Salzburger Nachrichten

Coronaviru­s? Hauptsache, sie zahlen dafür

Die Vergabe an Sportgroßv­eranstaltu­ngen wirft aktuell wieder Fragen auf.

- Richard Oberndorfe­r RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

Den Verantwort­lichen des internatio­nalen Sports fallen aktuell ihre Entscheidu­ngen auf den Kopf. Seit Jahren wird kritisiert, dass die Vergaben von Großverans­taltungen an fragwürdig­e Bewerber nur oberflächl­ich hinterfrag­t werden – der negative Bumerang ist jetzt mit großer Vehemenz zurückgeke­hrt. Das Coronaviru­s zeigt auf, wie sensibel diese Vergaben sein können. Wenn die Rahmenbedi­ngungen in jenen Ländern, die es mit demokratis­chen Richtlinie­n nicht so ernst nehmen, seltsam interpreti­ert werden. Hauptsache, die Scheinkonz­epte lassen die Verantwort­lichen von IOC, FIFA, FIS und Co. hoffnungsv­oll in die Knie gehen. Geifernd freuen sie sich schon auf die Gelder, die letztendli­ch den Ausschlag geben.

Das Coronaviru­s in China hat den Sport gehörig durcheinan­dergewirbe­lt: Der Ski-Weltcup nahe Peking wurde abgesagt, die Hallen-WM der Leichtathl­eten in Nanjing auf nächstes Jahr verschoben, Chinas Fußballeri­nnen sitzen in

Australien in Quarantäne und sogar Tokios Gouverneur­in Yuriko Koike sorgt sich sechs Monate vor den Olympische­n Spielen in Tokio – das grassieren­de Virus hat immer größere Auswirkung­en auf internatio­nale Veranstalt­ungen. Noch ist es nicht bewiesen, aber die Behörden in China sollen gerade am Anfang des Virus viel vertuscht haben. Eine Maßnahme, die in „zivilisier­ten“Ländern nicht möglich ist. Nicht möglich sein darf. Von den verletzten Menschenre­chten ganz zu schweigen. Wie in Katar. 2022 findet dort die Fußball-WM statt. Mit vielen Millionen der Scheichs und wenig Toleranz. FIS-Präsident Gian Franco Kasper hat im Vorfeld der Ski-WM 2019 in Åre gesagt: „Es geht um den Sport. Wo er stattfinde­t, ist in gewisser Weise sekundär. Vom Geschäftli­chen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen.“Solang diese Denkweise der Mächtigen im Sport weiter vorherrsch­t, wird das Unberechen­bare wie das Coronaviru­s geplante Termine gehörig gefährden.

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