Der Bauer und der Muskelprotz
Vor den Rennen in Hinterglemm trainieren die weltbesten Abfahrer beim Bauern und Nebenerwerbsliftler Peter Hörl in Maria Alm bzw. Saalfelden.
ANTON KAINDL
MARIA ALM, SAALBACH-HINTERGLEMM.
Wie schon vor den Skirennen in Kitzbühel und Wengen sind die Hinterreitlifte an der Grenze von Saalfelden und Maria Alm auch an diesem Wochenende wieder das Trainingszentrum der weltbesten Abfahrer. Was die Stars in das Kleinskigebiet mit zwei Schleppliften zieht, ist die Trainingspiste von Peter Hörl. Der Bauer, Wirt und Nebenerwerbsliftler schafft es auch bei widrigen Bedingungen immer, eine hervorragende Piste zur Verfügung zu stellen. Sie ist eigens
Peter Hörl,
Bauer, Wirt, Liftbetreiber für das Training angelegt worden und kann stundenweise reserviert werden. Es ist alles eingebaut, was die Trainierer brauchen: Steilhang, Übergänge und Gleitstück.
„Pickelhart muss die Piste sein“, sagt Hörl. „Die Rennfahrer wissen schon, dass es passt, wenn sie zu mir kommen.“Wenn es so wie in dieser Woche schneit, ist Hörl um vier Uhr in der Früh mit seiner Pistenraupe draußen. „Um 7 Uhr starten wir den Lift, damit die Trainer rauffahren können. Um 7.30 Uhr beginnen die Ersten mit dem Training.“Seit Donnerstag ist die österreichische Abfahrtsmannschaft um Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr da, am Freitag kamen die Norweger um Kjetil Jansrud und am Samstag kommen auch noch die Schweizer mit dem Führenden im Abfahrtsweltcup, Beat Feuz.
Die Norweger schlafen auch bei Hörl im Gasthof. Schon im
„Die essen Knödel und nicht nur Salat. Abfahrer brauchen Kraft.“
Jänner waren sie zwei Wochen da. „Für die anderen habe ich nicht Platz“, sagt Hörl. „Die Österreicher allein sind 20 Leute. Ich kann aber nur 30 unterbringen. Größer werden will ich nicht.“
Sonderwünsche an die Küche stellen die Sportler nicht. Hier wird gutbürgerlich gekocht. „Die brauchen keine Spezialkost“, sagt Hörl. „Sie essen gern Kaspressknödel, Speckknödel und Cordon bleu. Nicht nur Salat wie die Skispringer. Die Abfahrer brauchen Kraft.“
Oft fällt das Training der Stars in Hinterreit mit Kinderskirennen auf der Piste daneben oder Schulskitagen zusammen. Wenn die Rennfahrer das Material wechseln, das neben Hörls Stall liegt, werden sie von manchen Kindern erkannt. Einige trauen sich zögernd, um ein Autogramm zu fragen, das ihnen die Sportler dann bereitwillig auf den Helm schreiben. Manchmal werden die Skifahrer aber gar nicht erkannt. Beim Schulrennen der HIB Saalfelden vor einer Woche erhielten die Kinder beim Stall Würstel als Verpflegung. Das sah der offenbar hungrige Olympiasieger Matthias Mayer, als er vorbeikam, und fragte, ob er auch welche haben könne. Die Lehrerin, die die Würstelausgabe kontrollierte, sagte: „Nur für die, die beim Rennen mitgemacht haben.“Als Mayer schon den Rückzug antrat, wurde er von einer Sportlehrerin erkannt und erhielt doch noch ein Paar Würstel.
Währenddessen laufen im 15 Kilometer entfernten SaalbachHinterglemm die Vorbereitungen für die Rennen am kommenden Donnerstag und Freitag auf Hochtouren. Die Glemmtaler sprangen kurzfristig für die abgesagten Rennen in China ein. Alois Hasenauer, Bürgermeister und Organisationschef, sagt: „Es ist eine riesengroße Herausforderung, ein Weltcuprennen innerhalb von nicht einmal zwei Wochen zu organisieren. Wir sind aber bereits ein eingespieltes Team.“Mit einem gelungenen Rennen will sich der Ort nicht nur für die Vergabe der Ski-WM 2025 empfehlen, sondern auch für die weitere Saison werben.
Eine der größten Herausforderungen war es, in der kurzen Zeit rund 700 Betten für den Weltcuptross aufzutreiben. Tourismuschef Wolfgang Breitfuß sagt: „Wir waren schon zu 97 Prozent ausgebucht, aber es ist uns gelungen, fast alle im Glemmtal unterzubringen. Alle waren kooperativ und es hat nicht jeder ein Einzelzimmer wie sonst. So geht es.“Gegangen ist es aber trotzdem nur, weil man sich in der Salzburger Ferienwoche befindet. Eine Woche später, wenn die Ferien in den Niederlanden starten, gibt es kaum noch Betten.