„Meine Saison endet hier“
Wieder fehlt heuer in Kitzbühel der Titelverteidiger: Dominik Paris zog sich am Dienstag einen Kreuzbandriss zu und fehlt damit genauso wie im Vorjahr Thomas Dreßen.
Von einem besonderen Glück sind die Titelverteidiger der legendären Streif-Abfahrt aktuell nicht verfolgt: So wie im Vorjahr Thomas Dreßen wegen Kreuzbandriss gefehlt hat, so fiel am gestrigen Dienstag auch der Vorjahressieger Dominik Paris wegen eines Kreuzbandrisses aus – der bedeutet zugleich das Saisonende für den 30jährigen Südtiroler, der als der ganz große Favorit für die samstägige Abfahrt gegolten hat.
Zuvor gab es aber noch einige Verwirrung um den Grad der Verletzung. Paris war beim Super-G-Training des italienischen Verbandes in Kirchberg am Dienstag zu Sturz gekommen. „Leider hat sich die Innenkante im Schnee gefangen“, wurde Paris vom Verband in einer Aussendung zitiert. Aber nach dem Sturz ist Paris noch weiter gefahren und am Nachmittag bestätigte er in einem Interview mit einem Südtiroler Journalisten, dass er am Wochenende dabei sein werde. „Ich bin ja nach dem Sturz auch noch gefahren“, wollte er die schwere Verletzung vorerst nicht wahrhaben.
Doch eine genauere MRI-Untersuchung im Krankenhaus von Kitzbühel bestätigte dann den schlimmen Verdacht: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie. Paris trat auf Empfehlung der Ärzte noch am Dienstag Abend die Heimreise an, wenig später bestätigte der italienische Wintersport-Verband FISI in einer Aussendung das Saisonende – wie auch Paris selbst: „Meine Saison ist hier zu Ende.“
Damit setzt sich die Serie der Kreuzbandrisse auch heuer unvermindert heftig fort. Schon Ende Jänner zogen sich Hannes Reichelt und Christopher Neumayer diese Verletzungen in Bormio zu, danach riss sich der Franzose Adrian Theaux im Training das Kreuzband, nun traf es Dominik Paris, der heuer schon zwei Abfahrten gewonnen hat. Das Schicksal teilt er mit seinem Vorgänger als Streif-Sieger: Der 26jährige Thomas Dreßen gewann hier vor zwei Jahren sensationell als erster Deutscher seit Sepp Ferstl 1979 auf der Streif, fehlte aber im Vorjahr wegen einer schweren Knieverletzung – und so ist es eine besonders emotionale Rückkehr an den Ort, an dem für ihn alles begann. „Ich freue mich riesig auf die Rückkehr“, meinte Dreßen – und die Freude wird wohl noch dadurch gesteigert, dass es in der Comebacksaison bisher für ihn prächtig läuft: Sieg in der ersten Abfahrt nach der Verletzung in Lake Louise, Rang drei im Super G von Gröden und nun ein dritter Rang am vergangenen Sonntag bei der Lauberhornabfahrt in Wengen – bei der sogar noch mehr möglich gewesen wäre. Denn Dreßen markierte in den unteren Passagen Bestzeiten, vergab den Sieg schon am Start. „Da hat mir etwas das Vertrauen gefehlt, dass ich voll durchziehe.“In Kitzbühel ist er jedenfalls nach dem Ausfall von Paris einer der ganz großen
Favoriten - eine Rolle, die man im Deutschen Skiverband mit gemischten Gefühlen aufnimmt. „Man darf nicht vergessen, dass der Totalschaden in seinem Knie erst einmal ein Jahr her ist. Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen und ihn unter Druck setzen und den Hype noch anfeuern“, meinte sein Salzburger Cheftrainer Christian Schwaiger im Gespräch mit den SN. Doch Dreßens Streif-Sieg hat den Skisport in Deutschland medial wieder wachgeküsst. Aber Schwaiger weiß auch, dass der erst 26-Jährige mit dem Druck gut umgehen kann. Auch das sei etwas, was Dreßen auszeichne, zusammen mit seiner brillanten Technik und seiner Rennintelligenz.