Gesucht: Ideen für Festspielbesuch der Zukunft
Wie kann Technologie das Kulturerlebnis optimieren? Im „Culture Tech Lab“wird daran getüftelt.
Auf dem Weg zum Konzert droht ein Stau? In London gehen Veranstalter bereits dazu über, ihre Stammkunden gezielt über Verzögerungen bei der Anreise, Parkplatzsituation und Alternativwege zu informieren. Die Technologie und eine entsprechende Datensammlung machen es möglich. Im Pausenfoyer wartet die nächste Schlange? Auch hier könnte etwa ein digitales Reservierungssystem für die Erfrischung am Buffet den Entspannungsfaktor voranbringen.
Zwischen Technologie und Kultur ergeben sich nicht nur dann Schnittmengen, wenn man an Virtual-Reality-Brillen oder Streamingdienste denkt. In Salzburg sind heuer Ideen gefragt, wie Technik das Kulturerlebnis verbessern kann. Für ein zweitägiges „Culture Tech Lab“, das am 1. und am 2. April in der Felsenreitschule stattfindet, werden bis zu 100 Teilnehmer gesucht, um „Lösungen und Anwendungen von Technologie im Kulturbereich zu entwickeln“, wie es in der Ausschreibung heißt. Die Zahl 100 erinnert nicht zufällig an ein diesjähriges Jubiläum: Die Salzburger Festspiele haben das
Ideenlabor gemeinsam mit dem Karajan-Institut und dem Innovationsunternehmen Silicon Castles des Start-up-Experten Andreas Spechtler ins Leben gerufen.
Dass klassische Kultur ein guter Impulsgeber für technologische Schübe sei, dafür fänden sich in der 100-jährigen Festspielgeschichte einige Beispiele, sagt Geschäftsführer Lukas Crepaz: „1925 fand etwa die erste Rundfunk-Liveübertragung einer Aufführung bei den Salzburger Festspielen statt.“Im Jahr 1959, das Fernsehen war damals auf bestem Weg zum neuen Massenmedium, wurde in der Festspielstadt erstmals ein eigener „Fernsehopernpreis“vergeben. Und 1981 stellte Herbert von Karajan in Salzburg der Musikwelt einen revolutionären Tonträger namens CD vor.
Zum 100-Jahr-Jubiläum wolle man indes nicht nur die Geschichte im Blick behalten, sondern vor allem auch die Zukunftsthemen. In dem zweitägigen Ideenlabor gehe es daher um „das ganze Ökosystem“des Kulturbesuchs: Wie könnten technologische Anwendungen vor, während oder nach dem Ereignis neuen Mehrwert schaffen?
Auf möglichst vielfältige Mitwirkung von Kreativen, Designern, Erfindern oder Start-ups zählt auch
Matthias Röder vom Karajan-Institut. Bei der von ihm veranstalteten Karajan Music Tech Conference löst das „Culture Tech Lab“heuer den bisherigen Klassik-„Hackathon“ab, bei dem vor allem Programmierer an Apps für die Kulturbranche getüftelt haben. Die neue Plattform bietet einen offeneren Zugang. Eine Jury wählt die bis zu 100 Teilnehmer aus (Bewerbungen bis 28. Februar: www.culturetechlab.com).
Auch die Ergebnisse seien offen, „wie in jedem Labor“, sagt Crepaz. „Aber wir sind sicher, dass dabei sehr gute Ideen entstehen.“Die besten sollen bei der Karajan-Konferenz am 3. April öffentlich präsentiert werden. Röder verweist auf die Verbindung von Musik und Technologie in der Person Karajans: Ihm sei es stets darum gegangen, dass Musik mithilfe der aktuellsten Technologien ein breites Publikum erreichen könne. „Daran wollen wir in Salzburg anknüpfen.“
„Zum Jubiläum schauen wir in die Zukunft.“