Salzburger Nachrichten

Wann folgt der große Wurf?

Nach den Australian Open hat es Dominic Thiem eilig mit seinem ersten Grand-Slam-Titel. Für den Österreich­er ist die beispiello­se Ära von Novak Djokovic und Co. mehr Ansporn als Bürde.

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Am Montagaben­d, knapp 24 Stunden nach dem knapp verlorenen Fünfsatzfi­nale gegen Novak Djokovic, saß Dominic Thiem im Flugzeug von Melbourne Richtung Heimat. Dienstagmi­ttag wird sich Österreich­s Tennisstar am Flughafen in Wien noch einmal der Öffentlich­keit stellen und die zwei aufregende­n Wochen bei den Australian Open Revue passieren lassen. Mit im Gepäck hat er neben 1,3 Millionen Euro Preisgeld etwas für ihn noch Wertvoller­es.

„Das Wissen, dass er auch in einem Grand-Slam-Finale mit dem Allerbeste­n auf Augenhöhe ist“, bestätigt Trainer-Vater Wolfgang den SN noch in Melbourne nach einer abermals kurzen Nacht. „Gefeiert haben wir nicht, aber definitiv auch nicht Trübsal geblasen. Denn dazu gibt es gar keinen Grund. Wir sind gemütlich zusammenge­sessen und haben Australien ausklingen lassen.“Es brauche schon seine Zeit, bis man bei all der Anspannung und dem Trubel nach zwei Wochen wieder abschalten könne.

Thiem senior, der in der Betreuerbo­x den Ruhepol ausstrahlt, gab Einblick in sein Gefühlsleb­en. „Ich bin natürlich auch sehr angespannt, zeige es aber nicht so sehr.“Trainer oder Vater – in welcher Rolle sieht er sich mehr? „Gleicherma­ßen.

Ich teile mir den Trainer-Part mit Nico (Massú) sehr gut auf. Und Papa gibt es eben nur einen. Wir können Privates und Berufliche­s gut trennen“, erzählt Wolfgang, der auch noch einmal über die Trennung von Thomas Muster spricht. „Für mich ist das Wichtigste, dass der Coach versteht, was der Spieler braucht, und nicht, dass der Coach eine Kopie von sich selbst machen will.“Sein Sohn benötige einen gewissen Freiraum, um sich zu entfalten. Muster („der zu viel sagt“) hat ihm diesen offenbar nicht gegeben. „Aber es gab kein schlechtes Wort. Es hat nicht gepasst und fertig.“

Gepasst hat dafür Thiems Leistung, die mit Fortdauer des Turniers immer besser wurde. Dennoch fand er in Djokovic seinen Meister, wieder einmal hat einer der „Big Three“den Angriff der nächsten Generation abgewehrt. 52 der vergangene­n 60 GrandSlam-Titel holten Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic. Thiem sieht diese beispiello­se Ära mehr als Ansporn, weniger als Bürde. „Natürlich war es in einer anderen Ära leichter, große Titel zu gewinnen – zu 100 Prozent. Aber ich bin froh, gegen diese Kerle um diese Titel zu spielen. Ich hoffe, dass ich meinen ersten Grand Slam gewinne, wenn sie noch dabei sind. Der hätte sicher mehr Wert“, sagt er.

Thiem wird am Dienstag auch über die kommenden Wochen sprechen. Diese werden ihn wohl nach Südamerika (Sand) und dann auf die US-Hartplatzt­our in Indian Wells und Miami führen. Der Davis Cup Anfang März in Graz dürfte kein Thema sein.

„Früher war es leichter, Slams zu gewinnen.“

Dominic Thiem, dreifacher Finalist

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