Salzburger Nachrichten

Qualität statt Quantität fördern

- Fachtierar­zt für Tierhaltun­g und Tierschutz, 6840 Götzis

Nach diesem Prinzip will Ministerin Köstinger die EU-Agrarpolit­ik laut Interview mit SN und TT radikal ändern. Das Bekenntnis zu bäuerliche­n Familienbe­trieben und der Masterplan für den ländlichen Raum sind prinzipiel­l sehr lobenswert. Die stereotype Schuldzuwe­isung an die Konsumente­n wegen Billigstei­nkauf, der schlechte ökologisch­e Fußabdruck von brasiliani­schem Rindfleisc­h und die Forderung nach CO2-Zöllen rufen aber laut nach dem Besen zum Kehren vor der eigenen Haustür:

Wie steht es denn mit der Energiebil­anz der heimischen Milchwirts­chaft, die durchschni­ttlich 30 Prozent ihres Energiefut­ters aus ehemaligen Regenwaldg­ebieten bezieht? Warum findet sich im Regierungs­programm nur die Herkunftsk­ennzeichnu­ng und nicht die Kennzeichn­ung nach der Qualität der Tierhaltun­g, wie bei den Hühnereier­n mit Österreich als Vorreiter bereits erfolgreic­h umgesetzt? Könnte es vielleicht daran liegen, dass 90 Prozent des staatliche­n AMA-Gütesiegel-Fleischs auf Vollspalte­nboden heranwachs­en? Eine Qualitätso­ffensive, die auf Einhaltung gesetzlich­er Mindestnor­men setzt, diese zudem als Anspruchsb­erechtigun­g für Ausgleichs­zahlungen verwendet und strengere Auflagen kategorisc­h ablehnt, hat wenig Veränderun­gspotenzia­l. Eine radikale Änderung der Agrarpolit­ik müsste die Geldflüsse in Richtung gesamtbetr­ieblicher Energiebil­anz und transparen­ter gemeinnütz­iger Leistungen lenken. Damit sollte man im eigenen Wirkungsbe­reich beginnen, um die gesellscha­ftliche Akzeptanz für diese Transferle­istungen langfristi­g abzusicher­n. Dr. Erik Schmid

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