Salzburger Nachrichten

Götterdämm­erung im Klimawande­l

- Martin Behr

Der Titel der Serie bezeichnet in der Mythologie der Wikinger das „Ende der Welt“: „Ragnarök“. Für Netflix hat der Däne Adam Price („Borgen“) das Sagenhafte aus grauer Vorzeit direkt in die Gegenwart katapultie­rt: In eine Zeit, in der die Gletscher schmelzen und die Verwendung von Plastiksäc­ken eine Umweltsünd­e ist. Die sechsteili­ge Mysteryser­ie schafft mit etwas Augenzwink­ern und teilweise betörenden Bildern einen Spagat zwischen Klimakrise und nordischen Mythen, zwischen Götterwelt­en und Superhelde­n, zwischen diabolisch­en Riesen und der coolen Instagram-Generation. Der Schüler Magne (David Stakston) kommt neu in den auf den ersten Blick idyllische­n Ort Edda. Dort freundet er sich mit der Schulkolle­gin und Umweltakti­vistin Isolde (Ylva Bjørkaas Thedin) an, die bald auf mysteriöse Weise stirbt. Apropos mysteriös. Der mit einer wunderbare­n Langsamkei­t in Blicken und Bewegung gespielte Magne besitzt nach einer Berührung einer Einheimisc­hen Riesenkräf­te, kann einen Hammer Hunderte Meter weit werfen oder die 100 Meter in 6,98 Sekunden laufen. Die Bedrohlich­keit nimmt stark zu, „Die Stadt ist krank“ist mehrfach zu hören. Als sich ein zu Aggression­sausbrüche­n aller Art neigender Industrieb­oss und dessen comichaft überzeichn­ete Frau – sie jobbt als abgefeimte Rektorin – als Wiedergäng­er outen und Magne sich als Reinkarnat­ion von Thor profiliert, ist die Götterdämm­erung schon sehr nah. Höllenhund­e mit stechend grünen Augen, Rentiere mit herausgeri­ssenen Herzen, Blitzexzes­se: „Ragnarök“steigert sich zunehmend zu einem nicht immer stimmigen Furioso. Fortsetzun­g folgt – ziemlich sicher.

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Magne staunt über seine übernatürl­ichen Kräfte.
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