Das Ende von Tempo 140 naht
Umweltexperten zufolge wären Tempolimits billige und schnell wirksame Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Die Versuchsstrecken des FPÖ-Verkehrsministers werden jetzt beendet.
Die Tempo-140-Teststrecken auf Österreichs Autobahnen sind bald Geschichte. Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagte, dass eine entsprechende Verordnung, durch die diese abgeschafft würden, schon in Arbeit sei. In den kommenden Wochen werde sie in Kraft treten. „Wir haben beim Klimaschutz so große Aufgaben, dass es wichtig ist, dass man auch in einzelnen Bereichen nicht in die falsche Richtung läuft. Die 140 waren leider die falsche Richtung, deswegen ist das eines der Themen, die wir rasch angehen“, erklärte Gewessler.
Die drei Versuchsstrecken mit Tempo 140 waren unter ihrem Vorgänger als Norbert Hofer (FPÖ) eingeführt worden. Der hatte argumentiert: „Der Weg zum Erreichen der ehrgeizigen Klimaziele führt im Verkehrsbereich über die Schaffung von Anreizen und nicht über Verbote.“Tempo 140 auf den Teststrecken von insgesamt 120 Kilometern Länge werde sich in der CO2-Bilanz nicht niederschlagen. „Die Empörung ist sehr künstlich“, hieß es damals noch aus Hofers Büro. Um seine Meinung zu stützen, wurden die Auswirkungen von Tempo 140 auch überprüft. Fachleute errechneten, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit der Pkw auf den 88 Kilometern auf den beiden Teststrecken in Niederösterreich je nach Verkehrsmenge, Wetter und Tageszeiten
zwischen zwei und vier km/h zugenommen hat. Im mit 32 Kilometern deutlich kürzeren Testabschnitt in Oberösterreich stiegen die mittleren Geschwindigkeiten um drei bis vier km/h an. Die Maßnahme von Ex-Verkehrsminister
Hofer war unter Umweltexperten umstritten. Beispielsweise forderten Fachleute aus dem Umweltbundesamt in ihrem „Sachbestandsbericht Mobilität“, die Höchstgeschwindigkeit von 130 auf 100 herabzusetzen. Damit könnten die CO2-Emissionen jährlich um 450.000 Tonnen reduziert werden, errechneten die Experten. Sie sehen Tempolimits als eine von 50 möglichen Einzelmaßnahmen, um die Treibhausgase in Österreich bis 2030 um sieben Millionen Tonnen zu reduzieren.
Der Verkehr gilt dabei mit einem Anteil von 45 Prozent als größter Verursacher von Treibhausgasen. Ihren Berechnungen nach steigen die Emissionen – bei 140 statt 130 km/h um elf Prozent. „Aus Perspektive der Umwelt wäre ein Tempolimit eine sehr sinnvolle Maßnahme“, hieß es aus dem Umweltbundesamt. „Der große Vorteil von Tempolimits ist, sie sind leicht und kostengünstig umzusetzen und schnell wirksam.“Der Nachteil: Sie sind bei der Bevölkerung unpopulär.