Den Tafelberg im Blick Unterwegs auf Südafrikas Route 27
Unterwegs auf Südafrikas Route 27. Die Küstenstraße im Südwesten, vorbei an Surfstränden, Blütenpracht und Wildlife, ist ein Geheimtipp.
DDer Motor heult auf, als Deon van Schalkwyk kurz vor der Kurve noch einmal kräftig Gas gibt. Sein zum Beach Buggy umgebauter Käfer braucht Schwung für den sandigen Anstieg, dann schlingert er erfolgreich den schmalen Weg die letzte Düne hinauf. Geschafft! Endlich eröffnet sich dem Südafrikaner und seinen beiden Fahrgästen der lang ersehnte Ausblick auf den tosenden Atlantik und die breiten Sandstrände der Westküste Südafrikas. „Bei gutem Wetter kann man von hier aus Delfine und im Winter sogar Wale sehen“, erklärt Deon stolz und blickt suchend in die Ferne. Doch der Nebel an diesem Nachmittag macht ihm einen Strich durch die Rechnung, im Wasser ist heute kein Tier auszumachen. Dafür stakst einer der seltenen Schwarzen Austernfischer durch die Brandung, denn das Meer hat unzählige Muscheln angespült. Deon steigt aus, schnappt sich eine getrocknete Riesenalge und trötet kräftig hinein. „Die kann man gut als Vuvuzela nutzen“, sagt Deon und grinst. Nach vielen Jahren bei der Air Force betreibt er heute mit seiner deutschen Frau Marion Lubitz das Gästehaus Farr Out in Paternoster. Am liebsten ist er jedoch mit seinem Käfer unterwegs und erzählt spannende Piratengeschichten. Im Gegensatz zur berühmten Garden Route gilt die rund 150 Kilometer lange Route 27 noch als Geheimtipp in Südafrika. Die Straße führt durch die typische Fynbos-Landschaft. Im Deutschen bedeutet Fynbos in etwa „feiner Busch“– eine Beschreibung für die vielen niedrigen Sträucher
und bunt blühenden Büsche, die hier Berge und Flachland bis hin zum Meer bedecken. Die Küstenstraße führt von Kapstadt aus entlang der Westküste über Paternoster bis nach Velddrif. Unterwegs locken kilometerlange Sandstrände, weiße Fischerdörfer mit preisgekrönten Restaurants und Outdooraktivitäten von Surfen über Wandern bis Whale Watching.
Los geht es in der Metropole Kapstadt, in der sich Urlauber ein paar Tage Zeit für den Tafelberg, die lebendige V&A Waterfront und das bunte Viertel Bo-Kaap nehmen sollten. Das nächste Highlight der Tour ist der Vorort Bloubergstrand, von dem sich der beste Blick auf den Tafelberg eröffnet. Morgens sind Jogger am Wasser unterwegs, nachmittags nutzen unzählige Kitesurfer den aufziehenden Wind und ziehen vor dem beeindruckenden Bergpanorama ihre Bahnen.
Vorbei am Nachbarort Melkbosstrand geht es über die Küstenstraße weiter gen Norden. Auch hierher zieht es viele Surfer, die den stetigen Wind nutzen. Nur das Wasser ist – durch den nahen Benguela-Strom – ein wenig kühl. Weinfans biegen nach 30 Kilometern auf eine Schotterpiste zum kapholländischen Gut Groote Post ab. Es gehört zur jungen, aufstrebenden Weinregion um den Ort Darling, dessen neue Mikrobrauerei ebenfalls einen Abstecher wert ist. Kurz vor Yzerfontein lädt das direkt an der Route 27 liegende „!Khwa ttu“zum Besuch. Das Kulturprojekt der in der Region beheimateten San-Bevölkerung, auch als Buschmänner bekannt, umfasst ein modernes Museum, außerdem erzählen die San auf geführten Touren von ihrer Lebensweise und geben Einführungen in ihre berühmte Klicklaut-Sprache.
Bei Wanderungen und E-Bike-Touren sind Zebras, Antilopen und riesige Schildkröten zu sehen. Wer Zeit hat, bleibt über Nacht in einem der Gästehäuser. Von ihrer eigenen Terrasse blicken Urlauber bis zum Tafelberg und lauschen den fernen Gesängen der San zum Sonnenuntergang, während eine Zebraherde über die Hügel zieht. Das ist Afrikafeeling pur.
Wenige Kilometer weiter erstreckt sich der 30.000 Hektar große West Coast National Park bis zum Surferort Langebaan. Eine unglaubliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen: Im Feuchtgebiet sind über 250 Vogelarten heimisch, auch Flamingos, Pinguine und Strauße können beobachtet werden; im Frühjahr überziehen Abertausende blühende Wildblumen die Landschaft. Weiter nördlich locken die Fischerdörfer Langebaan und Paternoster mit ihren weißen Häusern und bunten Booten. Aktivurlauber toben sich hier beim Surfen oder Wellenreiten aus, Genießer freuen sich über frischen Fisch und Seafood aus dem Atlantik.
Und auch für den ganz großen Hunger gibt’s ein Gegenmittel: das vierstündige Zehn-Gänge-Menü im Strandloper nördlich von Langebaan. Das Wolfgat hingegen in Paternoster wurde gerade zum besten Restaurant der Welt gekürt. „Am Wochenende sind viele Kapstädter hier und die gehen gern essen, besonders gefragt sind die Restaurants direkt am Strand“, erzählt Marion Lubitz. Sie hat ihren Gästen heute einen Tisch im Gaaitjie reserviert und so dreht ihr Mann Deon zum Abschluss der Buggy-Tour noch eine Runde durch Paternoster und zeigt seinen Gästen das kleine Fischlokal. Nach einem Fotostopp bei den bunten Booten am Fischmarkt wendet er den Käfer, zurück in Richtung Gästehaus, und saust zu den Dünen. Mit Vollgas.