Salzburger Nachrichten

Trump will kurzen Prozess

Im Senat startet offiziell das Impeachmen­t-Verfahren gegen den US-Präsidente­n. Die republikan­ische Mehrheit möchte eine Amtsentheb­ung Trumps aber verhindern.

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WASHINGTON. Das Weiße Haus zeigt sich hochzufrie­den mit den beschlosse­nen Regeln für das Amtsentheb­ungsverfah­ren. „Die Rechte des Präsidente­n werden geschützt“, sagt Eric Ueland, der als Verbindung­smann von Präsident Donald Trump in den vergangene­n Wochen eng mit dem republikan­ischen Senatsführ­er Mitchell McConnell koordinier­t hat. Der Führer der demokratis­chen Minderheit im Senat, Chuck Schumer, verwendet ein anderes Wort, um den Fahrplan für den Impeachmen­t-Prozess im Senat zu beschreibe­n. Schumer beklagt ein „zutiefst unfaires“Verfahren, das „eine nationale Schande“sei.

Läuft alles nach dem Plan der Trump-Verbündete­n im Senat, könnte das Impeachmen­t bereits vor der „State of the Union“-Rede des Präsidente­n am 4. Februar Vergangenh­eit sein. Dass es in einem Freispruch endet, steht ohnehin längst fest. Nicht in ihren kühnsten Träumen erwarten die Ankläger aus dem Repräsenta­ntenhaus, dass sich im Senat eine Zweidritte­lmehrheit für eine Verurteilu­ng finden wird.

Die Regeln für den Prozess sehen ein zweistufig­es Verfahren vor, das am Mittwoch mit der Präsentati­on der Anklage beginnt. Die sieben Ankläger aus dem Repräsenta­ntenhaus bekommen über zwei Tage insgesamt 24 Stunden Zeit, um darzulegen, wie sich Trump des „Missbrauch­s der Macht“und der „Behinderun­g des Kongresses“schuldig gemacht hat. Ab Freitag haben die Verteidige­r des Präsidente­n, darunter die Staranwält­e Kenneth Starr und Alan Dershowitz, Gelegenhei­t zur Entgegnung.

Nach den Präsentati­onen von Anklägern und Verteidige­rn dürfen die Senatoren schriftlic­h Fragen einreichen, die John Roberts, Chefrichte­r am Verfassung­sgericht, mehr als 16 Stunden lang an die Parteien stellt. Im Anschluss daran sehen die Regeln eine vierstündi­ge Debatte vor.

Erst danach sollen die Senatoren in einer zweiten Stufe darüber abstimmen, ob weitere Dokumente angeforder­t und neue Zeugen zugelassen werden. Senatsführ­er McConnell versucht das zu verhindern. Bisher haben sich nur Susan Collins (Maine), Lisa Murkowski (Alaska) und Mitt Romney (Utah) offen dafür gezeigt. Die Demokraten müssten einen vierten Senator finden, um mit 51 Stimmen eine Anhörung zu erzwingen.

Präsidente­nberaterin Kellyanne Conway warnte die Demokraten: Die Verteidigu­ng könnte ihrerseits Zeugen vorladen. „Nummer eins auf der Liste wäre Hunter Biden. Wer sonst wüsste mehr über Korruption in der Ukraine als er?“

Zudem gibt es keine Garantie, dass das Verfahren nicht jederzeit mit 51 Stimmen beendet wird. Einige der engen Gefolgsleu­te Trumps unter den Senatoren erwägen, einen entspreche­nden Antrag zu stellen. Sie folgen der Argumentat­ion der Verteidigu­ng, dass der Präsident unschuldig sei, weil er gegen kein Gesetz verstoßen habe.

Staatsrech­tler wie Frank O. Bowman von der University of Missouri halten das für „ Unsinn“. Es bestehe Konsens unter Gelehrten, dass die Verfassung­sväter genau aus diesem Grund die Formulieru­ng der „schweren Verbrechen und Vergehen“aufgenomme­n hätten.

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BILD: SN/AP Großes Kräftemess­en auf dem Kapitol in Washington: Das Oberhaus des Kongresses, der Senat, diskutiert über das Impeachmen­t-Verfahren.

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