250 Gramm Wodka gegen Bill Gates
Mit kuriosen Mitteln und abenteuerlichen Theorien begegnen die Russen dem Virus aus China. Noch herrscht Humor statt Panik.
Auch in Russland wütet das Coronavirus vor allem im Internet. Wer sich nicht anstecken wolle, solle auf Bananen und auf Bestellungen beim chinesischen E-Versandhaus AliExpress verzichten, heißt es im Netz. Und ein Nutzer des Sozialportals vk.com beruft sich auf seinen Vater, der angeblich im Gesundheitsministerium arbeitet. „Die Ansteckungsgefahr ist für erwachsene Männer besonders hoch, sie müssen jeden Abend 250 Gramm Wodka oder Whisky trinken.“Noch herrscht Humor statt Panik. Aber in Moskaus Apotheken sind Schutzmasken ausverkauft. Dabei sind bisher offiziell nur zwei Infizierte gemeldet worden, östlich des Urals. Beide sind Chinesen. Aber die Russen spüren jetzt, wie eng die Nachbarschaft zu China geworden ist. Die gemeinsame Grenze ist 4200 Kilometer lang, in den ersten neun Monaten 2019 besuchten 1,2
Millionen chinesische Touristen Russland, knapp 660.000 russische Reisende China. Um sich gegen die Epidemie zu schützen, hat Russland die Einreise ausländischer Bürger aus China bis auf Weiteres untersagt, den Zugverkehr ganz und den Flugverkehr großteils gestoppt, die Grenzübergänge im russischen Fernen Osten geschlossen. Die Regierung plant, infizierte Ausländer zu deportieren, ein Investitionsforum in Sotschi soll verschoben werden.
Rigorose Maßnahmen, aber zumindest der Rubel scheint sich angesteckt zu haben. Vergangenen Freitag lag sein Kurs bei 68,62 Rubel pro Euro, am Montag wurde er bei 70,79 notiert. Grund ist vor allem der um 20 Prozent gesunkene Rohölbedarf Chinas, der den Ölpreis drückt. Ähnliches gilt für chinesische Stahlimporte aus China.
Jedenfalls wird der feindliche Westen verdächtigt, hinter dem Coronavirus zu stecken.
Das Militärportal tvzvezda.ru schreibt, der amerikanische IT-Magnat Bill Gates hätte schon vergangenes Jahr mit dem Pentagon und Pharmakonzernen eine Virenepidemie mit 65 Millionen Todesopfern simuliert, zu Übungszwecken. Und Moskauer Medien argwöhnen, das Virus stamme aus einem Labor der US-Armee für biologische Kampfstoffe.
Dagegen vermutet das Petersburger Nachrichtenportal absoluttv.ru, Peking selbst zocke mithilfe des Virus ab: Infolge der Epidemie seien die Kurse vieler Firmen mit ausländischem Kapital an den Börsen bis zu 20 Prozent gefallen, der chinesische Staat kaufe ihre Aktien jetzt billig auf.
Und der Moskauer Militärexperte Viktor Litowkin schließt nicht aus, dass die Behörden Chinas das Virus auch zum Anlass nehmen, um eine Kriegslage nach dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen zu üben.