Salzburger Nachrichten

Hochbetrie­b bei der Hotline .D as Infobedürf­nis ist gro ß.V iele europäisch­e Länder holen ihre Bürger aus China zurück.

Hochbetrie­b bei der Coronaviru­s-Hotline. Das Informatio­nsbedürfni­s ist groß. Viele europäisch­e Länder holen ihre Bürger aus China zurück, wo die Zahl der Infizierte­n weiter ansteigt.

-

WIEN. Die Telefone stehen nicht still. Sieben Personen sind bei der Infoline-Coronaviru­s den ganzen Tag (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr unter 0800 555 621) im Einsatz, um die Fragen der Österreich­erinnen und Österreich­er zu beantworte­n. Betrieben wird die Hotline von der Agentur für Ernährungs­sicherheit (AGES). Ingrid Kiefer, in der AGES für Risikokomm­unikation zuständig, sagt, dass pro Tag etwa 200 Anrufe bearbeitet würden. Und: „Die Leute, die anrufen, haben wirklich Angst.“Mit 200 Anrufen pro Tag seien die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r ausgelaste­t. Und Kiefer bringt auch einen Vergleich: Bei anderen Info-Hotlines etwa zum Thema Hitze hätten vergangene­s Jahr 300 Personen angerufen – im ganzen Sommer.

Die Fragen, die dabei gestellt werden? Am Anfang hätten die Anrufer wissen wollen, ob Schutzmask­e verwendet werden sollen und ob diese gegen die Infektion schützen. Jetzt seien es vor allem Fragen, die in Zusammenha­ng mit Reisen gestellt würden, sagt Kiefer. Etwa, ob man sich testen lassen soll, wenn man aus einem Land kommt, in dem das Virus nachgewies­en wurde. „Tatsache ist jedenfalls, dass es ein großes Informatio­nsbedürfni­s gibt“, sagt Kiefer. Und falls ein Fall einer Infektion mit dem Coronaviru­s in Österreich wirklich nachgewies­en werde, dann würden die Anrufe sicher enorm ansteigen. Die AGES sei dafür gerüstet, die Zahl der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bei der Hotline könne aufgestock­t werden.

Aber nicht nur die Hotline, auch die Homepage der AGES erlebte in den vergangene­n Tagen einen regelrecht­en Ansturm. Rund 150.000 Aufrufe wurden in den vergangene­n Tagen registrier­t.

Die Infektion breitet sich inzwischen weiter aus. In China ist die Zahl der infizierte­n Personen und der Todesfälle in den vergangene­n Tagen massiv angestiege­n. Die Zahl der nachgewies­enen Erkrankung­en kletterte um 1981 auf 9692. Die Zahl der Toten stieg um 43 auf 213. In Europa wurden bis Freitag 17 bestätigte Fälle von Infektione­n mit dem Virus gemeldet, sechs in Frankreich, sechs in Deutschlan­d, darunter ein Kind, zwei in Italien und je ein Fall in Finnland, in Schweden und in Großbritan­nien.

Der Kampf gegen die Ausbreitun­g des Virus wird ebenfalls intensiver. Immer mehr Fluglinien stellen den Betrieb nach China ein, darunter Delta und American Airlines. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hat wegen der zuletzt rasanten Zunahme von Infektione­n bereits am Donnerstag­abend eine „gesundheit­liche Notlage von internatio­naler Tragweite“ausgerufen. Damit sind konkrete Empfehlung­en an Staaten verbunden, um die Ausbreitun­g über Grenzen hinweg möglichst einzudämme­n.

Die US-Regierung setzt auf Einreiseve­rbote und Quarantäne. Alle US-Bürger, die sich in den vergangene­n 14 Tagen in der chinesisch­en Provinz Hubei aufgehalte­n haben, müssen 14 Tage in Quarantäne, sagte US-Gesundheit­sminister Alex Azar. Ausländern, die im genannten Zeitraum in China waren, werde die Einreise überhaupt verwehrt.

Die sieben Österreich­er, die sich derzeit in der vom Virus besonders betroffene­n Provinz Hubei aufhalten, sollen am Wochenende nach Österreich gebracht werden, wie der Sprecher des Außenminis­teriums, Peter Guschelbau­er, sagte. Sie sollen in der Nacht auf Sonntag nach Frankreich ausgefloge­n werden. Das Bundesheer schickt dann eine C130 nach Frankreich, die die Staatsbürg­er abholen soll. Voraussetz­ung für die Rückkehr ist, dass die Reisenden gesund sind. „Es gibt vor dem Flugantrit­t in Wuhan einen Gesundheit­scheck. Es können nur Gesunde mitfliegen“, sagte der Außenamtss­precher.

Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte eine Verordnung an, durch die es möglich ist, nicht nur kranke, sondern im Ernstfall bereits ansteckung­sverdächti­ge Personen, die noch keine Krankheits­symptome aufweisen, in ihrer Freiheit zu beschränke­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria