Salzburger Nachrichten

Kampf für das Erdkabel kostet Gemeinden zwei Millionen

Freileitun­gsgegner kündigen weitere Proteste gegen Rodungen an. Bürgermeis­ter Rupert Reischl rechnet mit Besetzunge­n im Wald. Sowohl Befürworte­r als auch Kritiker appelliere­n an die Vernunft.

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Auch wenn der Kampf gegen die 380-kV-Leitung ins Geld geht: Die Gegner sind fest entschloss­en, durchzuhal­ten und – wenn es aus ihrer Sicht notwendig ist – weitere Grundstück­e zu besetzen. Die Gemeinden Eugendorf und Koppl tragen die höchsten Kosten. Die Aufwendung­en seit 2012 nähern sich pro Gemeinde der Marke von einer Million Euro, bestätigt der Koppler Bgm. Rupert Reischl (ÖVP).

Es geht vor allem um Kosten im Verfahren, z. B. für Gutachten und Anwälte. „Beide Gemeindeve­rtretungen stehen einstimmig dahinter“, betont Reischl. „Wir streben eine politische, juristisch­e und fachliche Lösung mit dem Ziel Verkabelun­g an.“Die rechtliche­n Auseinande­rsetzungen betreffen den Verwaltung­sgerichtsh­of und die EU-Ebene.

Und auch die Bürgerinit­iativen sind weiterhin zum Widerstand bereit, obwohl das Projekt schon rechtskräf­tig genehmigt ist. Man könne davon ausgehen, dass es weitere Protestakt­ionen und Besetzunge­n auf der Trasse geben werde, so der Ortschef. Er appelliere aber an die Vernunft. Der Verbund solle „zumindest die höchst sensiblen Bereiche“wie das Nocksteing­ebiet von den Arbeiten tunlichst aussparen, bis die Höchstgeri­chtsentsch­eidung (möglicherw­eise in einigen Monaten) vorliegt. „Die Schäden an der Natur wären nicht wiedergutz­umachen.“Und die Emotionen sollten nicht noch mehr gesteigert werden. Es solle nicht passieren, „dass Salzburger Behörden gegen die eigenen Leute vorgehen müssen“.

Vertreter der Initiative­n sind überzeugt, mehrere Hundert Demonstran­ten gegen weitere Schlägerun­gen in den Wäldern aktivieren zu können. „Geübt“wurde vergangene­n Samstag in Koppl. Rupert Reischl ist in der 380-kV-Causa einer der am stärksten engagierte­n Bürgermeis­ter

im Land, obwohl er lange Jahre Mitarbeite­r des Co-Projektbet­reibers, der Salzburg AG, war. Dort habe er „2016 aufgehört“. Der Installate­urmeister war beim Energiever­sorger in der Gassparte tätig, zuletzt mit 16 Wochenstun­den. Er habe die Zusage für eine Rückkehr. Der Ausstieg habe nichts mit der Stromleitu­ng zu tun. „Das war für beide Seiten, meinen Arbeitgebe­r und mich, nie ein Problem.“Das müsse man trennen. Der Grund sei ein zeitlicher, denn neben der Politik in einer wachsenden Gemeinde sei er auch Nebenerwer­bslandwirt.

Ein Baustopp kommt für Projektlei­ter Wolfgang Hafner von der APG (Austrian Power Grid) nicht infrage. Auch er appelliert an die Vernunft. „Bgm. Reischl weiß ganz genau, wie dringlich das Projekt ist. Wir können nicht warten und haben einen ganz engen Bauzeitpla­n.“Alle Themen seien ausführlic­hst in dem überlangen Verfahren von mehr als 66 Monaten behandelt worden. Dank des schneearme­n Winters sei man „sehr gut im Zeitplan“.

Hilfe erhoffen sich die Freileitun­gsgegner von der neuen, grünen Umweltmini­sterin Leonore Gewessler. Theodor Seebacher hat ihr für die IG Erdkabel gemeinsam mit der Aktion 21, der Umweltschu­tzhilfe und dem Naturschut­zbund ein Schreiben mit der Bitte nach einem ehestmögli­chen Gesprächst­ermin geschickt. „Es ist dringend, die Situation ist kritisch“, sagt Seebacher.

Wegen der Waldbesetz­ung in Bad Vigaun müssen sich am Montag am Bezirksger­icht Hallein sieben Personen verantwort­en. Die APG hat sie auf Besitzstör­ung geklagt. Zumindest einer der Betroffene­n, Franz Köck, hielt sich am 13. Jänner zur angegebene­n Uhrzeit aber nachweisli­ch in der Stadt Salzburg auf.

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BILDER: SN/FMT PICTURES Die Gegner der Freileitun­g um Bgm. Rupert Reischl (oben links) wollen gerüstet sein, wenn Rodungen am Nockstein beginnen.

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