Salzburger Nachrichten

Trump ist das Klima egal, Thunberg rettet es auch nicht

Öffentlich­e Schaukämpf­e helfen im Kampf gegen den Klimawande­l nicht weiter. Umdenken und Umsteuern ist eine Aufgabe für uns alle.

- Richard Wiens RICHARD.WIENS@SN.AT

Das Weltwirtsc­haftsforum in Davos – der jährliche Almauftrie­b der Spitzenver­treter aus Wirtschaft und Politik, zu denen sich seit einiger Zeit auch Repräsenta­nten der Zivilgesel­lschaft gesellen dürfen – steht heuer im Zeichen der sozialen Gerechtigk­eit und des Klimawande­ls. US-Präsident Donald Trump ist so eine Vorgabe einerlei. Seinen Auftritt nutzt er dafür, heiße Luft über den Erfolg seiner Wirtschaft­sund Handelspol­itik hinauszupo­saunen. Hätte es noch eines Beweises bedurft, steht nun fest: Von den USA unter einem Präsidente­n Trump darf die Welt keinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawande­l erwarten.

Trumps Antipode beim Klimaschut­z ist die 17-jährige Aktivistin Greta Thunberg. Sie fordert den sofortigen und vollständi­gen Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en. Reicht es für ein Weltwirtsc­haftsforum, einmal mehr aufzuzeige­n, wie tief die Gräben zwischen denen, die den Klimawande­l leugnen, und jenen sind, die sich in Alarmismus üben? Der Sache dient beides nicht. Dass sich durch Trump jene bestätigt fühlen, die der Ansicht sind, man könne weitermach­en wie bisher, ist bedenklich. Aber auch die Klimaaktiv­isten laufen Gefahr, die Willigen in Politik und Wirtschaft verzweifel­n zu lassen, obwohl diese deren Botschaft nicht nur hören, sondern auch begriffen haben, dass man handeln muss, ohne dabei in Panik zu verfallen.

Die unleugbare Klimakrise löst man aber weder damit, alles zu lassen, wie es ist, noch damit, alles über Bord zu werfen. Insofern symbolisie­ren Personen wie Trump und Thunberg nur den Streit über das „richtige“Wirtschaft­s- und Gesellscha­ftssystem.

Dabei wird viel mit Emotionen gearbeitet, man kann es aber auch so nüchtern sehen wie der Chef des weltgrößte­n Fonds Blackrock, Larry Fink. Der fordert von Unternehme­n, sich stärker mit ökologisch­en Fragen zu beschäftig­en. Er tue das nicht als Umweltschü­tzer, sondern als Kapitalist, sagt Fink.

Ein wichtiger Punkt, denn den Kapitalism­us rettet derzeit nur, dass es keine Alternativ­e oder bestenfall­s in der Realität nicht erprobte Entwürfe neuer Wirtschaft­smodelle gibt. Umfragen zeigen tiefe Kratzer im Bild des Kapitalism­us. Damit die freie Marktwirts­chaft Bestand hat, bedarf sie nicht nur klarer Regeln seitens der Politik, sie muss sich auch verändern.

Die Chancen, dass das gelingt, sind gar nicht so klein, wie Skeptiker glauben. Seit es ihn gibt, hat sich der Kapitalism­us als erstaunlic­h wandlungsf­ähig erwiesen, weil ihm ein Trieb zur Selbsterha­ltung innewohnt. Das nährt die Hoffnung, dass man Wirtschaft und Umwelt doch miteinande­r versöhnen kann.

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