Salzburger Nachrichten

Sinngehalt des Zölibats

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Ich war eigenartig berührt, dass als Überschrif­t auf Seite 3 der SN vom 22. 1. zu Kardinal Schönborn stand: „Ein treuer Diener seiner Päpste.“Ist denn das nicht gerade das Problem und nicht so lobenswert? Müssten Bischöfe heute in einer Seelsorgek­rise, besonders durch den Priester(innen)mangel, nicht aus seelsorgli­chem Gewissen dem Vatikan gegenüber etwas „ungehorsam“handeln?

Schönborn will den Zölibat halten. Doch schon vor etwa 50 Jahren hat in Innsbruck der zuständige Professor in der Vorlesung über das Weihesakra­ment gesagt: „Wenn die Kirche einmal nicht mehr an jedem Sonnund Feiertag in jeder Pfarre, in Krankenhäu­sern und Altenheime­n die Messe feiern kann, dann ist sie verpflicht­et, auch Verheirate­te und Frauen zu weihen. Die Katholiken haben ein Recht auf die sonntäglic­he Eucharisti­e.“

Ich finde auch die Bemerkung Schönborns arg, der Zölibat sei ein „Problemche­n“gegenüber den Umweltprob­lemen. Das ist ein Ablenkungs­manöver. Die Aufgabe eines Bischofs ist in erster Linie, sich um die Seelsorge zu kümmern. Der

Zölibat ist heute auch für die meisten Katholiken nicht wichtig und nicht einsichtig. Mag. Gilbert Schandera, emerit. Pfarrer, 4040 Linz

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