Bademantel-Affäre im Innenministerium
Dem obersten Korruptionsbekämpfer der Polizei wird anonym sexuelle Belästigung vorgeworfen. Der Spitzenbeamte spricht von einer Intrige.
Mit schweren anonymen Vorwürfen sieht sich der Leiter des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung (BAK) konfrontiert. Es kursieren Gerüchte, wonach die Führungskraft nur mit Bademantel bekleidet im Büro gesessen sein und sich auch gegenüber Untergebenen geringschätzig verhalten haben soll. Der Beamte selbst hat am Mittwoch seine Funktion bis zur Klärung der Anschuldigungen zurückgelegt. Der 54-Jährige spricht von einer Intrige. Er wolle sich zurückziehen, „bis alle Vorwürfe geklärt sind, um das Amt nicht zu beschädigen“. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
„Ich kann nur bestätigen, dass gegen einen leitenden Mitarbeiter dienst- und disziplinarrechtliche Erhebungen eingeleitet wurden. Er wurde versetzt und versieht jetzt Dienst im Innenministerium – in keiner Führungsposition“, sagte ein Sprecher der Behörde.
Wie „Die Presse“berichtet, soll der BAK-Leiter nach der morgendlichen Dusche nach seinem Lauftraining wiederholt mit offenem
Bademantel an seinen Schreibtisch zurückgekehrt sein. Eine Sekretärin soll sich deshalb über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beklagt haben. Der Spitzenbeamte, ein Triathlet, bestreitet gar nicht, dass er nach dem Sport in der Polizeikaserne geduscht hat und mit dem Bademantel ins Büro gegangen ist, um sich dort umzuziehen. Angeblich soll es davon auch Videoaufzeichnungen geben.
Der „Kurier“will sogar von elf Zeugen gehört haben, die den Spitzenbeamten belasten. Die Rede ist von ungerechtfertigten Postenvergaben und demütigendem Umgang in der Dienststelle. So soll der 54Jährige seine Hand durch seine verschwitzte Achsel gezogen und diese unliebsamen Mitarbeitern gereicht haben. Ob diese Anschuldigungen wirklich fundiert sind, ist Gegenstand der Ermittlungen der Dienstbehörde. Andere beschreiben den
Direktor als überkorrekten Beamten, zurückhaltend, bieder und extrem diensteifrig.
Jedenfalls hat der Spitzenbeamte in jüngerer Vergangenheit unglücklich agiert, als das BAK die Handys der Neos-Abgeordneten Stephanie Krisper und einer „Presse“-Redakteurin beschlagnahmen lassen wollte. Anlass waren Recherchen zu den Vorfällen im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT).
Die BAK-Ermittler waren auf der Suche nach einem angeblichen Maulwurf im BVT. Der BAKDirektor verteidigte diesen Angriff auf Pressefreiheit und Immunität von Parlamentariern: „Es ist ein Vorschlag gewesen.“Die Staatsanwaltschaft habe diesen abgelehnt, „das zeigt, dass das System funktioniert“, sagte er. Erste schriftliche anonyme Vorwürfe gegen den 54-Jährigen sollen bereits kurz nach dieser Affäre Anfang Dezember 2019 im Innenministerium eingegangen sein.