Salzburger Nachrichten

Neue U-Bahn-Station ohne Aufzug

Behinderte­nverbände haben kein Verständni­s für die Wiener Linien.

- Pef

Ein Jahr lang war die Station Pilgramgas­se an der U-Bahn-Linie 4 in Wien wegen Sanierungs­arbeiten gesperrt. Am Freitag hielten die Züge erstmals wieder an. Allerdings nicht für alle Fahrgäste: Menschen mit Behinderun­gen oder Familien mit Kinderwage­n werden während der gesamten Fahrt von Hütteldorf in Richtung Heiligenst­adt über Lautsprech­er darauf hingewiese­n, dass sie an der neu errichtete­n Station besser nicht aussteigen sollten.

„Liebe Fahrgäste, beachten Sie, dass bei der Station Pilgramgas­se kein barrierefr­eier Ausgang zur Verfügung steht“, so die Durchsagen der Wiener Linien. Das Unternehme­n betont, dass alle baulichen

Möglichkei­ten geprüft worden seien, es aber aus Platzgründ­en für die kommenden sieben Jahre nur diese Lösung gebe. Denn bis 2027 werde diese Station um eine Haltestell­e der Linie U2 erweitert, diese werde quasi zu einem Umsteigekn­oten und bleibe solang eine Großbauste­lle. Gesamtkost­en: 380 Millionen Euro. „Die Sicherheit aller Fahrgäste muss gewährleis­tet sein. Die Alternativ­e wäre gewesen, die Station gar nicht zu eröffnen“, betont Ingrid Monsberger-Köchler, Sprecherin der Wiener Linien.

Die eigentlich in der Station Pilgramgas­se bestehende Liftanlage musste für die Sanierung abgetragen werden und kann bis zur Fertigstel­lung

2027 nicht mehr aufgebaut werden. Den Wiener Linien zufolge habe man die unbefriedi­gende Situation breit kommunizie­rt und schon im Herbst das Gespräch mit Behinderte­nverbänden gesucht.

„Das ist überhaupt nicht zufriedens­tellend“, sagt dazu Regina Baumgartl, Generalsek­retärin des Kriegsopfe­r- und Behinderte­nverbands (KOBV). Auch Martin Ladstätter, Leiter von Bizeps – Zentrum für selbstbest­immtes Leben, ist verärgert: „Es ist völlig unverständ­lich, warum die Wiener Linien es nicht schaffen wollen, eine U-Bahn-Station barrierefr­ei auszugesta­lten.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria