) oft im Dunkeln
Nicht nur bei den Zweitwohnsitzen fehlt die Basis für profunde Entscheidungen.
Um Entscheidungen fällen und für die Zukunft klug planen zu können, ist gutes und aktuelles Zahlenmaterial unerlässlich. Es liefert die Basis, ist die Ausgangslage. Umso erstaunlicher ist es, dass Wohnbau-, Raumordnungs- oder Verkehrspolitik in Salzburg seit Jahrzehnten eigentlich ohne echte Entscheidungsgrundlage passiert. Vieles geschieht anhand von Schätzungen, die – wie man jetzt anhand der vorliegenden Zweitwohnsitzmeldungen sieht – weit danebenliegen können. Mit einer fünfstelligen Anzahl an freiwilligen Meldungen wurde ursprünglich gerechnet. Im Endeffekt werden es rund 3000 sein. Also entweder gibt es nicht viel mehr Zweitwohnsitze im Land oder dem Großteil der Besitzer war der Aufruf schlichtweg egal.
Nehmen wir mit dem Verkehr ein anderes Beispiel. Jahrelang wurden die Einpendler in die Stadt als Ursache für das
Stauproblem gesehen. Wie viele es aber tatsächlich sind und aus welchen Gemeinden sie ein- und auspendeln, hat eine Pendlerstromanalyse erst im Vorjahr ergeben. Mit dem Fazit, dass es ebenso viele Pendler in den einzelnen Stadtteilen Salzburgs gibt, die innerstädtischen Verkehr verursachen. Auch die jahrelang geforderte und seit Dezember umgesetzte Mautbefreiung auf der Stadtautobahn ist ein Beispiel für Daumen-mal-Pi-Verkehrspolitik. Wie viel Umgehungsverkehr „Mautflüchtlinge“tatsächlich verursacht haben? Niemand kennt eine fundierte Antwort.
Was das alles mit Zweitwohnsitzen und Wohnbau zu tun hat? Auch hier fehlt weitgehend eine Bestandsaufnahme oder ein Kataster. So wird die Anzahl der leer stehenden Wohnungen in der Landeshauptstadt auf 3000 bis 10.000 geschätzt. Wie viele es genau sind, weiß man nicht. Wäre aber dringend notwendig, um nicht ständig im Dunkeln zu tappen.