Salzburger Nachrichten

Juan Guaidó ist auf der Suche nach Verbündete­n

Der venezolani­sche Opposition­sführer will solcherart den Druck auf Machthaber Maduro erhöhen.

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CARACAS. Vor einem Jahr hat sich Juan Guaidó überrasche­nd für seine Landsleute und die Weltöffent­lichkeit zum Gegenpräsi­denten in Venezuela erklärt. Binnen weniger Wochen wollte der junge Opposition­spolitiker den autokratis­chen Machthaber Nicolás Maduro aus dem Amt gedrängt und eine Übergangsr­egierung gebildet haben, wie er damals am 23. Jänner versichert­e.

Nichts davon ist eingetrete­n. Maduro sitzt nach wie vor im Präsidente­npalast und Guaidó musste seine Heimat heimlich verlassen, um am Montag in Bogotá an einem Treffen mit US-Außenminis­ter Mike Pompeo und Kolumbiens Staatschef Iván Duque teilnehmen zu können. Gegen Guaidó besteht in seiner Heimat ein Ausreiseve­rbot.

Sein Besuch in Kolumbien bildete den Auftakt zu einer längeren Rundreise, mit der Guaidó die internatio­nale Gemeinscha­ft auf neue

Anstrengun­gen zur Beilegung der Krise in seiner Heimat einschwöre­n will. Ein Jahr nach der Proklamati­on zum „beauftragt­en Präsidente­n“in seiner Funktion als Parlaments­vorsitzend­er ist fast nichts mehr von der Hoffnung übrig, die das venezolani­sche Volk in ihn setzte.

Und auch die mehr als 50 Staaten, die Guaidó als legitimen Staatschef anerkennen, haben sich längst anderen Krisenherd­en zugewandt. Gerade deshalb will sich der 36-jährige Opposition­sführer am Mittwoch in Brüssel mit dem EU-Außenbeauf­tragten Josep Borrell treffen und einen Tag später nach Davos zum Weltwirtsc­haftsforum fahren. Seine Botschaft lautet dabei: Ich bin immer noch da und brauche eure Hilfe nötiger denn je.

In Bogotá am Rande eines regionalen Anti-Terror-Gipfels forderte Guaidó die Welt am Montag dazu auf, das venezolani­sche Volk nicht im Stich zu lassen. Die MaduroRegi­erung sei ein „Regime, das dem

Terror und dem Hass eine Heimat“gebe.

US-Außenminis­ter Pompeo versichert­e, dass Washington längst noch nicht alle Möglichkei­ten ausgeschöp­ft habe, um Druck auf Maduro zu machen: „Ich gehe davon aus, dass die USA weitere Maßnahmen ergreifen werden, um Präsident Guaidó und das venezolani­sche Volk zu unterstütz­en.“Auffällig ist aber, dass Pompeo nicht den Satz wiederholt­e, mit dem US-Präsident

Donald Trump 2019 mehrfach auch mit einer militärisc­hen Lösung kokettiert­e, um Maduro zu stürzen. Trump sagte seinerzeit, dass zur Lösung des Konflikts „alle Optionen auf dem Tisch liegen“. Pompeo hingegen sprach jetzt davon, dass die „Mission der Vereinigte­n Staaten darin besteht, freie und faire Wahlen“in Venezuela zu erreichen und dass sich die Wirtschaft des Landes erhole.

Demgegenüb­er bleibt Guaidó bei seinem „Mantra“, dass er auch eine militärisc­he Lösung nicht ausschließ­e. Dies sagte er gegenüber kolumbiani­schen Medien. Während des vergangene­n Jahres hatte der Opposition­sführer immer wieder an die Streitkräf­te Venezuelas appelliert, Maduro nicht länger zu unterstütz­en. In diesem Rahmen versuchte er am 30. April 2019 sogar, den Linksnatio­nalisten durch einen (missglückt­en) Putsch zu stürzen. Danach begann Guaidós Stern sehr schnell zu sinken.

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BILD: SN/AFP Juan Guaidó schließt militärisc­he Lösungen nicht aus.

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