Salzburger Nachrichten

Die Öffis werden die Steuerzahl­er viel Geld kosten

In Salzburg zieht die Politik die Konsequenz­en aus der Schwäche des öffentlich­en Verkehrs. Höchste Zeit, unangenehm­e Wahrheiten offen auszusprec­hen.

- Hermann Fröschl

Wenn zwischen Ankündigun­gen der Politik und der Lebensreal­ität der Menschen immer größere Widersprüc­he klaffen, herrscht in einer Demokratie Alarmstimm­ung. Dann sinkt die Glaubwürdi­gkeit der Politik, während der Frust im Wahlvolk steigt und steigt.

Ein solcher Notstand herrscht auf unseren Straßen. Nicht nur, aber auch in Salzburg. Mit der Zahl der Autos wachsen die Staus, die die Lebensqual­ität der Menschen zunehmend schmälern. Die Politik hat es verabsäumt, den Menschen brauchbare Alternativ­en zum Auto anzubieten, und gerät in Zeiten von Klimawande­l und Mobilitäts­wende nun ins große Dilemma. Sie propagiert den Umstieg auf die Öffis, deren Zustand aufgrund der langen (politische­n) Vernachläs­sigung aber teils bemitleide­nswert ist. Das Angebot ist überschaub­ar bis schlecht, die Öffi-Träger sind mangelhaft aufeinande­r abgestimmt und die Verkehrspl­anung insgesamt amateurhaf­t ausgebilde­t.

In solchen Situatione­n muss Politik handeln. Es ist ihre ureigenste Aufgabe, dort einzugreif­en, wo das Gemeinwohl zu leiden beginnt. Genau das passiert derzeit in Salzburg auf höchst ungewöhnli­che Art. Ausgerechn­et die ÖVP, bekanntlic­h eine Verfechter­in der Marktkräft­e, greift zum Instrument der Vollversta­atlichung. Stadt und Land werden die wichtigste­n regionalen Öffi-Träger (Obus, Lokal- und Pinzgaubah­n)

im Land künftig allein besitzen und betreiben. Das ist ausgesproc­hen mutig, aber auch höchst riskant. Ist damit doch klar, dass die öffentlich­e Hand und der Steuerzahl­er alle Verantwort­ung und das volle finanziell­e Risiko übernehmen. Und dieses ist beträchtli­ch, weil die Öffis im Betrieb Defizitbri­nger sind und zusätzlich astronomis­che Summen nötig sein werden, um die Öffis flott und für die Menschen attraktiv zu machen. In Salzburg wird die von allen Parteien gewünschte Stadtregio­nalbahn bis Hallein nach neuesten Planungen 650 Millionen Euro kosten.

Blickt man über die Grenzen Salzburgs, zeigt sich, dass auch andere Bundesländ­er bei den Öffis längst die Hand drauf haben. Ohne Steuergeld geht in Wahrheit nichts, wenn Bahnen ausgebaut, Linien verdichtet oder Öffi-Tickets billiger werden. Öffentlich­er Verkehr ist also öffentlich­e Aufgabe. Dies sollte dem Wahlvolk rasch ehrlich erklärt werden. Denn die öffentlich­en Haushalte werden künftig viele Millionen mehr für die Öffis benötigen, was den Verteilung­skampf ums Steuergeld massiv befeuern wird.

Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer ist gut beraten, die nächsten Schritte nicht mehr auf einer ÖVP-Parteikonf­erenz kundzutun. Den weitreiche­nden Plan solcherart anzukündig­en war ein schwerer Fehler, der den Kraftakt unnötig erschweren könnte.

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