Ein Tandem, das nicht flott fährt
Aufbruch
„Die Atmosphäre zwischen den Regierungen in Paris und Berlin ist so schlecht wie selten zuvor“, sagt die Grünen-Bundestagsabgeordnete und Frankreich-Kennerin Franziska Brantner. Die Gründe für die schlechte Stimmung sind mannigfaltig. Da ist ein junger und ehrgeiziger französischer Präsident, der frisch gewählt auf den EU-Wirtschaftsgiganten Deutschland setzt – und enttäuscht wird. Denn eine umfassende Antwort auf seine Reformideen für Europa bleibt in Berlin aus. Auch deshalb sei bei dem 42-Jährigen die Tonlage schrill geworden, bilanziert Brantner.
Aufbrausend
Die Pariser Machtzentrale steht offen dazu, sich manchmal lautstark zu Wort zu melden – auch wenn es Partner in Europa irritiert. Auf deutscher Seite werden Soloauftritte Macrons nur noch bedingt goutiert. Die Blockade von EU-Beitrittsgesprächen mit Nordmazedonien und Albanien im Oktober kam in Berlin und anderen Hauptstädten überhaupt nicht gut an. Inzwischen signalisiert Macron Entgegenkommen – und will nun auf dem EU-Westbalkan-Gipfel im Mai in der kroatischen Kapitale Zagreb einen Erfolg sehen.
Diplomatisch
Inzwischen drängt auch Merkel auf der Weltbühne wieder nach vorn. Ihr Libyen-Gipfel in Berlin wurde international als Erfolg gewertet. Diesen hat sie auf deutsche Art errungen: über lange und zahlreiche Vorbereitungstreffen von Diplomaten der beteiligten Länder hinter verschlossenen Türen – und ohne spektakuläre Aktionen oder Auftritte à la Macron.