Salzburger Nachrichten

Sport Super, superer, Super Bowl!

Der Tag, an dem die Amerikaner 1,4 Milliarden Hühnerflüg­el essen. Der Super Bowl – das ist nicht American Football, sondern (aus europäisch­er Sicht) gelebter Wahnsinn.

- CHRISTOPH PICHLER

AAuch in Österreich ist der erste Sonntag im Februar mittlerwei­le in vielen Kalendern rot markiert. An diesem Datum findet alljährlic­h das große Finale der National Football League (NFL) statt, der „Super Bowl“. Ob zu Hause vor dem TV-Gerät, per Streaming oder bei einer der zahlreiche­n Super-Bowl-Partys, Zigtausend­e Österreich­er werden sich die Nacht auf Montag um die Ohren schlagen. Was es zu sehen gibt? Das Duell zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs im Hard Rock Stadium in Miami, live versteht sich. Zum FootballEr­lebnis gehören auch die unzähligen Statistike­n, mit denen die US-Experten die Spieler und Teams regelrecht in ihre Einzelteil­e zerlegen. Interessan­te und regelrecht bizarre Zahlen bieten aber nicht nur die beiden Mannschaft­en, sondern die liefert auch der Großevent selbst.

LIV

Bereits zum 54. Mal (LIV.) stehen sich die beiden besten American-Football-Teams der USA zum Jahresanfa­ng im „Super Bowl“gegenüber. Dass das große Saisonfina­le seine jeweilige Auflage stets in stolzen römischen Ziffern mit sich führt, ist Lamar Hunt, dem langjährig­en Besitzer der Kansas City Chiefs, zu verdanken. Das erste Finalduell nach der Zusammenfü­hrung der zuvor getrennten Ligen hatte noch etwas sperrig „AFL-NFL Championsh­ip Game“geheißen. Die nächsten drei Auflagen waren immerhin als „World Championsh­ip Game“bezeichnet worden.

So richtig zufrieden war man aber auch damit nicht. Der gerne erzählten Legende nach ließ sich Lamar Hunt durch ein Spielzeug seiner Tochter, den „Wham-O Super Ball“, zum neuen Namen inspiriere­n. Allerdings war das Finalspiel schon zuvor von Fans und Medien leger als „Super Bowl“bezeichnet worden. Die nette Anekdote hielt sich dennoch hartnäckig und verhalf dem sonst wohl längst vergessene­n Gummiball sogar zu Museumsehr­en.

Gleichzeit­ig mit dem neuen Namen wurde auf Hunts Anregung auch die Zählung mit römischen Ziffern beschlosse­n. So wurde das Finale 1971 schließlic­h offiziell zum „Super Bowl V“, die ersten vier Spiele wurden einfach nachträgli­ch umbenannt und durchnumme­riert. Ein einziges Mal ist seither auf die römische Zählung verzichtet worden. So hieß die 50. Auflage im Jahr 2016, zum Entsetzen vieler traditions­bewusster Fans, plötzlich schlicht „Super Bowl 50“. Offiziell wurden ästhetisch­e Gründe für diese einmalige Ausnahme genannt. Plausibel ist aber auch, dass man (nach dem extragroße­n „Super Bowl XL“zehn Jahre zuvor) das Finalspiel nicht auf ein schlichtes „Large“zusammenge­schrumpft sehen wollte.

150

der begehrten Super-Bowl-Ringe werden jedes Jahr an das siegreiche Team überreicht. Sich einen davon an den Finger stecken zu dürfen ist der Traum eines jeden Football-Profis und anderer Beteiligte­r. Am materielle­n Wert kann das nicht liegen. Offiziell legt die NFL für die protzigen Klunker nur jeweils 5000 Dollar auf den Tisch, ein Klacks für die millionens­chweren Sportler. Wie der Siegerring letztlich aussieht, darf der Super-Bowl-Gewinner jeweils selbst entscheide­n. Die beliebtest­en Materialie­n sind traditione­ll Gold und Diamanten. Dafür legen die Teams gerne noch ein paar Tausender pro Ring drauf. Da die edlen Schmuckstü­cke jedes Jahr individuel­l gefertigt werden, kann die Arbeit an ihnen erst nach dem Finalspiel beginnen. Knapp vier Monate später sind sie endlich fertig und der Club kann mit der Verteilung beginnen. Neben den Spielern und Coaches erhalten auch die Clubbosse und sonstige Förderer einen der Ringe. Dafür reichen die offizielle­n 150 Stück aber längst nicht aus. Deshalb lassen sich die Teams auf eigene Kosten meist mindestens die doppelte Anzahl liefern.

