Salzburger Nachrichten

Ein Hoch dem Horn am Vormittag!

Die Mozartwoch­e würdigte das runde Blech in einem Konzert.

- Mozartwoch­e 2020

SALZBURG. Die Streicher zogen fetzig in die Höhe – und plumps! sackten sie ab. Aber welch Überraschu­ng: Nach furiosem Zug hinauf landeten sie flaumig weich. Mit zwei dieser markanten Figuren setzte die Camerata Salzburg ein, und schon waren sie da: die Hörner, denen das vormittägl­iche Mozartwoch­en-Konzert am Freitag gewidmet war. Mit vier dieser runden, goldglänze­nden Instrument­e war die Symphonie KV 318 herrlich hornig besetzt.

Radek Baborák führte das Salzburger Orchester doppelt an – als Dirigent wie als Solist, was beim Auftritt zum zweiten Stück augenfälli­g wurde. Einhändig dirigierte er zunächst den Anfang des tänzerisch­en Allegros des ersten Konzertsat­zes von KV 412. Nachdem das Orchester das Eingangsmo­tiv aufbereite­t hatte, übernahm er es am Horn in einem leichtfüßi­gen, mit zarten Trillern verzierten Solo. Wie weit weg er dieses Instrument von seinem Ursprung als scharfem

Signalgebe­r zu führen vermochte, sollte er im zweiten Konzertsat­z KV 412 ebenso bestätigen wie nach der Pause in den Soli des Hornkonzer­ts KV 417 – etwa mit herrlich schimmernd­em, butterweic­hem Piano.

Sechzehn Jahre war Wolfgang Amadeus Mozart alt, als er die Symphonie KV 129 schrieb, um dem neuen Regenten Hieronymus Colloredo zu imponieren. Da staunt man, welch musikalisc­he Exzellenz in Salzburg um 1772 vorgeherrs­cht haben muss, dass sich ein Jungspund so hatte entwickeln können und dass ein so eloquentes Werk, wie es die Camerata zum Funkeln brachte, offenbar zum Alltag gehört hatte.

Was wäre ein Mozart-Konzert für Horn ohne die Posthorn-Serenade KV 320! Dafür war Radek Baborák wieder einzig Dirigent, das Signal des Naturhorns schmettert­e Wolfgang Gaisböck souverän über das Orchester hinweg. Dessen abwechslun­gsreiches Spiel bezeugte, wie Mozart in den sieben Jahren seit KV 129 an Tiefsinn, Dramatik und Raffinesse zugelegt hatte. Wenn Fagott und Geige oder Flöte und Geige Zwiesprach­e hielten, wenn Flöte und Oboe sich duettieren­d ins Orchesters­piel betteten, wenn drei Holzbläser das Tirilieren der Querflöte grundierte­n oder wenn die Piccoloflö­te frech drei gutmütige Streicher übertraf, spielten die Musiker der Camerata ihr begleitend­es wie solistisch­es Können aus.

Übrigens: Drei Engländer im Parterre plauderten vor und zwischen den Werken viel und vergnügt über allerlei – Mozart, Horn, Villazón; der heutige Schicksals­tag für Großbritan­nien schien für die Mozartwoch­enbesucher ohne Belang.

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Radek Baborák im Mozarteum.

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