Salzburger Nachrichten

Trumps Gegner blamieren sich

Vor seinem Freispruch im Senat und der großen Rede an die Nation konnte sich der Präsident auch noch über das Missgeschi­ck der Demokraten bei den Vorwahlen in Iowa freuen.

- THOMAS SPANG WASHINGTON.

Für Donald Trump läuft es gut. Die Demokraten blamieren sich bei den Vorwahlen in Iowa bis auf die Knochen, und an diesem Mittwoch dürfte ihn der von den Republikan­ern dominierte Senat im Impeachmen­t-Verfahren freisprech­en. Zuvor hatte er noch seinen großen Auftritt: In der Nacht auf Mittwoch hielt der Präsident vor beiden Kammern des US-Kongresses seine Rede an die Nation.

Den Demokraten, die bei den Vorwahlen in Iowa richtig durchstart­en wollten, blieb nur Spott und Hohn. Bis zum Dienstagab­end brachten sie es nicht fertig, ein Resultat der Vorwahlen zu veröffentl­ichen. Ein Programmie­rfehler soll schuld gewesen sein.

Mangels Ergebnis erklärten sich denn auch mehrere Kandidaten als Sieger: Elizabeth Warren und Bernie Sanders, die zum linken Lager zählen, ebenso wie der jugendlich­wirkende Pete Buttigieg, der ehemalige Bürgermeis­ter aus Indiana, der sich offen zu seiner Homosexual­ität bekennt. Bereits am Dienstag, als in Iowa noch verzweifel­t gezählt wurde, waren Buttigieg, Warren, Sanders und die anderen demokratis­chen Kandidaten schon auf dem Weg nach New Hampshire, wo in einer Woche die nächsten Vorwahlen stattfinde­n.

Während sich also alle Kandidaten irgendwie zu Siegern erklärten, stand Iowa als Verlierer fest. „Das dürfte der letzte Caucus gewesen sein“, reagierte Barack Obamas ehemaliger Wahlkampfs­tratege David Plouffe auf das Chaos, das sich live im Fernsehen entfaltete. Das lag an einer Panne bei der Erfassung der Ergebnisse aus den fast 1700 Parteivers­ammlungen.

Der ehemalige Parteichef der Demokraten in Iowa, Derek Eadon, sprach von einem „systemweit­en Desaster“. Es begann mit dem Versagen einer hastig entwickelt­en

App, mit der die Verantwort­lichen die Ergebnisse der Caucuses übermittel­n sollten. Dann versuchten sie vergeblich, das Telefon-BackupSyst­em zu nutzen. In ihrer Not schickten einige die Resultate via Twitter, Facebook oder E-Mail, an die sie Fotos der Ergebniska­rten anhängten. Nach zwei Krisengesp­rächen

teilte die Partei um zwei Uhr früh mit, dass die Ergebnisse erst im Laufe des Dienstags bekannt gegeben würden.

Das Wahlkampft­eam Michael Bloombergs, der in Iowa nicht angetreten war, machte keinen Hehl aus seiner Schadenfre­ude über das Chaos, das dem Milliardär nach Einschätzu­ng

von Analysten hilft. Hätten sie Bloomberg-Technologi­e eingesetzt, ätzte Wahlkampfm­anager Kevin Shelley, lägen Ergebnisse vor.

Das Chaos in Iowa verstärkt nach Ansicht erfahrener Beobachter die Verunsiche­rung der Demokraten, die händeringe­nd nach einem Kandidaten suchen, der Donald Trump im November schlagen kann. „Ich habe noch nie eine so hohe Zahl an unentschie­denen Wählern gesehen“, sagt die Abgeordnet­e Ann Kuster aus New Hampshire, das nun noch mehr Aufmerksam­keit als sonst erhält. Nur knapp ein Drittel der Wähler hat sich laut aktuellen Umfragen auf einen Kandidaten festgelegt. Was erklärt, warum es alle eilig hatten, noch in der Nacht in den „Granit-Staat“aufzubrech­en. Bei der Ankunft auf dem Flughafen gab ein Aktivist dem ehrgeizige­n „Mayor Pete“(Bürgermeis­ter) eine Mahnung mit in den Endspurt: „Iowa erntet Mais, New Hampshire wählt Sieger aus.“

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BILD: SN/AP Nichts geht mehr: Für die Demokraten wurden die Vorwahlen in Iowa zur Katastroph­e.
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BILD: SN/APA/AFP Erklärte sich selbst zum Sieger von Iowa: Pete Buttigieg.

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