Salzburger Nachrichten

Permanente Veränderun­g war seine Maxime

Der Künstler, Kurator und Rektor Oswald Oberhuber (88) ist tot.

- m.b.

Der Titel seiner Ausstellun­g in der Wiener Galerie Hilger 2015 ist auch als künstleris­ches Lebensmott­o zu verstehen: „Alles ist möglich“. Oswald Oberhuber, der am Freitag im Alter von 88 Jahren gestorben ist, war einer, der sich konsequent einem Stil oder einer Einengung durch formale Ausdrucksm­ittel widersetzt hat. Egal ob Leinwand, Papier, Stoff, Stahl oder Karton: Das Credo der permanente­n Veränderun­g prägte sein Werk, das üblicherwe­ise als „vielgestal­tig“beschriebe­n wird. Wobei Oberhuber, der Universali­st, nicht nur als Künstler, sondern auch als Galerist, Kurator, Lehrender und Rektor Spuren im heimischen Betriebssy­stem Kunst gezogen hat.

Der in Meran geborene Oswald Oberhuber war Mastermind in der Wiener Galerie nächst St. Stephan, einem kreativen Motor im verkrustet­en Nachkriegs­österreich. Als Professor und Rektor der Hochschule für Angewandte Kunst versprühte der mehrfache documentaT­eilnehmer den Geist der Postmodern­e. Dabei war er ebenso aufgeschlo­ssen wie streitbar: ein Südtiroler Kämpfertyp, der eine Meinung hatte und sich auch nicht scheute, diese vollmundig zu vertreten. „Eigentlich sollte jedes Bild neu sein“, sagte „Ossi“Oberhuber, dem es vor Routine und eingefahre­nen Bahnen graute. Seine Experiment­ierfreude, die auch ein Scheitern in sich barg, ist eine klare Abkehr vom Geniekult. Nicht nur dieser antiherois­che Zugang zur Kunst machte Oberhuber zu einem Fixpunkt der österreich­ischen Kunstgesch­ichte.

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Oswald Oberhuber (1931–2020).

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