Trump ist das Klima egal, Thunberg rettet es auch nicht
Öffentliche Schaukämpfe helfen im Kampf gegen den Klimawandel nicht weiter. Umdenken und Umsteuern ist eine Aufgabe für uns alle.
Das Weltwirtschaftsforum in Davos – der jährliche Almauftrieb der Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Politik, zu denen sich seit einiger Zeit auch Repräsentanten der Zivilgesellschaft gesellen dürfen – steht heuer im Zeichen der sozialen Gerechtigkeit und des Klimawandels. US-Präsident Donald Trump ist so eine Vorgabe einerlei. Seinen Auftritt nutzt er dafür, heiße Luft über den Erfolg seiner Wirtschaftsund Handelspolitik hinauszuposaunen. Hätte es noch eines Beweises bedurft, steht nun fest: Von den USA unter einem Präsidenten Trump darf die Welt keinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel erwarten.
Trumps Antipode beim Klimaschutz ist die 17-jährige Aktivistin Greta Thunberg. Sie fordert den sofortigen und vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Reicht es für ein Weltwirtschaftsforum, einmal mehr aufzuzeigen, wie tief die Gräben zwischen denen, die den Klimawandel leugnen, und jenen sind, die sich in Alarmismus üben? Der Sache dient beides nicht. Dass sich durch Trump jene bestätigt fühlen, die der Ansicht sind, man könne weitermachen wie bisher, ist bedenklich. Aber auch die Klimaaktivisten laufen Gefahr, die Willigen in Politik und Wirtschaft verzweifeln zu lassen, obwohl diese deren Botschaft nicht nur hören, sondern auch begriffen haben, dass man handeln muss, ohne dabei in Panik zu verfallen.
Die unleugbare Klimakrise löst man aber weder damit, alles zu lassen, wie es ist, noch damit, alles über Bord zu werfen. Insofern symbolisieren Personen wie Trump und Thunberg nur den Streit über das „richtige“Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.
Dabei wird viel mit Emotionen gearbeitet, man kann es aber auch so nüchtern sehen wie der Chef des weltgrößten Fonds Blackrock, Larry Fink. Der fordert von Unternehmen, sich stärker mit ökologischen Fragen zu beschäftigen. Er tue das nicht als Umweltschützer, sondern als Kapitalist, sagt Fink.
Ein wichtiger Punkt, denn den Kapitalismus rettet derzeit nur, dass es keine Alternative oder bestenfalls in der Realität nicht erprobte Entwürfe neuer Wirtschaftsmodelle gibt. Umfragen zeigen tiefe Kratzer im Bild des Kapitalismus. Damit die freie Marktwirtschaft Bestand hat, bedarf sie nicht nur klarer Regeln seitens der Politik, sie muss sich auch verändern.
Die Chancen, dass das gelingt, sind gar nicht so klein, wie Skeptiker glauben. Seit es ihn gibt, hat sich der Kapitalismus als erstaunlich wandlungsfähig erwiesen, weil ihm ein Trieb zur Selbsterhaltung innewohnt. Das nährt die Hoffnung, dass man Wirtschaft und Umwelt doch miteinander versöhnen kann.