Flexible Arbeitsplätze Was sie Beschäftigten bringen
Was bringen Beschäftigten flexible Arbeitsplätze? Lokalaugenschein am neuen Regus-Standort. Mieter schätzen veränderbare Mietverträge und lassen sich Rundum-Service gerne etwas kosten.
„Stelle ich jemanden ein, miete ich noch ein Büro dazu.“ Jan Kremmel Die Klickexperten BILD: SN/AMIR KALJIKOVIC „Ich baue unser Geschäft auf. Alles andere wird erledigt.“ Trixie Vriens Snoooze BILD: SN/PRIVAT
NNoch liegt die Dachterrasse im Winterschlaf. Otmar Bayer schaut zufrieden in die Ferne. Er freut sich auf die warme Jahreszeit. „Dann werde ich öfters mit unseren Technikern hier oben die Arbeitswoche ausklingen lassen“, sagt der für Westösterreich zuständige technische Leiter des Druckerkonzerns Ricoh. Vor drei Monaten sind er und sein Team am neuen Standort „Regus Salzburg Airport West“in Salzburg-Maxglan eingezogen. Der weltweit tätige Bürovermieter hat hier 97 Büros mit insgesamt 328 Arbeitsplätzen eingerichtet.
„An unserer vorigen Adresse hatten wir ein Großraumbüro. Aber unsere 15 Leute sind viel unterwegs, so viel Fläche zu mieten war unwirtschaftlich“, erklärt Bayer auf dem Weg in sein neues Büro. Am Gang ist es sehr ruhig. Noch sind viele Büros unbesetzt, es riecht noch etwas neu, man geht über fleckenfreie Spannteppiche. In der Kaffeeküche befüllt Regus-Mitarbeiterin Annemarie Sturm gerade ein hohes Glas mit Waffeln. „Die kann man sich zum Kaffee nehmen“, so Sturm. „Und jeden Montag gibt es frische Kipferl“, schmunzelt Otmar Bayer. Der Ricoh-Mitarbeiter schätzt vor allem den Service im Haus. Mieter bräuchten sich um nichts zu kümmern. Post und auch Kunden werden zu den Mietern gebracht, die Kaffeeküchen in Schuss gehalten und die Büros und Toiletten top gereinigt. „Hier hat man keinen Ärger mit fremden Putzfirmen“, spricht Bayer ein bekanntes Problem an. In seinem kleinen Büro, das er per Chipschlüssel
öffnet, stehen zwei Schreibtische einander gegenüber. Zwei Fenster geben den Blick auf die benachbarte Panzerhalle frei. Zu den zwei Büros mit sechs Arbeitsplätzen, so Bayer, könne Ricoh jederzeit weitere Büros dazumieten. Momentan kämen die 15 Personen gut mit den drei Büros aus. Persönliche Dinge findet man hier kaum. „Die Zeiten, in denen man sich mit Stofftieren und Fotos eingerichtet hat, sind eher vorbei“, meint Bayer. Geselligkeit käme in dem Haus aber nicht zu kurz. Sei es bald auf der Dachterrasse, in den Kaffeeküchen oder unten in der Business-Lounge, wo auch sein Team mitunter gemeinsam isst oder feiert.
„Jeden Montag kann man sich zum Frühstück treffen. Und auch sonst läuft man sich in so einem Haus ständig über den Weg“, meint Bayers Büronachbar Jan Kremmel. Der Inhaber der kleinen Digitalagentur „Die Klickexperten“hat auf diesem Weg schon etliche Kontakte geknüpft – und Geschäfte abgeschlossen. „Dieses Miteinander war ein wichtiger Grund dafür, dass wir hierhergezogen sind“, sagt Kremmel. Nach neun Jahren sei sein Unternehmen an einem Punkt angekommen, wo auch die Außenwirkung zähle. „Der Co-Working-Platz in der Panzerhalle hat uns nicht mehr gereicht. Jetzt besuchen uns Kunden auch im Büro. Wir können die Besprechungsräume mitnutzen und in der Lounge Gespräche führen“, so Kremmel. Neben der Rundherum-Betreuung schätzt er die flexiblen Mietverträge: Will er noch jemanden einstellen, mietet er weitere Räume dazu. Die rund 900 Euro für das momentane Zwei-Personen-Büro stünden dafür, seien doch auch Internet, Heizung und Klimaanlage inkludiert.
„Klar ist es kein Schnäppchen, aber es ist herrlich“, findet Trixi Vriens. Gemeinsam mit ihrem Mann hat Vriens zu Hause das
Start-up Snoooze gegründet. Inzwischen laufen Produktion und Verkauf des natürlichen, schlaffördernden Getränks ganz gut, in der neuen Räumlichkeit sind sie schon zu viert. Während der Suche nach einem geeigneten Büro hat das Gründerpaar erkannt: Viele Räume muss man erst selbst möblieren. Meistens fehlt eine Ladezone. „Hier gibt es alles. Man kann sein Geschäft aufbauen, ohne sich um Möbel und dergleichen kümmern zu müssen“, so Vriens. Wolle man ungestört telefonieren, gehe man in eine der Telefonzellen mit Tisch, Stuhl und textilen Lärmschutzelementen. Wächst das Geschäft, will auch Trixi Vriens mehr Räume mieten. Als Gründer wisse man ja nie, was als Nächstes komme.
Noch mehr Business-Center bauen, das möchte Anbieter Regus. Von den 3500 Standorten mit flexiblen Arbeitsplätzen, die die Mieter weltweit nutzen können, befinden sich rund 20 in Österreich. Alisa Kapic, Country Managerin Regus Österreich, meint zuversichtlich: „Der Co-Working-Markt wächst jährlich um 30 Prozent.“Um weitere Standorte mit flexiblen Arbeitsplätzen gründen zu können, habe Regus im Vorjahr ein Franchising-Modell zum Betrieb der Häuser eingeführt. In einer von Ökonomen in 19 Ländern durchgeführten Regus-Analyse zeigten sich die positiven Effekte von Standorten, die flexible Arbeitsplätze bieten. Weil solche Häuser Jobs in kleineren Städten und auf dem Land schaffen könnten, sei in Österreich pro Standort mit 110 neuen Jobs und einer Bruttowertschöpfung von rund 9,7 Mill. Euro für die Region zu rechnen. Weil die Beschäftigten weniger weit pendeln müssten, sinke obendrein der CO2-Ausstoß.