Thiem spricht offen über Zukunft
Österreichs Tennisstar nach seiner Rückkehr über die Konkurrenz, Planänderung und Liebe.
SCHWECHAT. „Wenn er das gewinnt, feiern wir ihn am Flughafen“, hatten in den sozialen Medien bereits einige Fans aufgerufen, Dominic Thiem einen triumphalen Empfang zu bereiten. Da es nach der Fünfsatzniederlage gegen Novak Djokovic im Endspiel der Australian Open nicht ganz zum ersten Grand-SlamTitel gereicht hatte, war es abseits der breiten Öffentlichkeit dann neben Oma und Opa eine Runde von Journalisten, die Österreichs Sportstar erwartete. Um 12.33 Uhr landete Thiem in Schwechat. 36 Minuten später dann Blitzlichtgewitter, als er im VIP-Terminal noch einmal über die vergangenen Wochen, seine unmittelbaren Pläne und größten Ziele für die Zukunft Auskunft gab.
Eigentlich hätte er auf der rund 24-stündigen Reise von Melbourne via Dubai genügend Zeit und Ruhe gefunden, um die so aufregenden Wochen Revue passieren zu lassen. „Aber die Anspannung und die harten Matches davor haben so viel Kraft gekostet, dass ich im Flugzeug fast nur geschlafen habe. Denn auch nach dem Finale habe ich ewig kein Auge zugemacht“, erzählt der 26-Jährige. „Es war eine unglaubliche Reise mit einem kleinen Makel.“
Dass diese Reise auch in seiner Heimat Euphorie auslöste und beim finalen Höhepunkt im Endspiel am Sonntag eine Million Zuschauer vor die Bildschirme, wohlgemerkt eines Privatsenders (Servus TV), lockte, hat er nur am Rande registriert. „Während des Turniers bin ich so auf meinen Sport fixiert, dass ich das gar nicht richtig mitkrieg. Aber es freut mich natürlich umso mehr, wenn ich damit viele Leute begeistern kann.“Auch habe er noch gar keine Zeit gefunden, die vielen Nachrichten zu lesen. Die eine oder andere Gratulation hat ihn aber besonders gefreut. „Als Fußballfan die Nachricht von David Alaba und das daraus entstandene Gespräch. Und natürlich die Gratulationen von vielen Kollegen. Außer von Nadal und Federer. Die sind wahrscheinlich angefressen, dass ihnen Djokovic wieder um einen Grand-Slam-Titel näher gekommen ist“, scherzt er.
Ernster wird es, als es um seine nun geänderte Turnierplanung geht. Nach zehn Tagen in der Heimat geht es erst Donnerstag nächster Woche zum Sandplatzturnier nach Rio und nicht schon davor nach Buenos Aires. Dann folgt ein Trainingsblock in Los Angeles oder Miami, bevor die großen Hartplatzklassiker in Indian Wells und Miami anstehen. „Das heißt, dass ich wieder lange in Übersee bin und den Davis-Cup in Graz (Anfang März gegen Uruguay) auslassen muss“, erklärt er. Und etwas überraschend ebenfalls noch nicht gesichert ist sein Start in die europäische Sandplatzsaison in Monte Carlo. „Das hängt davon ab, wie gut und wie viel ich davor auf Hardcourt spiele.“
Jedenfalls konzentriert sich Thiem noch mehr auf die ganz großen Turniere. Dass das nun dritte verlorene Endspiel auf GrandSlam-Ebene zum Fluch werden kann, glaubt Thiem nicht. „Im Gegenteil: Ich komme immer näher. Vielleicht verliere ich auch die nächsten zwei, aber das macht mich nicht unsicher. Andy Murray gibt mir da große Hoffnung“, sagt er in Anspielung auf den Briten, der auch „erst“Mitte 20 und im fünften Anlauf den großen Coup landete.
Thiem gab sich ob des Trubels, der um ihn immer größer wird, wie gewohnt völlig entspannt. Auch dass er mittlerweile x-facher Millionär ist, habe ihn kein bisschen in seiner Persönlichkeit verändert, versichert er und lebt er auch vor. So ist und bleibt für ihn der aktuell größte Luxus? „Wie wohl für jeden anderen, der lange von daheim weg war: die Familie, die Heimat, die eigenen vier Wände. Auf das freue ich mich jetzt wirklich am meisten.“Seit Mitte November war der 26Jährige nicht mehr daheim. Auch intimere Fragen beantwortet er meist bereitwillig und mit einem Lächeln. Ob er sich nach dem Liebes-Aus mit Kristina Mladenovic bald wieder eine Herzdame an seiner Seite wünscht? „Ich hätte ehrlich nicht viel Zeit für sie und bin daher nicht aktiv auf der Suche, aber generell für alles offen“, verabschiedete er sich mit einem Zwinkern endgültig ins Privatleben.