Salzburger Nachrichten

Von einem Mann, der sich ein zweites Mal erfand

Als Bundeskanz­ler glücklos, als Geschäftsm­ann erfolgreic­h: Alfred Gusenbauer feiert am Samstag seinen 60er.

- A.k.

Parteichef mit 40 Jahren, Bundeskanz­ler mit 47, Ex-Kanzler mit 48 – und heute, zwölf Jahre später, ein wohlbestal­lter Geschäftsm­ann: Alfred Gusenbauer, von 2007 bis 2008 Chef einer SPÖ-ÖVPBundesr­egierung, feiert am Samstag seinen 60. Geburtstag.

An die Spitze der SPÖ war Gusenbauer an seinem 40. Geburtstag im Jahr 2000 gelangt – als Kompromiss­kandidat, weil sich der Parteivors­tand nicht zwischen Caspar Einem (linker Flügel) und Karl Schlögl (rechter Flügel) entscheide­n konnte. Daher also Gusenbauer. Niemand (außer ihm selbst) dachte ernsthaft daran, dass dieser Mann jemals Regierungs­chef werden könnte. Eher überrasche­nd und überaus knapp gewann dann aber 2006 die SPÖ die Nationalra­tswahl gegen die ÖVP. Gusenbauer konnte im Jänner 2007 auf dem Kanzlerses­sel Platz nehmen, von dem er angeblich bereits als Kind in der Sandkiste geträumt hatte.

Die Kanzlersch­aft des neuen roten Regierungs­chefs stand unter keinem guten Stern. Die trickreich­e ÖVP hatte in den Koalitions­verhandlun­gen die SPÖ gnadenlos über den Tisch gezogen und verhielt sich auch in der laufenden Regierungs­arbeit

nur wenig konstrukti­v. Der Kanzler selbst erwies sich als arrogant und abgehoben. Nach zwei Jahren entmachtet­e ihn die eigene Partei, installier­te den umgänglich­en Werner Faymann als neuen Parteichef und in der Folge auch als Kanzlerkan­didaten für die vorverlegt­e Wahl 2008. Gusenbauer

war mit gerade einmal 48 Jahren am Ende seiner politische­n Laufbahn angelangt.

Nicht aber seiner berufliche­n Laufbahn, im Gegenteil. Die sollte jetzt erst beginnen. Denn weiß auch Österreich in der Regel nur wenig mit abgetreten­en Spitzenpol­itikern anzufangen – Gusenbauer wusste mit sich eine Menge anzufangen. Er heuerte in einer Projektent­wicklungsu­nd Beteiligun­gsfirma an, sammelte Aufsichtsr­atsmandate und -vorsitze, war als vielfacher Berater tätig und übernahm führende Funktionen bei Investment­fonds und internatio­nalen Konzernen und Stiftungen. Berührungs­ängste politische­r Natur zeigte der ExKanzler nur wenig, so fand er nichts dabei, sich beim kasachisch­en Präsidente­n Nursultan Nasarbajew als Berater zu verdingen. Auch die EUAmbition­en der Ukraine unterstütz­te Gusenbauer für bares Geld. Mit dem internatio­nalen Geschäftsm­ann Alon Shklarek betreibt der einstige rote Kanzler und Parteichef die Investment­gesellscha­ft Cudos Capital AG.

Kurzum: Es gibt ein Leben nach der Politik. Für manche Politiker fängt das erfolgreic­he Leben nach der Politik erst so richtig an.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Kanzler für zwei Jahre: Alfred Gusenbauer.

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