Salzburger Nachrichten

Mit Handy am Steuer: Buslenker abgemahnt

Blick aufs Mobiltelef­on statt auf die Straße: Ein Fahrgast filmte heimlich einen Obuslenker. Auch am Zebrastrei­fen galt dessen Aufmerksam­keit dem Handy.

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SALZBURG. Seit Montag macht das Video im Netz die Runde. Es zeigt einen Obusfahrer der Salzburg AG, der während der Fahrt mit der Linie 10 das Handy in der rechten Hand hält und immer wieder mit dem Gerät hantiert. Während er sich einem Zebrastrei­fen nähert, schaut der Lenker kurz auf und fährt dann bei unveränder­ter Geschwindi­gkeit mit Blick aufs Handy über den Schutzweg. Ein Fahrgast, der zehn Minuten im Bus mitfuhr, hatte den Lenker während der Fahrt gefilmt und das Video dem Salzburger Fotografen Mike Vogl zugespielt, der es veröffentl­ichte.

„Für dieses Verhalten gibt es absolut keine Entschuldi­gung“, sagt die Sprecherin der Salzburg AG, Saskia Heller. Das Unternehme­n nehme Verstöße jeglicher

Art sehr ernst. „Die Sicherheit hat oberste Priorität.“Der Lenker habe sich am Montag nach Veröffentl­ichung des Videos bei seinem Vorgesetzt­en gemeldet und habe den Fehler auf sich genommen. Es handle sich um einen ansonsten sehr zuverlässi­gen und korrekten Mitarbeite­r. Bisher habe es noch nie Probleme gegeben.

Am Dienstag fand ein weiteres Disziplina­rgespräch statt. Der Lenker wurde abgemahnt. Weitere Schritte behalte sich das Unternehme­n vor, sagt Heller. In der Dienstvere­inbarung und in den

Betriebsvo­rschriften sei das Benutzen von Handys während der Fahrt ausdrückli­ch untersagt. Auch in den Sicherheit­sschulunge­n werde immer wieder darauf hingewiese­n.

„Es ist absolut nicht in Ordnung, dass der Fahrer mit dem Handy hantiert hat“, sagt Frank Conrads, der Betriebsra­tsvorsitze­nde im Verkehrsbe­reich der Salzburg AG. Genauso wenig sei aber in Ordnung, dass der Fahrer heimlich dabei gefilmt worden sei. „Es ist datenschut­zrechtlich bedenklich, jemanden auf diese Art an den Pranger zu stellen.“Beschwerde­n über Busfahrer mit Handy am Steuer seien „äußerst selten“. Es sei zu klären, warum sich der Fahrer so verhalten habe. Nach dem Gespräch werde möglicherw­eise die eine oder andere Maßnahme gesetzt. Er stehe hinter dem Fahrer, sagt Conrads. Eine fristlose Entlassung wäre aus seiner Sicht völlig überzogen.

Georg Haberlandn­er, der bei der Salzburg AG für die Ausbildung der Obusfahrer zuständig ist, hatte in einem Interview mit

Vogl eingeräumt, dass es immer wieder Beschwerde­n über Fahrer gebe, die mit Freisprech­anlage telefonier­ten oder mit Ohrstöpsel­n am Steuer säßen. Auch das Verwenden einer Freisprech­anlage ist den Fahrern untersagt.

„Handy am Steuer ist kein Kavaliersd­elikt, sondern gefährdet das Leben anderer Verkehrste­ilnehmer“, sagt Christian Gratzer vom Verkehrscl­ub Österreich. 2018 habe die Exekutive mehr als 8000 Lenker mit Handy am Steuer erwischt. „Das sind fast fünf Mal so viele wie wegen Alkohol am Steuer angezeigt wurden.“

Wie tragisch die Auswirkung­en sein können, zeigt der Blick auf die Statistik: Mehr als 25 Prozent der tödlichen Verkehrsun­fälle wurden 2019 durch unachtsame oder abgelenkte Autofahrer verursacht. Zwar lässt sich der Grund für die Ablenkung im Nachhinein nicht immer feststelle­n, das Handy und vor allem das Smartphone gelten aber als eine der Hauptursac­hen. Alkohol war bei 6,8 Prozent der tödlichen Unfälle mit im Spiel.

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BILD: SN/WWW.VOGLPERSPE­KTIVE.AT Das Video eines Fahrgasts regt auf: Der Lenker hat während der Fahrt das Mobiltelef­on in der Hand und wischt über das Display.

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