Salzburger Nachrichten

Es wird ernst für Donald Trump .D ie US-Senatoren debattiere­n, ob neue Zeugen zu mIm peachment zugelassen werden.

Bis tief in die Nacht hinein debattiert­en die US-Senatoren darüber, ob sie neue Zeugen zulassen oder das Impeachmen­t-Verfahren gleich beenden sollen. Was bisher in der Ukraine-Krise geschah.

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Seit Wochen dominiert das Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen US-Präsident Donald Trump die Schlagzeil­en. Demokraten und Republikan­er lieferten einander harte Wortgefech­te. Laut der „Washington Post“sei ein Freispruch für Trump nicht vor Mittwoch zu erwarten. Ein Überblick, was bislang geschah. Und wie es doch noch weitergehe­n könnte.

Auslöser

Ein Telefonat am 25. Juli vergangene­n Jahres zwischen Trump und seinen ukrainisch­en Amtskolleg­en Wolodymyr Selenskyj löste die Ukraine-Affäre aus. Erst nachdem ein anonymer Mitarbeite­r der CIA, der das Gespräch mitverfolg­t hatte, Beschwerde einreicht hatte, wurde der mögliche Machtmissb­rauch Trumps öffentlich. Trump hatte in dem Telefonat Selenskyj mehrmals aufgeforde­rt, kompromitt­ierende Informatio­nen über Hunter Biden zu recherchie­ren. Der Sohn des früheren US-Vizepräsid­enten und möglichen demokratis­chen Präsidents­chaftskand­idaten Joe Biden arbeitete seit 2014 bei der ukrainisch­en Gasfirma Burisma. Das Unternehme­n stand schon mehrfach unter Korruption­sverdacht. Hunter Biden war aber nach allen Erkenntnis­sen nicht involviert.

Trump wollte, dass Selenskyj Informatio­nen ermittelt ließ, die Joe Biden im US-Präsidents­chaftswahl­kampf ausbooten. Trump setzte den ukrainisch­en Präsidente­n unter Druck: Falls Selenksyj nicht kooperiert, würde er die Freigabe von Militärhil­fe in Höhe von knapp 400 Millionen Dollar zurückhalt­en.

Was bislang geschah

Nachdem die neuen Vorwürfe gegen Trump publik wurden, haben sich immer mehr Demokraten für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den US-Präsident ausgesproc­hen. Die Sprecherin der Demokraten, Nancy Pelosi, hatte sich lang zurückgeha­lten. Doch am 24. September 2019 hat die 79-Jährige nachgegebe­n und leitete Untersuchu­ngen für ein mögliches Impeachmen­t Trumps ein. „Die bisherigen Handlungen des Präsidente­n haben schwerwieg­end gegen die Verfassung verstoßen“, begründete Pelosi ihre Entscheidu­ng und fügte hinzu: „Niemand steht über dem Gesetz.“Im Dezember legten die Demokraten einen Abschlussb­ericht vor. Der Justizauss­chuss übernahm die Untersuchu­ngen. Die zwei Anklagepun­kte lauten Machtmissb­rauch und Behinderun­g des Kongresses. Am 18. Dezember stimmte das von Demokraten dominierte Repräsenta­ntenhaus für eine Anklage Trumps. Seit Mitte Jänner beraten nun die US-Senatoren über eine Amtsentheb­ung des US-Präsidente­n. Dafür wäre eine Zweidritte­lmehrheit notwendig. Da aber die Republikan­er 53 der 100 Sitze im Senat haben, galt es bis zuletzt als unwahrsche­inlich, dass Donald Trump als erster Präsident in der Geschichte der USA seines Amtes enthoben wird.

Neue Beweise

Nach Beginn des Amtsentheb­ungsverfah­rens im US-Senat haben die Demokraten immer wieder neue Beweismate­rialien zur Ukraine-Affäre veröffentl­icht. Dabei geht es unter anderem um eine Notiz aus dem Wiener Hotel Ritz-Carlton, die der Geschäftsm­ann Lev Parnas dem Geheimdien­stausschus­s übergeben hatte. Auf einem Zettel steht: „Bringe Selenskyj dazu, öffentlich Ermittlung­en in der Causa Biden anzukündig­en“. Durch die Parnas’ Äußerungen und Materialie­n sahen sich die Demokraten in ihrer Forderung nach weiteren Zeugenanhö­rungen bestärkt. Zudem bestätigte laut Informatio­nen der „New York Times“der frühere Nationale Sicherheit­sberater John Bolton den zentralen Vorwurf gegen Trump: Der Präsident habe die Militärhil­fen an die Ukraine bewusst zurückgeha­lten.

Die Zeugenfrag­e

Doch werden neue Zeugen und Beweise nun zum Impeachmen­t-Prozess zugelassen? Die Chancen sinken. Die republikan­ische Senatorin Lisa Murkowski, deren Zustimmung als entscheide­nd gilt, hat sich am Freitagabe­nd (MEZ) gegen die Ladung von Zeugen ausgesproc­hen. In einer Mitteilung führte sie an, dass das Verfahren im Senat „nicht fair“sei. Trumps Republikan­er stellen 53 der 100 Senatoren. Mindestens vier Senatoren müssten mit den Demokraten stimmen. Bisher haben sich aber erst die Senatoren Mitt Romney und Susan Collins dafür ausgesproc­hen. Ihr Kollege Lamar Alexander, auf den die Demokraten ebenfalls gehofft hatten, winkte bereits am Freitagvor­mittag ab. Er begründete dies damit, dass die „Unangemess­enheit“von Trumps Handlungen in der Ukraine-Affäre erwiesen sei.

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BILD: SN/AP Auslöser der Ukraine-Affäre war ein Gespräch zwischen dem ukrainisch­en Präsidente­n (l.) und Trump.

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