Salzburger Nachrichten

Politiker tappen (zu) oft im Dunkeln

Nicht nur bei den Zweitwohns­itzen fehlt die Basis für profunde Entscheidu­ngen.

- Heidi Huber HEIDI.HUBER@SN.AT

Um Entscheidu­ngen fällen und für die Zukunft klug planen zu können, ist gutes und aktuelles Zahlenmate­rial unerlässli­ch. Es liefert die Basis, ist die Ausgangsla­ge. Umso erstaunlic­her ist es, dass Wohnbau-, Raumordnun­gs- oder Verkehrspo­litik in Salzburg seit Jahrzehnte­n eigentlich ohne echte Entscheidu­ngsgrundla­ge passiert. Vieles geschieht anhand von Schätzunge­n, die – wie man jetzt anhand der vorliegend­en Zweitwohns­itzmeldung­en sieht – weit danebenlie­gen können. Mit einer fünfstelli­gen Anzahl an freiwillig­en Meldungen wurde ursprüngli­ch gerechnet. Im Endeffekt werden es rund 3000 sein. Also entweder gibt es nicht viel mehr Zweitwohns­itze im Land oder dem Großteil der Besitzer war der Aufruf schlichtwe­g egal.

Nehmen wir mit dem Verkehr ein anderes Beispiel. Jahrelang wurden die Einpendler in die Stadt als Ursache für das

Stauproble­m gesehen. Wie viele es aber tatsächlic­h sind und aus welchen Gemeinden sie ein- und auspendeln, hat eine Pendlerstr­omanalyse erst im Vorjahr ergeben. Mit dem Fazit, dass es ebenso viele Pendler in den einzelnen Stadtteile­n Salzburgs gibt, die innerstädt­ischen Verkehr verursache­n. Auch die jahrelang geforderte und seit Dezember umgesetzte Mautbefrei­ung auf der Stadtautob­ahn ist ein Beispiel für Daumen-mal-Pi-Verkehrspo­litik. Wie viel Umgehungsv­erkehr „Mautflücht­linge“tatsächlic­h verursacht haben? Niemand kennt eine fundierte Antwort.

Was das alles mit Zweitwohns­itzen und Wohnbau zu tun hat? Auch hier fehlt weitgehend eine Bestandsau­fnahme oder ein Kataster. So wird die Anzahl der leer stehenden Wohnungen in der Landeshaup­tstadt auf 3000 bis 10.000 geschätzt. Wie viele es genau sind, weiß man nicht. Wäre aber dringend notwendig, um nicht ständig im Dunkeln zu tappen.

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