Trumps Gegner blamieren sich
Vor seinem Freispruch im Senat und der großen Rede an die Nation konnte sich der Präsident auch noch über das Missgeschick der Demokraten bei den Vorwahlen in Iowa freuen.
Für Donald Trump läuft es gut. Die Demokraten blamieren sich bei den Vorwahlen in Iowa bis auf die Knochen, und an diesem Mittwoch dürfte ihn der von den Republikanern dominierte Senat im Impeachment-Verfahren freisprechen. Zuvor hatte er noch seinen großen Auftritt: In der Nacht auf Mittwoch hielt der Präsident vor beiden Kammern des US-Kongresses seine Rede an die Nation.
Den Demokraten, die bei den Vorwahlen in Iowa richtig durchstarten wollten, blieb nur Spott und Hohn. Bis zum Dienstagabend brachten sie es nicht fertig, ein Resultat der Vorwahlen zu veröffentlichen. Ein Programmierfehler soll schuld gewesen sein.
Mangels Ergebnis erklärten sich denn auch mehrere Kandidaten als Sieger: Elizabeth Warren und Bernie Sanders, die zum linken Lager zählen, ebenso wie der jugendlichwirkende Pete Buttigieg, der ehemalige Bürgermeister aus Indiana, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. Bereits am Dienstag, als in Iowa noch verzweifelt gezählt wurde, waren Buttigieg, Warren, Sanders und die anderen demokratischen Kandidaten schon auf dem Weg nach New Hampshire, wo in einer Woche die nächsten Vorwahlen stattfinden.
Während sich also alle Kandidaten irgendwie zu Siegern erklärten, stand Iowa als Verlierer fest. „Das dürfte der letzte Caucus gewesen sein“, reagierte Barack Obamas ehemaliger Wahlkampfstratege David Plouffe auf das Chaos, das sich live im Fernsehen entfaltete. Das lag an einer Panne bei der Erfassung der Ergebnisse aus den fast 1700 Parteiversammlungen.
Der ehemalige Parteichef der Demokraten in Iowa, Derek Eadon, sprach von einem „systemweiten Desaster“. Es begann mit dem Versagen einer hastig entwickelten
App, mit der die Verantwortlichen die Ergebnisse der Caucuses übermitteln sollten. Dann versuchten sie vergeblich, das Telefon-BackupSystem zu nutzen. In ihrer Not schickten einige die Resultate via Twitter, Facebook oder E-Mail, an die sie Fotos der Ergebniskarten anhängten. Nach zwei Krisengesprächen
teilte die Partei um zwei Uhr früh mit, dass die Ergebnisse erst im Laufe des Dienstags bekannt gegeben würden.
Das Wahlkampfteam Michael Bloombergs, der in Iowa nicht angetreten war, machte keinen Hehl aus seiner Schadenfreude über das Chaos, das dem Milliardär nach Einschätzung
von Analysten hilft. Hätten sie Bloomberg-Technologie eingesetzt, ätzte Wahlkampfmanager Kevin Shelley, lägen Ergebnisse vor.
Das Chaos in Iowa verstärkt nach Ansicht erfahrener Beobachter die Verunsicherung der Demokraten, die händeringend nach einem Kandidaten suchen, der Donald Trump im November schlagen kann. „Ich habe noch nie eine so hohe Zahl an unentschiedenen Wählern gesehen“, sagt die Abgeordnete Ann Kuster aus New Hampshire, das nun noch mehr Aufmerksamkeit als sonst erhält. Nur knapp ein Drittel der Wähler hat sich laut aktuellen Umfragen auf einen Kandidaten festgelegt. Was erklärt, warum es alle eilig hatten, noch in der Nacht in den „Granit-Staat“aufzubrechen. Bei der Ankunft auf dem Flughafen gab ein Aktivist dem ehrgeizigen „Mayor Pete“(Bürgermeister) eine Mahnung mit in den Endspurt: „Iowa erntet Mais, New Hampshire wählt Sieger aus.“