Sport Super, superer, Super Bowl!
Der Tag, an dem die Amerikaner 1,4 Milliarden Hühnerflügel essen. Der Super Bowl – das ist nicht American Football, sondern (aus europäischer Sicht) gelebter Wahnsinn.
AAuch in Österreich ist der erste Sonntag im Februar mittlerweile in vielen Kalendern rot markiert. An diesem Datum findet alljährlich das große Finale der National Football League (NFL) statt, der „Super Bowl“. Ob zu Hause vor dem TV-Gerät, per Streaming oder bei einer der zahlreichen Super-Bowl-Partys, Zigtausende Österreicher werden sich die Nacht auf Montag um die Ohren schlagen. Was es zu sehen gibt? Das Duell zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs im Hard Rock Stadium in Miami, live versteht sich. Zum FootballErlebnis gehören auch die unzähligen Statistiken, mit denen die US-Experten die Spieler und Teams regelrecht in ihre Einzelteile zerlegen. Interessante und regelrecht bizarre Zahlen bieten aber nicht nur die beiden Mannschaften, sondern die liefert auch der Großevent selbst.
LIV
Bereits zum 54. Mal (LIV.) stehen sich die beiden besten American-Football-Teams der USA zum Jahresanfang im „Super Bowl“gegenüber. Dass das große Saisonfinale seine jeweilige Auflage stets in stolzen römischen Ziffern mit sich führt, ist Lamar Hunt, dem langjährigen Besitzer der Kansas City Chiefs, zu verdanken. Das erste Finalduell nach der Zusammenführung der zuvor getrennten Ligen hatte noch etwas sperrig „AFL-NFL Championship Game“geheißen. Die nächsten drei Auflagen waren immerhin als „World Championship Game“bezeichnet worden.
So richtig zufrieden war man aber auch damit nicht. Der gerne erzählten Legende nach ließ sich Lamar Hunt durch ein Spielzeug seiner Tochter, den „Wham-O Super Ball“, zum neuen Namen inspirieren. Allerdings war das Finalspiel schon zuvor von Fans und Medien leger als „Super Bowl“bezeichnet worden. Die nette Anekdote hielt sich dennoch hartnäckig und verhalf dem sonst wohl längst vergessenen Gummiball sogar zu Museumsehren.
Gleichzeitig mit dem neuen Namen wurde auf Hunts Anregung auch die Zählung mit römischen Ziffern beschlossen. So wurde das Finale 1971 schließlich offiziell zum „Super Bowl V“, die ersten vier Spiele wurden einfach nachträglich umbenannt und durchnummeriert. Ein einziges Mal ist seither auf die römische Zählung verzichtet worden. So hieß die 50. Auflage im Jahr 2016, zum Entsetzen vieler traditionsbewusster Fans, plötzlich schlicht „Super Bowl 50“. Offiziell wurden ästhetische Gründe für diese einmalige Ausnahme genannt. Plausibel ist aber auch, dass man (nach dem extragroßen „Super Bowl XL“zehn Jahre zuvor) das Finalspiel nicht auf ein schlichtes „Large“zusammengeschrumpft sehen wollte.
150
der begehrten Super-Bowl-Ringe werden jedes Jahr an das siegreiche Team überreicht. Sich einen davon an den Finger stecken zu dürfen ist der Traum eines jeden Football-Profis und anderer Beteiligter. Am materiellen Wert kann das nicht liegen. Offiziell legt die NFL für die protzigen Klunker nur jeweils 5000 Dollar auf den Tisch, ein Klacks für die millionenschweren Sportler. Wie der Siegerring letztlich aussieht, darf der Super-Bowl-Gewinner jeweils selbst entscheiden. Die beliebtesten Materialien sind traditionell Gold und Diamanten. Dafür legen die Teams gerne noch ein paar Tausender pro Ring drauf. Da die edlen Schmuckstücke jedes Jahr individuell gefertigt werden, kann die Arbeit an ihnen erst nach dem Finalspiel beginnen. Knapp vier Monate später sind sie endlich fertig und der Club kann mit der Verteilung beginnen. Neben den Spielern und Coaches erhalten auch die Clubbosse und sonstige Förderer einen der Ringe. Dafür reichen die offiziellen 150 Stück aber längst nicht aus. Deshalb lassen sich die Teams auf eigene Kosten meist mindestens die doppelte Anzahl liefern.
