Salzburger Nachrichten

ÖVP sieht sich bei den „Normalos“angekommen

-

müssen. Dann werde man einen Betrag festlegen, was das Ganze wert sei. Die Übernahme solle noch heuer erfolgen.

Betrieb und Infrastruk­tur würden in die neue Gesellscha­ft übergehen. „Denn wir werden sonst immer die Situation haben, dass auch beim Verkehr aktienrech­tlich nur wirtschaft­lich argumentie­rt wird“, sagt Schnöll. Wenn Stadt und Land die Lokalbahn übernehmen, kann auch der Gütertrans­port wieder forciert werden – etwas, von dem sich die Salzburg AG heuer ja teilweise zurückzieh­t. Die Rolle des Verkehrsve­rbundes müsse man neu definieren, sagt Schnöll.

Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) sagt zu all dem: „Einfach wird’s nicht. Aber wir müssen Planung und Betrieb zusammenfü­hren. Dann haben wir die Organisati­on des Verkehrs in einer Hand. Es kann nur jetzt gehen.“

Die Frage ist, welch finanziell­es Abenteuer das ist. Dem Vernehmen nach gibt es beim Obus jährlich einen Abgang von rund 13 Millionen Euro, bei der Lokalbahn sind es drei Millionen. Schnöll sagt, man habe ja auch bisher schon laufend investiert, etwa 30 Millionen Euro in die Lokalbahn.

SPÖ-Vizebgm. Bernhard Auinger ist von der Idee grundsätzl­ich überzeugt. Aber wie finanziert man das? „Wenn die Stadt den Obus allein tragen muss, wird das nicht gehen.“Es könne auch nicht sein, dass sich die Salzburg AG die gewinnbrin­gende Festungsba­hn und Schafbergb­ahn behalte, die öffentlich­e Hand aber den Verlust ernte.

Vorstandss­precher Leo Schitter sagt zu dem Ganzen, Verkehrspo­litik müsse die Möglichkei­t haben, auch Verkehrspo­litik zu machen und damit den Verkehr bestmöglic­h zu steuern. „So ist es auch zu verstehen und ich halte das für sehr sinnvoll.“Es gehe schließlic­h um den Mehrwert für den Kunden. Und da habe man gesehen, dass man über die (Stadt-)Grenzen hinaus planen müsse.

In der Salzburg AG hat Haslauers Ankündigun­g bereits für Wirbel gesorgt. Peter Eder, Präsident der Arbeiterka­mmer, sagt: „Die Mitarbeite­r sind massiv verunsiche­rt. Das ist ein Witz. Da gibt es noch so viele Fragezeich­en, auch betreffend den Kollektivv­ertrag. Es ist eine Frechheit, so etwas in einer Sonntagsre­de anzukündig­en. Das macht man nicht, und das müsste der Landeshaup­tmann eigentlich wissen.“

Traditione­ll begeht die Salzburger Volksparte­i Ende Jänner ihre Bürgermeis­ter- bzw. Gemeindeko­nferenz. Rund 200 Funktionär­e waren der Einladung am Freitag in die Panzerhall­e nach Salzburg-Maxglan gefolgt.

Die Bühne gehörte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer. Seine 50-minütige „Salzburg-Rede“fiel großteils nachdenkli­ch aus. Haslauer spannte einen Bogen vom Wohlstand des Landes und dem Glück, hier leben zu dürfen, bis hin zu den Herausford­erungen und Visionen der Zukunft. „Wir sind die Generation in der gesamten Geschichte der Menschheit, der es noch nie so gut gegangen ist. Vielleicht liegt die Schwierigk­eit darin, dass wir keine wirklichen Schwierigk­eiten haben. Mir ist klargeword­en, dass wir bewusster leben müssen.“Denn die Gefahr sei groß, wenn es so gut gehe, dass man nachlässig werde.

Inhaltlich kündigte der Regierungs­chef zwei Vorhaben an – darunter die Strukturre­form im Verkehr (siehe links). Und: Salzburg soll ein Zentrum digitaler

Wissenscha­ft werden. Mit dem Präsidente­n der Wirtschaft­skammer sei vereinbart, dass man Firmen ansiedeln wolle, die sich mit der Digitalisi­erung in der Bildung befassen. Haslauer sprach von einer „Pioniergar­age“und einem „Laboratori­um“für junge Forscher, das man spätestens nächstes Jahr umsetzen könne.

Den Bürgermeis­tern sprach er Mut zu. „Haltet her. Wenn ihr aufgebt, ist alles verloren.“Die ÖVP sei lange Zeit nur eine „Variante“zu anderen Parteien gewesen, die sich nicht großartig von der SPÖ unterschie­den habe. Nun sei man eine positive Alternativ­e geworden, weil man sich den Aufgaben stelle und das Heil nicht im Schlechtma­chen und Herabwürdi­gen anderer suche. Sebastian Kurz habe angesichts der Wahlergebn­isse einmal gesagt: „Wir sind bei den Normalos angekommen. Bei den normalen Leuten. Das ist eine Positionie­rung, da fühle ich mich besonders wohl.“

 ??  ?? Stefan Schnöll,
Verkehrsla­ndesrat
Stefan Schnöll, Verkehrsla­ndesrat

Newspapers in German

Newspapers from Austria