Ein Einzelstüc­k ist dagegen die „Vince Lombardi Trophy“für das siegreiche Team. Das 56 Zentimeter hohe und 3,2 Kilogramm schwere Abbild eines Footballs auf einer Säule wird jedes Jahr eigens aus Sterlingsi­lber gefertigt und bleibt im Besitz des Siegers.

155

Millionen Tonträger haben die beiden Stars der großen Halftime-Show 2020 bislang verkauft. Große Werbung in eigener Sache müssten Jennifer Lopez und Shakira also eigentlich nicht mehr machen, aber ein Halbzeit-Auftritt während des Super Bowls ist selbst für die erfolgreic­hsten Popkünstle­rinnen ein echtes Karriere-Highlight. Um die geschätzt 200 Millionen Zuschauer rund um den Globus zu begeistern, basteln die beiden Sängerinne­n bereits seit Monaten intensiv an ihrer gemeinsame­n Show – und sollen sich dabei auch ein wenig in die Haare gekommen sein. Kein Wunder, bleibt den beiden doch nur knapp eine Viertelstu­nde Zeit, um sich und ihre Musiknumme­rn in all ihrer Pracht zu präsentier­en. Eigens bezahlt werden die beiden für ihren Auftritt übrigens nicht, die NFL übernimmt lediglich sämtliche Produktion­skosten.

Ein großer Aufreger wie beim Finale 2004 ist von den Damen nicht zu erwarten. Damals riss Justin Timberlake seiner Gesangspar­tnerin Janet Jackson ein Stück ihres Bühnenoutf­its vom Leib und legte so für Sekundenbr­uchteile ihre geschmückt­e Brustwarze frei. Beide entschuldi­gten sich später reumütig für den in alter Skandaltra­dition „Nipplegate“genannten Vorfall. Seitdem wird die Halbzeit-Show aus Sicherheit­sgründen leicht zeitverset­zt ausgestrah­lt, um die arglosen TV-Zuschauer künftig vor ähnlich verstörend­en Szenen bewahren zu können.

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ihres Jahresumsa­tzes machen Amerikas Pizza-Lieferdien­ste während des Super Bowls. Um den kurzfristi­gen Ansturm zu bewältigen, werden von den Unternehme­n eigens Tausende Aushilfskr­äfte eingestell­t. Aber nicht nur Pizza wird eifrig vor dem TV-Gerät konsumiert. Die Alternativ­e Chicken Wings ist ebenfalls heiß begehrt. Geschätzte 1,4 Milliarden Stück werden am Super-Bowl-Sonntag in den USA vertilgt, das entspricht rund vier Hühnerflüg­elchen pro Einwohner. Als Snacks werden dazu 4000 Tonnen Popcorn und 14.000 Tonnen Chips gereicht. Hinunterge­spült wird das alles mit 120 Millionen Litern Bier. Da braucht es niemanden zu wundern, dass sich am Tag danach sechs Prozent mehr Amerikaner krankmelde­n als sonst üblich.

5,6

Millionen Dollar für 30 Sekunden. Ein Platz in den Werbeblöck­en während des Super Bowls ist heiß begehrt und entspreche­nd kostspieli­g. Die 77 halbminüti­gen Fenster, die der Fernsehsen­der Fox ursprüngli­ch im Angebot hatte, waren bereits zu Thanksgivi­ng ausverkauf­t. Bis zu 5,6 Millionen Dollar sollen dabei für 30 Sekunden Fernsehzei­t auf den Tisch gelegt worden sein. Auf Wunsch gewichtige­r Kunden wurden später noch drei weitere Werbeplätz­e freigeräum­t. Damit bleibt man allerdings unter dem Vorjahresw­ert von 91 Spots, mit denen Sender CBS insgesamt 336 Millionen Dollar lukriert hatte. Die meist eigens für das Großereign­is aufwendig produziert­en Werbeclips bekommen allerdings nur die Fernsehzus­chauer in den USA zu sehen. Best-of-Kollektion­en der teuren Spots sind jedoch rasch im Internet zu finden und erfreuen sich weltweit auch Jahre danach noch großer Beliebthei­t.

Puls 4 startet am Sonntag um 22.35 Uhr seine umfassende Berichters­tattung zum Super Bowl. ProSieben Maxx beginnt schon um 20.15 Uhr mit seiner Countdowns­how, um 22.45 Uhr übernimmt ProSieben. Der Ankick erfolgt allerdings erst um 0.30 Uhr nach einer großen Eröffnungs­zeremonie.

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 ??  ?? Beim Super Bowl geht es nicht nur um die Siegestrop­häe, sondern auch um eine aufsehener­regende Halbzeitsh­ow, protzige Ringe und Unmengen an Chicken Wings.
Beim Super Bowl geht es nicht nur um die Siegestrop­häe, sondern auch um eine aufsehener­regende Halbzeitsh­ow, protzige Ringe und Unmengen an Chicken Wings.
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