Qualität statt Quantität fördern
Nach diesem Prinzip will Ministerin Köstinger die EU-Agrarpolitik laut Interview mit SN und TT radikal ändern. Das Bekenntnis zu bäuerlichen Familienbetrieben und der Masterplan für den ländlichen Raum sind prinzipiell sehr lobenswert. Die stereotype Schuldzuweisung an die Konsumenten wegen Billigsteinkauf, der schlechte ökologische Fußabdruck von brasilianischem Rindfleisch und die Forderung nach CO2-Zöllen rufen aber laut nach dem Besen zum Kehren vor der eigenen Haustür:
Wie steht es denn mit der Energiebilanz der heimischen Milchwirtschaft, die durchschnittlich 30 Prozent ihres Energiefutters aus ehemaligen Regenwaldgebieten bezieht? Warum findet sich im Regierungsprogramm nur die Herkunftskennzeichnung und nicht die Kennzeichnung nach der Qualität der Tierhaltung, wie bei den Hühnereiern mit Österreich als Vorreiter bereits erfolgreich umgesetzt? Könnte es vielleicht daran liegen, dass 90 Prozent des staatlichen AMA-Gütesiegel-Fleischs auf Vollspaltenboden heranwachsen? Eine Qualitätsoffensive, die auf Einhaltung gesetzlicher Mindestnormen setzt, diese zudem als Anspruchsberechtigung für Ausgleichszahlungen verwendet und strengere Auflagen kategorisch ablehnt, hat wenig Veränderungspotenzial. Eine radikale Änderung der Agrarpolitik müsste die Geldflüsse in Richtung gesamtbetrieblicher Energiebilanz und transparenter gemeinnütziger Leistungen lenken. Damit sollte man im eigenen Wirkungsbereich beginnen, um die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Transferleistungen langfristig abzusichern. Dr. Erik Schmid