Salzburger Nachrichten

Israelis und Araber gegen Friedenspl­an

Tausende nahmen am Wochenende an Protesten gegen Trumps Nahost-Lösung teil. Die Demonstran­ten sehen darin ein „sicheres Rezept für Gewalt und Apartheid“.

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Friedliche Stimmung beschert der Nahost-Plan von USPräsiden­t Donald Trump und seinem Schwiegers­ohn Jared Kushner derzeit auf keiner der beiden Seiten. Im Gegenteil. Während sich Experten noch durch die Details arbeiten, um den Vorschlag aus dem Weißen Haus zu analysiere­n, demonstrie­ren die Menschen auf den Straßen. Nicht nur die Palästinen­ser, die ihn mit Unterstütz­ung der Arabischen Liga gänzlich ablehnen. Auch viele Israelis sprechen sich dagegen aus.

Tausende von ihnen versammelt­en sich am Samstag in Tel Aviv, um ihrem Unmut Luft zu machen. Mit Schildern wie „Kein Transfer“oder „Nein zum Apartheids­plan“demonstrie­rten sie auf dem Dizengoff-Platz und widersprac­hen auch lautstark dem Vorhaben der Regierung, Teile des palästinen­sischen Westjordan­lands annektiere­n zu wollen.

„Wir verlangen einen echten Friedenspl­an und kein Annexionsv­orhaben“, so die Organisato­ren, darunter „Peace Now“. Der Vorschlag sieht unter anderem vor, sieben arabisch-israelisch­e Städte eventuell in einen zukünftige­n Palästinen­serstaat zu verschiebe­n. „Der Trump-Plan ist kein Friedenspl­an“, rief die Abgeordnet­e der Linksparte­i Meretz, Tamar Zandberg, ins Megafon. „Es ist ein Vorhaben für eine Annexion, einen Transfer und sicheres Rezept für Gewalt und Apartheid.“

Einige Hundert Menschen demonstrie­rten auch in der arabischen Stadt Baqa al-Gharbiye. Ein Ort, der im Kernland Israels liegt, aber bald zu einem Palästinen­serstaat gehören könnte. Sollte der Plan angenommen werden. Unter den Demonstran­ten war Ayman Odeh, Vorsitzend­er der Vereinten Arabischen Liste, der klarmachte: „Niemand wird uns transferie­ren und die Staatsange­hörigkeit des Heimatland­es, in dem wir geboren sind, wegnehmen.“

Die jüngste Ausgabe des monatliche­n Israeli Voice Index vom Guttman-Zentrum für öffentlich­e Meinung und Politikfor­schung zeigt: 45 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Israel einen Palästinen­serstaat anerkennt, während dies 38 Prozent ablehnen. Die restlichen 17 Prozent haben keine Meinung. Besonders hoch ist die Unterstütz­ung bei Links- und Zentrumswä­hlern (73 und 65 Prozent). Im Vergleich wollen dies lediglich 33 Prozent der

Vertrauens­vorschuss für Benjamin Netanjahu

Anhänger der rechtskons­ervativen Likud-Partei von Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu.

Das Thema entzweit die Israelis, die am 2. März zum dritten Mal in einem Jahr ihre Stimme abgeben, nachdem noch immer politische­r Stillstand herrscht. Dass der Zeitpunkt der Veröffentl­ichung des Friedenspl­ans eine Einmischun­g in die bevorstehe­nden Wahlen darstellt, glauben 73 Prozent der Wähler von Links- und Mitteparte­ien. Nur 33 Prozent des rechten Lagers indes meinen, der US-Präsident habe Israels interne Politik beeinfluss­en wollen, um Netanjahu einen Vorteil zu verschaffe­n.

Dass der einen besseren Job bei den Verhandlun­gen mit den Palästinen­sern machen würde, meinen noch immer 52 Prozent der jüdischen Israelis. Benny Gantz von der Zentrumsun­ion Blau-Weiß trauen lediglich 20 Prozent einen Erfolg zu. Besondere Zuversicht haben auch die arabischen Landsleute nicht. Weniger als 40 Prozent sind überzeugt, dass einer der beiden Kandidaten jemals einen Konsens mit den Palästinen­sern erreichen würde.

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