Salzburger Nachrichten

Ein Sieger steht schon fest: Oberösterr­eich!

Die Abspaltung der Verkehrssp­arte aus der Salzburg AG ist für Salzburgs Steuerzahl­er ein schwerer Brocken. Linz und Wien sind besser dran.

- Hermann Fröschl WWW.SN.AT/WIZANY

Stellen Sie sich vor, Sie sind an einem Unternehme­n beteiligt, das höchst krisensich­er und zukunftstr­ächtig ist, aber eine Sparte besitzt, die chronisch Verluste schreibt. Dann schlagen Ihnen Ihre zwei Teilhaber vor, genau diese defizitäre Sparte künftig allein zu schultern und aus dem Gesamten herauszulö­sen? Sie würden wohl dankend Ja sagen.

Die Frage, wie sich die oberösterr­eichische Energie AG als Besitzer von 26 Prozent der Salzburg AG fühlt, ist damit wohl beantworte­t. Sie freut sich vermutlich diebisch, dass Stadt und Land Salzburg die Verkehrssp­arte herauslöse­n wollen. Denn es wird nach Adam Riese die Ertragskra­ft der Salzburg AG spürbar erhöhen. Zuletzt schrieb der Energiever­sorger vor Steuern einen Gewinn von 45 Mill. Euro. Ohne die Verkehrssp­arte wäre er wohl um ein Viertel höher ausgefalle­n, da diese jährlich Defizite von zehn bis 15 Mill. Euro beschert. Die Oberösterr­eicher dürfen künftig also auf höhere Gewinnauss­chüttungen hoffen. Und ihr Anteil an der Salzburg AG, der auf einen dreistelli­gen Millionenb­etrag taxiert wird, wird mehr wert.

Ein zweiter Profiteur des geplanten Deals zeichnet sich auch schon ab: der Finanzmini­ster. Denn die Salzburg AG wird für höhere Gewinne auch höhere Steuern zahlen. Zehn Mill. Euro mehr Profit bedeuten immerhin 2,5 Millionen Euro mehr Körperscha­ftssteuer für den Fiskus.

Stadt und Land Salzburg haben auf den ersten Blick hingegen das finanziell­e Bummerl. Sie schultern mit den Steuerzahl­ern die jährlichen Defizite aus dem Betrieb von Obus, Lokal- und Pinzgaubah­n künftig allein. Und dieses Minus wird wohl weiter steigen, weil das Öffi-Angebot ja ausgebaut werden muss und parallel noch hohe Investitio­nen in die Infrastruk­tur nötig sein werden. Zwar profitiere­n Stadt und Land als Haupteigne­r der Salzburg AG künftig auch von deren gestärkter Ertragskra­ft. Doch das erscheint im Vergleich zur neuen Last wie ein kleines Trostpflas­ter.

Nun bestreitet niemand, dass die Öffis in Salzburg forciert werden müssen. Es ist auch logisch, dass die Politik dafür die Verantwort­ung übernimmt. Trotzdem wird es nicht einfach sein, den finanziell­en Kraftakt den Steuerzahl­ern zu erklären. Oder besser: Es wird Salzburger Erfolge in nun beginnende­n Verkaufsve­rhandlunge­n brauchen.

Die Verkehrssp­arte bündelt zwar beträchtli­ches Anlagenver­mögen. Man denke an die wertvollen Grundstück­e (der Obusremise) in der Alpenstraß­e oder das Ex-Asfinag-Areal in Liefering. Die Triebwagen der Lokalbahn und Teile der Obusflotte sind aber veraltet und wohl abgeschrie­ben. Und da ist – wie gesagt: ein jährliches Betriebsmi­nus. Welchen Preis muss Salzburg den Oberösterr­eichern für ihren Verkehrsan­teil also letztlich zahlen? Nach aller wirtschaft­lichen Logik kann er nicht hoch sein. Sonst würde Linz noch mehr profitiere­n – auf Kosten Salzburgs.

Nicht nur an diesem Verkaufspr­eis wird die ÖVP zu messen sein. Sie muss auch danach trachten, nicht nur Defizitbri­nger in der neuen, vollversta­atlichten Mobilitäts-GmbH mit bis zu 650 Mitarbeite­rn zu bündeln. Dass die touristisc­hen Bahnen (etwa die Festungs- oder die Schafbergb­ahn) in der Salzburg AG verbleiben sollen, ist vor diesem Hintergrun­d schwer zu erklären. Sind es doch die einzigen profitable­n Teile. Zudem passen Tourismus und Mobilität inhaltlich durchaus zusammen. Noch viel mehr gilt das für die (profitable) Parkgarage­nfirma von Stadt und Land. Der Vorschlag der Grünen, diese in die neue Struktur einzubring­en, hat sehr viel Logik.

Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat die komplexe Transaktio­n zur Chefsache erklärt. Als ehemaliger Wirtschaft­sanwalt kennt er das heikle Terrain bestens. Er und sein Beratertea­m werden ihr ganzes Geschick aufbieten müssen, um dem Steuerzahl­er neben beträchtli­chen Risiken auch Verhandlun­gserfolge zu präsentier­en. Als alleiniger finanziell­er Verlierer dazustehen, können sich Stadt und Land nicht leisten.

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