Leben auf engstem Raum
Arbeiterwohnungen und Minihäuser
Erschwingliches Wohnen bleibt für viele – gerade in Großstädten – ein unerfüllter Wunsch. Für winzige Wohnungen hohe Mieten zahlen zu müssen ist nicht neu. Im Zuge der Industrialisierung zog es immer mehr Menschen in die Städte, wo sie auf Arbeit hofften. Doch zeitgenössische Fotos vermitteln ein tristes Bild von den Mietkasernen: Eng, stickig, dunkel und laut war das Leben in ihnen. „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung geradeso gut töten wie mit einer Axt“, klagte Albert Südekum in seinem 1908 publizierten Werk „Großstädtisches Wohnungselend“. Der Journalist, Nationalökonom und SPDKommunalpolitiker war schockiert, als er eine Arbeiterwohnung im Berliner Stadtteil Wedding besuchte, wo eine fünfköpfige Familie hauste. Zwar handelte es sich um eine Zweizimmerwohnung, aber um die Mietkosten zu bestreiten, wurde das Schlafzimmer teilweise untervermietet. Damals war es üblich, dass sogenannte Schlafgänger (beispielsweise Schichtarbeiter), die sich keine eigene Wohnung leisten konnten, sich stundenweise einen Schlafplatz mieteten. So blieb der Familie nur die ärmlich eingerichtete Wohnküche als Lebensraum; die Kinder mussten am Boden schlafen. Toiletten gab es in den Mietkasernen nur am Gang, wobei sich 40 oder mehr Personen eine teilten. In den letzten Jahren versuchten Architekten, das Wohnen auf wenigen Quadratmetern zu ermöglichen, und entwickelten unter anderem das voll ausgestattete Minihaus (Tiny House). Was als Ferienhäuschen durchaus seinen Reiz haben kann, wirkt als dauerhafter Wohnraum aber dennoch verflixt eng.