Ein Einzelstück ist dagegen die „Vince Lombardi Trophy“für das siegreiche Team. Das 56 Zentimeter hohe und 3,2 Kilogramm schwere Abbild eines Footballs auf einer Säule wird jedes Jahr eigens aus Sterlingsilber gefertigt und bleibt im Besitz des Siegers.
155
Millionen Tonträger haben die beiden Stars der großen Halftime-Show 2020 bislang verkauft. Große Werbung in eigener Sache müssten Jennifer Lopez und Shakira also eigentlich nicht mehr machen, aber ein Halbzeit-Auftritt während des Super Bowls ist selbst für die erfolgreichsten Popkünstlerinnen ein echtes Karriere-Highlight. Um die geschätzt 200 Millionen Zuschauer rund um den Globus zu begeistern, basteln die beiden Sängerinnen bereits seit Monaten intensiv an ihrer gemeinsamen Show – und sollen sich dabei auch ein wenig in die Haare gekommen sein. Kein Wunder, bleibt den beiden doch nur knapp eine Viertelstunde Zeit, um sich und ihre Musiknummern in all ihrer Pracht zu präsentieren. Eigens bezahlt werden die beiden für ihren Auftritt übrigens nicht, die NFL übernimmt lediglich sämtliche Produktionskosten.
Ein großer Aufreger wie beim Finale 2004 ist von den Damen nicht zu erwarten. Damals riss Justin Timberlake seiner Gesangspartnerin Janet Jackson ein Stück ihres Bühnenoutfits vom Leib und legte so für Sekundenbruchteile ihre geschmückte Brustwarze frei. Beide entschuldigten sich später reumütig für den in alter Skandaltradition „Nipplegate“genannten Vorfall. Seitdem wird die Halbzeit-Show aus Sicherheitsgründen leicht zeitversetzt ausgestrahlt, um die arglosen TV-Zuschauer künftig vor ähnlich verstörenden Szenen bewahren zu können.
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ihres Jahresumsatzes machen Amerikas Pizza-Lieferdienste während des Super Bowls. Um den kurzfristigen Ansturm zu bewältigen, werden von den Unternehmen eigens Tausende Aushilfskräfte eingestellt. Aber nicht nur Pizza wird eifrig vor dem TV-Gerät konsumiert. Die Alternative Chicken Wings ist ebenfalls heiß begehrt. Geschätzte 1,4 Milliarden Stück werden am Super-Bowl-Sonntag in den USA vertilgt, das entspricht rund vier Hühnerflügelchen pro Einwohner. Als Snacks werden dazu 4000 Tonnen Popcorn und 14.000 Tonnen Chips gereicht. Hinuntergespült wird das alles mit 120 Millionen Litern Bier. Da braucht es niemanden zu wundern, dass sich am Tag danach sechs Prozent mehr Amerikaner krankmelden als sonst üblich.
5,6
Millionen Dollar für 30 Sekunden. Ein Platz in den Werbeblöcken während des Super Bowls ist heiß begehrt und entsprechend kostspielig. Die 77 halbminütigen Fenster, die der Fernsehsender Fox ursprünglich im Angebot hatte, waren bereits zu Thanksgiving ausverkauft. Bis zu 5,6 Millionen Dollar sollen dabei für 30 Sekunden Fernsehzeit auf den Tisch gelegt worden sein. Auf Wunsch gewichtiger Kunden wurden später noch drei weitere Werbeplätze freigeräumt. Damit bleibt man allerdings unter dem Vorjahreswert von 91 Spots, mit denen Sender CBS insgesamt 336 Millionen Dollar lukriert hatte. Die meist eigens für das Großereignis aufwendig produzierten Werbeclips bekommen allerdings nur die Fernsehzuschauer in den USA zu sehen. Best-of-Kollektionen der teuren Spots sind jedoch rasch im Internet zu finden und erfreuen sich weltweit auch Jahre danach noch großer Beliebtheit.
Puls 4 startet am Sonntag um 22.35 Uhr seine umfassende Berichterstattung zum Super Bowl. ProSieben Maxx beginnt schon um 20.15 Uhr mit seiner Countdownshow, um 22.45 Uhr übernimmt ProSieben. Der Ankick erfolgt allerdings erst um 0.30 Uhr nach einer großen Eröffnungszeremonie.