Elfjähriges Talent spielt für Lions-Damen jetzt die erste Geige
SALZBURG-STADT. Auf diesen Augenblick hat sich der elf Jahre alte Jakob aus Thalgau seit Wochen gefreut. Er sei dafür extra in ein Sakko geschlüpft, erzählt seine Mutter Beate Junger.
Am Dienstagnachmittag war es so weit: Der Violinschüler bekam im Musikum in Salzburg seine erste ganze Geige überreicht. Als seine Lehrerin Silia PöllitzerCzjzek den Geigenkasten öffnete, stand Jakob mit einem seligen Lächeln daneben und flüsterte mit Blick auf das Instrument nur ein Wort: „Wow.“Dann nahm er die Geige vorsichtig in die Hand, strich über den Holzkorpus, betrachtete und befühlte das Instrument von allen Seiten und probierte aus, wie sich der Kinnhalter anfühlt. „Das ist ein gutes Gefühl, jetzt werde ich besonders viel üben.“
Mit Jakob freuen sich die Damen vom Lions Club Salzburg Amadea. Sie stellen das Instrument als Leihgabe zur Verfügung. „Nun kann Jakob die Ausbildung im Musikum mit seiner ersten
Meistergeige fortsetzen“, sagt Sylvia Haller. Der Frauenclub hat das Instrument im November um 4000 Euro der jungen Violinistin Rahel Sögner aus Mondsee abgekauft, um ihr nach Abschluss des Masterstudiums an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln den Start ihrer Musikerlaufbahn zu erleichtern. Der Sinn und Zweck dieses doppelt sinnvollen Geschäfts stand von Anfang an fest: „Wir wollten die Geigerin unterstützen und zugleich junge Talente fördern“, betont Haller. Der Club wird die Geige immer wieder auf ein Jahr mit der Option auf Verlängerung an begabte Kinder verleihen. Haller hofft, dass dieses Beispiel in anderen Clubs Nachahmer findet.
Es habe sich wunderbar gefügt, dass die Geige gerade jetzt zur Verfügung stehe, sagt Jakobs
Violinpädagogin. Ihr Schüler hätte demnächst eine größere Geige gebraucht. Jakob sei sehr motiviert, habe einen guten Kontakt zum Instrument und ein feines Gespür fürs Streichen. Wie andere begabte Schüler bekommt Jakob nach jeder Stunde zehn Minuten extra gratis Unterricht.
Zuletzt hatte Jakob mit einer Dreiviertelgeige gepielt. Seine Eltern werden nun noch den passenden Bogen kaufen. Jakob spielt erst seit vier Jahren Violine. In der dritten Klasse Volksschule habe er plötzlich den Wunsch nach Geigenunterricht geäußert, schildert sein Vater Stefan Junger. Jakob erklärt, warum: „Ich habe während einer Erstkommunion einen Bekannten Geige spielen gehört, das hat mich fasziniert.“
Sein neues Instrument wird ihn auch in die Neue Musikmittelschule in Henndorf begleiten. Dort lernt Jakob zudem Klavier. „Ich freue mich schon auf die Auftritte mit der Schule“, sagt er.
Noch jemand freut sich: Geigerin Rahel Sögner. Sie weiß nun ihre ehemalige erste Meistergeige in besten Händen.
„Ich freue mich voll, dass ich mit dieser Geige spielen darf.“