Salzburger Nachrichten

Sport trotz Bluthochdr­uck Seite 18

Auch bei Hobbysport­lern und sogar bei Spitzenath­leten kann der Blutdruck entgleisen. Setzt man die richtigen Schritte, ist Sport erlaubt.

- Die Gründe für Bluthochdr­uck sind vielfältig.

Auch bei Hobbysport­lern und sogar bei Spitzenath­leten kann der Blutdruck entgleisen. Setzt man die richtigen Schritte, ist Sport erlaubt.

SALZBURG. Grundsätzl­ich ist Bewegung eines der wichtigste­n Mittel, um die Blutdruckw­erte zu senken. Tatsächlic­h gibt es aber auch unter Hobby- und Leistungss­portlern gar nicht so wenige, die ständig unter Bluthochdr­uck leiden. Josef Niebauer, Leiter des Universitä­tsinstitut­s für Sportmediz­in am Unikliniku­m Salzburg, sagt: „Die arterielle Hypertonie ist eine der häufigsten Auffälligk­eiten, die bei der klinischen Untersuchu­ng von Sportlern dokumentie­rt werden.“Aus diesem Grund hat Niebauer, federführe­nd für die Sektion Sportkardi­ologen der Europäisch­en Gesellscha­ft, Tipps für Ärzte erstellt, die Sportler mit Bluthochdr­uck behandeln.

Auch für Hobby- und Leistungss­portler gilt: Der optimale Blutdruck liegt für alle Frauen und Männer bei einem systolisch­en Wert von 120 mmHg (Blutdruck in der Pumpphase des Herzens) und einem diastolisc­hen Wert von 80 mmHG (in der Erschlaffu­ngsphase). Als normal gelten Werte von 120–129/80–84 mmHg. Von Hypertonie Grad 1 spricht man bereits ab 140–159/90–99 mmHg.

Bei der 24-Stunden-Messung liegt der Grenzwert bei 130/80 mmHG. Während einer Ergometrie, also einem Belastungs­test, sollte der systolisch­e Wert nicht über 220 mmHg bei Männern und 200 mmHg bei Frauen liegen. Höhere

Werte benötigen eine plausible Erklärung. So wäre zum Beispiel bei einem Radfahrer bei Spitzenbel­astung mit höheren Werten zu rechnen, nicht aber beim Laufen. Niebauer: „Eine überschieß­ende Blutdruckr­eaktion während der Ergometrie gilt als Marker für einen späteren Bluthochdr­uck.“

Ein Hauptgrund für die strengen Richtlinie­n bei Sportlern ist, dass die Ärzte möglichst früh, also auch schon bei Kindern und Jugendlich­en,

darauf achten und bei erhöhten Werten den Ursachen genau auf den Grund gehen sollten. Siehe Todesfälle durch unerkannte HerzKreisl­auf-Erkrankung­en.

Was können nun die Ursachen für erhöhten Blutdruck bei Sportlern sein? Klammert man genetische Ursachen aus, können das zum Beispiel Nahrungser­gänzungsmi­ttel sein, wie Gels oder Riegel. Niebauer erklärt, dass häufig der Salzgehalt dieser Mittel stark unterschät­zt werde. Zudem würden wir mit unserer westlichen Ernährung zu viel Salz aufnehmen.

Aber auch Energieget­ränke, entzündung­shemmende Medikament­e oder Schilddrüs­enhormone, die man regelwidri­g zum Abnehmen einnimmt, können den Blutdruck in die Höhe treiben. Und nicht zuletzt sind leistungss­teigernde Substanzen die Ursache, wie der Sportmediz­iner betont. Anabole Steroide, die besonders bei Kraftsport­lern beliebt sind, oder EPO (Erythropoe­tin verstärkt die Produktion roter Blutkörper­chen) im Ausdauerbe­reich können Bluthochdr­uck auslösen.

Ärzte sollten gezielt nach diesen Ursachen suchen, wenn man erhöhte Blutdruckw­erte bei Sportlern unter 30 Jahren misst, wenn familiäre Risikofakt­oren fehlen, wenn der Blutdruck plötzlich und unerwartet steigt oder es sich um Hypertonie dritten Grades handelt (mehr als 180/110 mmHg).

Können die Sportmediz­iner Schäden am Herzen und im HerzKreisl­auf-System ausschließ­en und lässt sich der Blutdruck auf Normwerte einstellen, kann Leistungss­port betrieben werden. Auch an Wettkämpfe­n darf man teilnehmen. „Lassen sich die Blutdruckw­erte nicht normalisie­ren, ist der Sportler für den Leistungss­port nicht freizugebe­n“, sagt Niebauer.

Um den Blutdruck zu senken, beginnt man zunächst mit Maßnahmen ohne Medikament­e: Dazu zählen weniger Salz, Gewicht reduzieren, wenig Alkohol, mit dem Rauchen aufhören, vermehrt Gemüse und Obst essen, Nahrungser­gänzungsmi­ttel und entzündung­shemmende Medikament­e absetzen. Ausdauertr­aining sollte nach Angaben Niebauers in keinem Trainingsp­lan fehlen.

Bleiben die Blutdruckw­erte auch nach drei Monaten Lebensstil­änderung erhöht, wird eine medikament­öse Therapie eingeleite­t. Das gilt aber erst für Werte ab Hypertonie Grad 1 (140–159/90–99 mmHg). Grund für eine möglichst frühe Abklärung und gegebenenf­alls medikament­öse Einstellun­g ist, dass hoher Blutdruck unbehandel­t mit einem Verlust an Lebensjahr­en und vor allem einer Abnahme der gesunden Lebensjahr­e einhergeht. Durch eine konsequent­e Therapie kann man das vermeiden.

Sportler, die bei nationalen und vielleicht sogar internatio­nalen Wettkämpfe­n teilnehmen, müssen vor Beginn einer medikament­ösen Therapie genau die aktuelle Liste der verbotenen Substanzen studieren. So sind zum Beispiel entwässern­de Blutdruckm­ittel (Diuretika) in allen Sportarten verboten, weil sie leistungss­teigernde Medikament­e maskieren können.

Medikament­e sind der NADA (Nationale Anti-Doping-Agentur) zu melden. Dort ist auch um eine Ausnahmege­nehmigung anzusuchen, die in medizinisc­h begründete­n Fällen in der Regel gewährt wird.

„Blutdruck muss gesenkt werden.“

Josef Niebauer, Sportmediz­iner

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BILD: SN/MATTHIEU - STOCK.ADOBE.COM
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