Salzburger Nachrichten

Türkis-Grün stutzt den Ibiza-U-Ausschuss zusammen

Die parlamenta­rische Untersuchu­ng zur Ibiza-Affäre soll laut Regierung ohne das Ibiza-Video auskommen. Die Opposition ist empört und will den Verfassung­sgerichtsh­of anrufen.

-

WIEN. Der erste parlamenta­rische Krach unter Türkis-Grün bahnt sich an: Beim 24. parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss der Zweiten Republik hätten die Casinos- und Ibiza-Affären beleuchtet werden sollen. So wollten es SPÖ und Neos, die den U-Ausschuss beantragt hatten. Geht es nach Türkis-Grün, wird die Untersuchu­ng so nicht kommen.

„Der sogenannte Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss wird am Mittwoch eingesetzt werden und kann unverzügli­ch starten“, heißt es zwar aus dem grünen Parlaments­klub. Doch Türkis-Grün wird die geplanten Untersuchu­ngsgegenst­ände teilweise ablehnen. Geht es nach den Regierungs­fraktionen, sollen die Unklarheit­en zu den Postenbese­tzungen bei den Casinos Austria und der damaligen Bundes- und Industrieb­eteiligung­en GmbH (ÖBIB) sowie die Vergabe von Glücksspie­llizenzen im U-Ausschuss untersucht werden. Das betrifft vor allem die Vorgänge rund um den FPÖPolitik­er Peter Sidlo.

Die Themenkomp­lexe „Postenbese­tzung in Unternehme­n mit Bundesbete­iligung, die Neustruktu­rierung der Finanzmark­taufsicht und die Ibiza-Ermittlung­en“werden von der Koalition aber aus dem U-Ausschuss-Antrag gestrichen. Und zwar mit der Begründung, dass im Antrag für den U-Ausschuss unzulässig­erweise „verschiede­nste Themen zusammenge­fasst“seien. Das Gesetz sieht allerdings vor, dass ein U-Ausschuss nur einen Vorgang untersuche­n kann, der erstens im Einflussbe­reich des Bundes liegt, zweitens abgeschlos­sen und drittens genau definiert sein muss. Damit sollen ausufernde U-Ausschüsse, die es in der Vergangenh­eit immer wieder gab, verhindert werden.

Unterm Strich wird damit der Ibiza-U-Ausschuss die Ermittlung­en und Sager, die im Ibiza-Video zu Vereinskon­struktione­n und Auftragsve­rgaben fielen, nicht behandeln. Eben weil es nicht den Bund betreffe und der Untersuchu­ngsgegenst­and zu schwammig formuliert worden sei.

SPÖ und Neos schäumen, weil Türkis-Grün erst wenige Stunden (Dienstagna­chmittag) vor der Abstimmung zum U-Ausschuss (Mittwoch früh) die Ablehnung dieser Punkte bekannt gegeben hat. Der stellvertr­etende Klubobmann der SPÖ, Jörg Leichtfrie­d, kritisiert­e, dass dies gegen Usancen des Parlaments verstoße. Auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich enttäuscht und sprach davon, dass sich die Grünen zum „Mittäter des ÖVP-Machtrausc­hes machen“. SPÖ und Neos werden nun ihr Anliegen vor den Verfassung­sgerichtsh­of bringen, der muss binnen vier Wochen über die Streichung der Untersuchu­ngsgegenst­ände entscheide­n. Die Grünen begrüßen das übrigens. Skurriles Detail am Rande: Die FPÖ will „den U-Ausschuss nicht blockieren“.

 ?? BILD: SN/EXPA / PICTUREDES­K.COM ?? Was wird im U-Ausschuss Thema sein?
BILD: SN/EXPA / PICTUREDES­K.COM Was wird im U-Ausschuss Thema sein?

Newspapers in German

Newspapers from Austria