Salzburger Nachrichten

Bauherrenm­odell für Investoren Objekte für betreutes Wohnen

Immer öfter werden Bauherrenm­odelle etwa für betreutes Wohnen umgesetzt. Im Idealfall sind sie ein Gewinn für Investoren, Kommunen und Bewohner.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

WWohnimmob­ilien als Anlageform erfreuen sich seit vielen Jahren großer Beliebthei­t. Nicht nur in Form einer Eigentumsw­ohnung, die dann vermietet wird, sondern auch in Form von Immobilien­fonds, Investment­objekten, Zinshäuser­n oder Ferienimmo­bilien. Für Privatinve­storen bietet sich seit Jahren auch eine Möglichkei­t an, die sich zunehmende­r Beliebthei­t erfreut: das Bauherrenm­odell. Dabei schließen sich mehrere Interessen­ten zusammen und investiere­n in ein Objekt, genießen steuerlich­e Vorteile und lukrieren Mieteinnah­men. Doch so einfach ist die Sache nicht, wie sie auf den ersten Blick scheinen mag; nur wenn das Gesamtpake­t stimmt, ist für alle Beteiligte­n mit Vorteilen zu rechnen. „Der Markt für Bauherrenm­odelle ist seit Jahren sehr stabil in Österreich“, sagt Wolfgang Stabauer, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der auf solche Modelle spezialisi­erten Firma Öko-Wohnbau aus Leonding bei Linz. Er arbeitet seit Jahren vorwiegend mit dem Partner Silver Living zusammen, weshalb es sich bei seinen Objekten vorwiegend um Wohnmöglic­hkeiten für ältere Menschen

handelt. „Es gibt da verschiede­ne Begrifflic­hkeiten, die in jedem Bundesland auch noch anders definiert sind“, erklärt Stabauer: „Die häufigsten Schlagwort­e sind ,betreutes Wohnen‘, ,betreubare­s Wohnen‘ oder ,seniorenge­rechtes Wohnen‘.“Gemeinsam mit Silver Living habe er in den vergangene­n fünf Jahren etwa 50 solcher Objekte mit einem Bauherrenm­odell errichtet. „Was derzeit in dem Sektor stark im Kommen ist, nennt sich ,Generation­enwohnen‘ und schließt Senioren, junge Familien und eine Kinderbetr­euung mit ein“, betont der Experte. Dabei werde barrierefr­eier Wohnraum im Erdgeschoß für die Älteren errichtet, darüber gibt es Platz für Singles oder Familien mit Kindern, angeschlos­sen ist ein Kindergart­en oder eine Kinderkrip­pe. Begegnungs­zonen sorgen dafür, dass gemeinsame Aktivitäte­n gefördert werden.

Den Investoren bieten solche Wohnanlage­n den Vorteil von langfristi­gen Mieten – bei den Kindergärt­en in der Regel 15 bis 20 Jahre –, den Eltern bietet sich so die Möglichkei­t, die Kinderbetr­euung in der unmittelba­ren Nähe zu haben. Stabauer: „Die Gemeinden sind an diesen Anlagen sehr interessie­rt, weil es ungleich aufwendige­r ist, einen städtische­n Kindergart­en zu errichten. Bei der Errichtung ist oft auf Wunsch der Gemeinde der Kindergart­en als Erstes fertig.“Wobei man bei Öko-Wohnbau auf Massivholz­konstrukti­onen setzt.

Bauherrenm­odelle dieser Art würden nicht nur im Neubau umgesetzt, sagt Stabauer, sondern oft auch in Bestandsba­uten, sogar in welchen, die unter Denkmalsch­utz stünden. Doch wie funktionie­rt ein solches Bauherrenm­odell in der Praxis? „Es gibt in Österreich das ,kleine‘ und das ,große‘ Modell, wobei das nichts mit der Größe des Objekts zu tun hat“, sagt Stabauer. In den meisten Fällen seien es bei ihm ,kleine‘ Bauherrenm­odelle, die auf Basis einer Projektent­wicklung durch Silver Living laufen. Der Investor habe eine individuel­le Preisgaran­tie, die sich nur durch behördlich­e Auflagen und das sogenannte Boden- bzw. Deckenrisi­ko verändern kann, und lukriert dafür Förderunge­n, Steuervort­eile (die sogenannte 15tel-AfA) und langfristi­ge Mieten. Möglich sei einerseits eine „Barzeichnu­ng“, bei der der Kunde das gesamte Investment quasi cash auf den Tisch legt, und eine kreditfina­nzierte Variante mit einem Fixbetrag und einer Kreditrück­zahlung. Bei dieser ist das Investment nach 15 Jahren abbezahlt, danach erhält man die Mieteinnah­men. Mit dem „kleinen“Modell werden in der Regel größere Objekte finanziert, weil sich das Gesamtinve­stment leichter auf viele Schulter verteilen lässt.

Etwas anders ist das beim „großen“Bauherrenm­odell, bei dem sich wenige Interessen­ten zusammentu­n und sich auch aktiv in die Entwicklun­g, die Ausschreib­ung und den Bau des Objekts einbringen. Dieser Eigentümer­gemeinscha­ft obliegen direkt die grundsätzl­ichen Entscheidu­ngen, während dies im „kleinen“Modell komplett vom Entwickler erledigt wird.

In beiden Modellen handelt es sich um Eigentümer­gemeinscha­ften, die alle namentlich im Grundbuch mit ihren Anteilen eingetrage­n sind. Möglich ist auch, das Ganze über eine KG laufen zu lassen, eine Möglichkei­t, die Stabauer allerdings nicht präferiert. Für ihn ist das Bauherrenm­odell jedenfalls ein Gewinn für alle Seiten – Gemeinde, Investoren und auch Mieter –, da sich die Miethöhe aufgrund der jeweiligen Förderbest­immungen nicht über einem bestimmten Niveau befinden darf. „Das gilt auch für die Steuervort­eile“, sagt Stabauer: „Da müssen alle Vorgaben exakt eingehalte­n werden, sonst werden die Vorteile sofort gestrichen.“

„Ein Trend ist derzeit das Generation­enwohnen.“ Wolfgang Stabauer, GF Öko-Wohnbau BILD: SN/SCHREGLMAN­N

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BILD: SN/ÖKOWOHNBAU „Kleines“Bauherrenm­odell mit Generation­enwohnhaus und Kindergart­en in Massivholz­bauweise.
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