Beim Brexit ist Schluss mit britischem Humor
Mit gemischten Gefühlen stellen sich Briten in Salzburg und Salzburger in Großbritannien auf das neue Zeitalter ein. BREXIT
SALZBURG. „Ich werde gar nichts unternehmen, ich habe schon eine Aufenthaltsgenehmigung“, sagt Chris Clee und fischt seinen 25 Jahre alten „Lichtbildausweis für Fremde“hervor. Darin wird dem Betreiber des English Shop in der Salzburger Altstadt die Berechtigung zum unbegrenzten Aufenthalt in Österreich beschieden. „Erst wenn sie mich in Handschellen abführen, werde ich mich wehren“, sagt er mit Galgenhumor. So weit kommt es wohl nicht. Bis Jahresende ändere sich „gar nichts“, sagt der Rechtsanwalt und britische Honorarkonsul Harald Kronberger. So lang dauert die Übergangsfrist, innerhalb derer Briten wie EU-Bürger behandelt werden. Briten, die bisher in einem EULand gelebt haben, dürfen das weiterhin – wie auch EU-Bürger in Großbritannien bleiben dürfen. „Im Vorfeld des Brexit ist von britischer und von österreichischer Seite viel Aufklärung betrieben worden“, ergänzt Kronberger. Was ab 2021 komme, müsse im Detail erst ausverhandelt werden.
Für Chris Clee ist der Brexit dennoch kein Grund zu feiern. Das sieht auch Stephen Tibber so, der in einer Führungsposition bei Skidata arbeitet und seit 15 Jahren in Salzburg lebt. Egal ob in der EU oder in England, „wir verlieren alle“, sagt der verheiratete Vater dreier Kinder. Um sich selbst mache er sich weniger Sorgen, aber um die nächste Generation, denn die bekäme die Folgen des Brexit zu spüren.
Das glaubt auch die Pongauerin Kathrin Tinhof. Sie sieht die
Gefahr, dass die Studiengebühren für EU-Bürger an jene internationaler Studenten angepasst werden und damit stark ansteigen könnten. „Damit würde ein Studium in London, wie ich es absolvieren konnte, für viele unleistbar werden.“Die 30-Jährige ist Illustratorin und Filmregisseurin für Animationsfilme und lebt seit sieben Jahren in London. Für ihren Kurzfilm „In Her Boots“wurde sie heuer sogar als erste Österreicherin für die British Academy Film Awards (BAFTA) in der Kategorie „Best British Short Animation“nominiert. Kathrin Tinhof: „Die Kreativbranche lebt bisher von EU-Förderungen, offenen Grenzen und Multikulturalität. Da wird es künftig sicher nicht einfacher werden.“
Ebenfalls in England studiert hat der Salzburger Stefan Kitic