Salzburger Nachrichten

Die unmögliche Gleichung im EU-Budget

- Sylvia Wörgetter SYLVIA.WOERGETTER@SN.AT

Der Europäisch­en Union stehen die vielleicht härtesten Budgetverh­andlungen ihrer Geschichte bevor. Es gilt den Haushalt für die sieben Jahre von 2021 bis 2027 zu schnüren. Das ist aus zwei Gründen schwierig.

Einerseits fällt durch den Brexit Großbritan­nien als zweitgrößt­er Nettozahle­r aus. Was ein jährliches Loch von mindestens zehn Milliarden Euro ins EU-Budget reißt. Anderersei­ts soll die Union immer mehr Aufgaben übernehmen.

Es sind nicht zuletzt die 27 Staats- und Regierungs­chefs, die das fordern: besseren Schutz der Außengrenz­en, einen Turbo für Forschung und Entwicklun­g, eine Digitalisi­erungsoffe­nsive. Den Green Deal von Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen haben bis auf Polen auch alle unterschri­eben.

Gleichzeit­ig wollen die Staaten aber auf nichts verzichten – schon gar nicht auf Förderunge­n für die Landwirtsc­haft oder struktursc­hwache Regionen.

Mehr Aufgaben bei weniger Einnahmen? Diese Gleichung kann nicht aufgehen.

Sie muss aber aufgehen, darauf pochen einige Nettozahle­rStaaten. Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) gehört zu jenen, die besonders hart verhandeln: Kein höherer Beitrag nach Brüssel als bisher, so lautet die Ansage.

Nun ist es zwar richtig, auf das Geld der Steuerzahl­er zu schauen und Sparsamkei­t einzumahne­n. Der Bundeskanz­ler ist aber konkrete Vorschläge schuldig geblieben, wo im EUBudget das nötige Geld für die Zusatzwüns­che der Staaten zu holen sei. Vage nannte er „gewisse Förderprog­ramme“, rief nach Einsparung­en in der Verwaltung und ließ das Wörtchen „Veto“fallen.

Damit bedient selbst der überzeugte Europäer gängige Vorurteile gegenüber Brüssel als Hort der Bürokratie und Verschwend­ung. Jeder dritte Europäer ist der Meinung, dass die EU für nichts mehr Geld ausgebe als für die Verwaltung.

Das Gegenteil ist der Fall: Die Landwirtsc­haft ist der größte Ausgabenbr­ocken im EUBudget. Die Verwaltung macht den geringsten Teil aus – sechs Prozent, genauso viel wie in Österreich. Aber das hat der Kanzler nicht dazugesagt.

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