Ein Hoch dem Horn am Vormittag!
Die Mozartwoche würdigte das runde Blech in einem Konzert.
SALZBURG. Die Streicher zogen fetzig in die Höhe – und plumps! sackten sie ab. Aber welch Überraschung: Nach furiosem Zug hinauf landeten sie flaumig weich. Mit zwei dieser markanten Figuren setzte die Camerata Salzburg ein, und schon waren sie da: die Hörner, denen das vormittägliche Mozartwochen-Konzert am Freitag gewidmet war. Mit vier dieser runden, goldglänzenden Instrumente war die Symphonie KV 318 herrlich hornig besetzt.
Radek Baborák führte das Salzburger Orchester doppelt an – als Dirigent wie als Solist, was beim Auftritt zum zweiten Stück augenfällig wurde. Einhändig dirigierte er zunächst den Anfang des tänzerischen Allegros des ersten Konzertsatzes von KV 412. Nachdem das Orchester das Eingangsmotiv aufbereitet hatte, übernahm er es am Horn in einem leichtfüßigen, mit zarten Trillern verzierten Solo. Wie weit weg er dieses Instrument von seinem Ursprung als scharfem
Signalgeber zu führen vermochte, sollte er im zweiten Konzertsatz KV 412 ebenso bestätigen wie nach der Pause in den Soli des Hornkonzerts KV 417 – etwa mit herrlich schimmerndem, butterweichem Piano.
Sechzehn Jahre war Wolfgang Amadeus Mozart alt, als er die Symphonie KV 129 schrieb, um dem neuen Regenten Hieronymus Colloredo zu imponieren. Da staunt man, welch musikalische Exzellenz in Salzburg um 1772 vorgeherrscht haben muss, dass sich ein Jungspund so hatte entwickeln können und dass ein so eloquentes Werk, wie es die Camerata zum Funkeln brachte, offenbar zum Alltag gehört hatte.
Was wäre ein Mozart-Konzert für Horn ohne die Posthorn-Serenade KV 320! Dafür war Radek Baborák wieder einzig Dirigent, das Signal des Naturhorns schmetterte Wolfgang Gaisböck souverän über das Orchester hinweg. Dessen abwechslungsreiches Spiel bezeugte, wie Mozart in den sieben Jahren seit KV 129 an Tiefsinn, Dramatik und Raffinesse zugelegt hatte. Wenn Fagott und Geige oder Flöte und Geige Zwiesprache hielten, wenn Flöte und Oboe sich duettierend ins Orchesterspiel betteten, wenn drei Holzbläser das Tirilieren der Querflöte grundierten oder wenn die Piccoloflöte frech drei gutmütige Streicher übertraf, spielten die Musiker der Camerata ihr begleitendes wie solistisches Können aus.
Übrigens: Drei Engländer im Parterre plauderten vor und zwischen den Werken viel und vergnügt über allerlei – Mozart, Horn, Villazón; der heutige Schicksalstag für Großbritannien schien für die Mozartwochenbesucher ohne Belang.