Ich, Donald, der Beste von allen
Der amerikanische Präsident erntet Zustimmung im Wahljahr. Die Opposition setzt ihm nicht viel entgegen.
Es war ein Schuss Rechtfertigung dabei. Donald Trumps Auftritt vor dem amerikanischen Kongress sollte es wohl auch den Republikanern etwas leichter machen, ihn vor der drohenden Amtsenthebung zu bewahren. So listete der Präsident in seiner letzten Rede zur Lage der Nation vor den Wahlen im November seine Erfolge auf, besser: das, was er dafür hält.
Der Auftritt war theatralisch wie stets. Trump ist ein politischer Illusionist und wie gut er seinen Job erledigt, zeigt eine kurz zuvor veröffentlichte GallupUmfrage: Die Zustimmungsrate unter der Bevölkerung ist auf beinahe 50 Prozent geklettert. Das ist die bei Weitem höchste Zahl seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren und sie dürfte die Senatoren seiner Partei mehr als alles andere davon überzeugt haben, ihren Präsidenten im Impeachment-Verfahren freizusprechen. Mit der Sache hat das nichts zu tun. Denn dass Donald Trump die Macht seines Amtes dazu missbraucht hat, ein anderes Land zu erpressen, um sich Wahlkampfmunition gegen einen innenpolitischen Gegner zu verschaffen, ist längst erwiesen.
Nur kümmert das niemanden in der Republikanischen Partei. Wichtiger ist der Machterhalt. Trump selbst versteht die ganze Aufregung sowieso nicht. Seit seiner Vereidigung Anfang 2017 machte er unglaubliche 16.200 falsche oder irreführende Behauptungen,
fast 20 Prozent davon via Twitter, wie die Faktenchecker der „Washington Post“akribisch mitnotierten. Tendenz steigend: Je länger Trump im Amt ist, desto häufiger lügt er oder biegt sich die Wahrheit zurecht, auch jetzt vor dem Kongress. Etwa beim zentralen Thema Wirtschaft. 257 Mal hat er allein bis dato damit angegeben, dass die US-Wirtschaft dank seiner Präsidentschaft nie besser dagestanden sei. Oder Migration – der versprochene Grenzwall zu Mexiko wachse in atemberaubendem Tempo.
Nur: Der Wirtschaftsaufschwung läuft seit 2010. Die Lage war unter anderen Präsidenten noch besser. Und der rund 100 Meilen lange neue Grenzzaun besteht großteils aus ausgebauten alten Anlagen.
Aber ich bin Donald, gegen den der liebe Gott ein Anfänger ist, und ihr wäret Narren, würdet ihr mich nicht mehr wählen. So weit die Botschaft, getrommelt durch eine verbündete Medienmacht.
Die Mischung aus Aggression, Lüge und Brutalität lässt politische Gegner verstummen, wollen sie nicht zu denselben Mitteln greifen. Und solange sie auch noch so hilflos wie die US-Demokraten bei ihrer Suche nach einem Gegenkandidaten durch die Lande irren, hat Donald, der Trotzige, die besseren Karten.