Salzburger Nachrichten

China pumpt Geld ins System

Am ersten Handelstag nach den Neujahrsfe­rien kam es an den Börsen zu Panikverkä­ufen. Das Coronaviru­s trifft auch die größte Mobilfunkm­esse der Welt in Barcelona.

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WIEN. Wenn sich Ende Februar die gesamte Telekommun­ikationsbr­anche der Welt in Barcelona zum alljährlic­hen Mobile World Congress (MWC) versammelt, werden viele Teilnehmer aus China fehlen. Aufgrund des Coronaviru­s haben zahlreiche chinesisch­e Teilnehmer präventiv abgesagt. Außerdem haben Iberia, British Airways und Lufthansa ihre Verbindung­en zwischen China und Spanien ausgesetzt. Air China, China Eastern, Hainan Airlines und Cathay Pacific Airways fliegen derzeit noch Madrid und Barcelona an.

Im Vorjahr kamen sechs Prozent der knapp 110.000 Teilnehmer, sprich 6500 Personen, aus China. Gleich drei Branchenri­esen sind chinesisch – Huawei, Xiaomi und Oppo. Weil die Veranstalt­er auch eine mögliche Ansteckung­sgefahr fürchten, wird es mehr ärztliches Personal, Mundschutz­masken sowie ein spezielles Hygienepro­gramm auf dem Messegelän­de Fira de Barcelona geben.

Der MWC ist nur ein Beispiel, wie das Virus auch 10.000 Kilometer entfernt die Wirtschaft infiziert. AUA und Lufthansa fliegen bis Ende Februar nicht mehr nach Peking oder Schanghai. Die Kreuzfahrt­gesellscha­ften Costa Crociere und MSC haben bereits alle Kreuzfahrt­en abgesagt und nehmen keine Passagiere mehr auf, die davor in China waren. Auch Deutschlan­ds Autoindust­rie werde die Folgen spüren, so Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r vom CAR-Center der Uni Essen-Duisburg. Von 15,9 Millionen Pkw, die im Vorjahr von VW, BMW, Daimler & Co. weltweit produziert wurden, entfielen 5,1 Millionen auf China. Den Anteil Chinas am Umsatz der deutschen Autoriesen schätzt Dudenhöffe­r auf 150 Mrd. Euro und damit mehr als ein Drittel. Sollten 20 Prozent des Landes einen Monat lang in Quarantäne bleiben, würde das 2,5 Mrd. Euro Umsatzeinb­ußen bedeuten.

In China selbst sind die Börsen am Montag abgesackt. Es war der erste Handelstag nach den verlängert­en Ferien zum chinesisch­en

Neujahrsfe­st, die schon am 23. Jänner begonnen hatten. Die Schanghaie­r Börse meldete einen Kursrutsch um 7,72 Prozent und verlor innerhalb eines Handelstag­s 2,8 Bill. Yuan (360 Mrd. Euro). Der Aktienmark­t in Shenzhen brach um 8,45 Prozent ein, was einen Verlust von 2 Bill. Yuan (260 Mrd. Euro) bedeutete. Die meisten Fabriken und Büros bleiben auch diese Woche noch geschlosse­n.

Seine Produktion wieder hochgefahr­en hat indes der chinesisch­e Telekomrie­se Huawei. Der Konzern besitzt eine Ausnahmege­nehmigung der Regierung, mit der es bestimmten kritischen Branchen möglich ist, die Produktion von Waren und Konsumgüte­rn trotz Zwangspaus­e zur Eindämmung des Coronaviru­s wieder aufzunehme­n.

Um Panik wegen steigernde­r Infektions­zahlen zu verhindern, hat Chinas Regierung eine hohe Geldsumme in das Finanzsyst­em gepumpt. Die Zentralban­k stellte den Geschäftsb­anken 1,2 Bill. Yuan (rund 156 Mrd. Euro) Liquidität zur Verfügung und senkte den Leitzins, um das chinesisch­e Bankensyst­em zu stabilisie­ren. Laut dem Finanzdien­st Bloomberg war die Geldspritz­e die größte seit 2004. Der YuanKurs sank gegenüber dem Dollar um 1,5 Prozent.

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BILD: SN/AP An den beiden größten Börsen betrug der Wertverlus­t am Montag 600 Mrd. Euro.

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