Dominic Thiem muss sich Novak Djokovic beugen
Dominic Thiem war bei den Australian Open nur wenige Games von seinem ersten Grand-Slam-Triumph entfernt. Österreichs Tennisstar unterlag Novak Djokovic in fünf Sätzen.
So nah war Dominic Thiem seinem ersten GrandSlam-Triumph noch nie. Österreichs Tennisstar führte im Endspiel bei den Australian Open gegen Novak Djokovic mit 2:1 in Sätzen, musste sich dem nun achtfachen Rekordsieger nach fast vier Stunden aber 4:6, 6:4, 6:2, 3:6, 4:6 geschlagen geben. Damit blieb ihm die Krönung zwar versagt, doch nicht nur Djokovic prophezeit dem 26-Jährigen noch eine weitere große
Zukunft und „mehr als einen Grand-Slam-Sieg“. Thiem konnte sich dank einer abermals sehr starken Leistung nicht viel vorwerfen. „Wenn kleine Details anders laufen, würde ich jetzt vielleicht als Sieger dasitzen. Das macht mich nicht stolz, aber sehr zuversichtlich für die nächsten großen Turniere“, sagt der 26-Jährige. Djokovic wiederum visiert nach seinem 17. Grand-Slam-Sieg die Bestmarke von Roger Federer an.
Noch nie war Dominic Thiem so nah an seinem ersten Grand-Slam-Titel. Österreichs Tennisstar führte im Endspiel der Australian Open gegen Novak Djokovic mit 2:1 in Sätzen, schien gegen einen zu diesem Zeitpunkt körperlich und psychisch angezählten Serben auf der Siegerstraße. Doch es sollte nicht reichen, Thiem verlor das hochklassige und dramatische Duell 4:6, 6:4, 6:2, 3:6, 4:6. Während der 26-Jährige damit auch im dritten Grand-Slam-Finale leer ausging, holte Djokovic seine bereits 17. Major-Trophäe.
Als die Vorhand von Thiem ins Aus segelte, war das das Ende von 3:59 Stunden großteils bester Tennisunterhaltung. Djokovic streckte kurz vor Mitternacht die Arme in die Höhe, Thiem gratulierte dem nun achtfachen Melbourne-Sieger beim Handshake am Netz mit den Worten: „Brav, gut gespielt, bravo“. Zunächst überwog beim Niederösterreicher natürlich die Enttäuschung, denn im Gegensatz zu den Endspielen 2018 und 2019 in Roland Garros, wo er gegen Rafael Nadal ohne jede Siegchance war, agierte Thiem mit dem Weltbesten diesmal auf Augenhöhe.
Bei der Siegerehrung hob er die beispiellose Karriere des 32-jährigen Serben noch einmal hervor. „Es ist fast unwirklich, was du machst. Du und zwei andere Spieler (Roger Federer und Nadal) hebt das Tennis seit mehr als zehn Jahren auf ein nicht für möglich gehaltenes Level. Ich bin froh, dass ich mich mit euch messen kann“, sagte Thiem. Das elfte Duell war für beide eine Hochschaubahn
der Gefühle. Djokovic startete druckvoll und fehlerfrei, sodass Thiem um jedes Aufschlaggame kämpfen musste. Doch konnte er ein 0:3 egalisieren. Ein Doppelfehler Thiems zum 4:6 brachte Djokovic aber die Satzführung.
Niemand konnte da ahnen, dass sich das Match in den folgenden zwei Sätzen komplett drehen würde. Thiem legte mit einem Break vor. Der endgültige Wendepunkt war aber, als der Österreicher seinen Aufschlagverlust zum 4:4 postwendend mit einem weiteren Break beantwortete. Djokovic kassierte dabei zwei Verwarnungen wegen Zeitüberschreitung. Seine Nerven lagen fortan blank. „Du machst dich selbst berühmt, gut gemacht“, verhöhnte er den Schiedsrichter. Süffisantes Lächeln, Kopfschütteln und
Wutausbrüche – ein Verhalten, das man von Djokovic kennt. Genauso bekannt ist aber auch, dass er sich aus diesen scheinbar ausweglosen Situationen oft befreit.
Diesmal dauerte es aber bis zum vierten Satz. Den dritten Durchgang dominierte Thiem mit 6:2. Danach erreichte das Endspiel ein großartiges Niveau. Ein schwaches Aufschlagspiel von Thiem genügte Djokovic zum Satzausgleich. Das Endspiel bekam, was es verdiente: einen alles entscheidenden fünften Satz. Da musste der Österreicher seinen Aufschlag zum 1:2 abgeben. Gegen einen nun wieder auf höchstem Niveau agierenden Djokovic hatte Thiem dann nur noch eine Chance zurückzukommen. Eine Vorhand ins Netz beim Breakball zum 2:2 hätte das Match noch einmal drehen können. Thiems Fitness, der sein drittes Marathonmatch absolvierte, spielte mit. Nicht aber der Serbe, der alle Versuche eines großartig spielenden Thiem abwehrte.
„Ich denke, dass ich mir nicht sehr viel vorwerfen kann. Einige Fehler hier und da. Einen Volley bei 3:4 im vierten Satz, der an der Netzkante hängen bleibt oder diese Vorhand bei 1:1 im fünften Satz, 30:15. Es sind kleine Details, die anders laufen könnten und dann würde ich hier als Sieger sitzen“, sagte Thiem bei der Pressekonferenz und ließ auch an seinen Emotionen teilhaben. „Ich habe mich physisch selten so müde gefühlt, speziell nachdem jetzt all die Spannung abgefallen ist“, konnte Thiem die erste Enttäuschung nicht verbergen. Das Wort „Stolz“wollte er trotz zweier großartiger Wochen nach dem verlorenen Finale nicht in den Mund nehmen. „Auf welchem Niveau ich das gesamte Turnier, vor allem in der entscheidenden Phase, spielen konnte, das macht mich nicht stolz, aber für die nächsten großen Turniere zuversichtlich.“
In der Rod-Laver-Arena bekam er großen Applaus, weil er noch einmal an das verheerende Buschfeuer in Australien erinnerte: „Es zeigt, dass es viel Wichtigeres gibt als das, was wir (Tennisprofis) machen.“Thiem, nun Nummer vier der Welt, kassiert knapp 1,3 Millionen Euro.