Neue Jobs sind noch unbekannt
Digitale Kompetenz wird zur vierten Kulturtechnik. Viele Jobs, in denen wir künftig arbeiten werden, sind noch gar nicht erfunden.
Ob im Büro, in der Industrie oder im Handel – schon in einigen Jahren werden viele bisher von Menschen ausgeführte Tätigkeiten in Roboterhand liegen. Sei es durch Computerassistenten, die ehemals aufwendige Büroarbeit erledigen, durch Maschinen, die Güter anfertigen, oder durch Roboter zur Unterhaltung von Seniorenheimbewohnern. Viele konkrete Folgen der fortschreitenden Digitalisierung in der Arbeitswelt sind noch nicht absehbar. Welche neuen Jobs wird es 2030 geben und wie können sich Arbeitnehmer darauf vorbereiten?
Antworten präsentierte kürzlich die internationale Studie A21Digital Tyrol Veneto. Hannes Schwaderer, Co-Präsident des Digitalisierungsnetzwerks A21Digital, nennt ein Ergebnis der Studie: „Rund 40 Prozent aller Jobs, in denen wir 2030 arbeiten werden, sind heute noch nicht erfunden“, so der Country Manager der Intel Deutschland GmbH. Die Gesellschaft muss also junge Menschen auf Berufe vorbereiten, die teils noch unbekannt sind. Die Dynamik des digitalen Wandels erfordere es, digitale Fertigkeiten durch Bildung und Weiterbildung sicherzustellen. Studienleiter Dominik Matt, Professor der Freien Universität Bozen, bringt die Ergebnisse so auf den Punkt: „Erfolgreiche Digitalisierung braucht eine stärkere Technologieaffinität, interregionale Vernetzung, eine raschere Umsetzung und deutlich mehr Vermittlung von digitalen Fertigkeiten an Schulen.“Dazu müsse digitale Kompetenz im Sinne einer vierten Kulturtechnik bereits ab der vierten Schulstufe vermittelt werden.
Neu sind Onlineshop-Betreuer und Fahrradmechatroniker
Digitale Kompetenz erfordern schon jetzt viele neu entstandene Jobs. Dazu zählen Lehrberufe wie Coding, E-Commerce-Kaufmann oder Medienfachmann mit Schwerpunkt Webdevelopment, Online-Marketing oder Agenturdienstleistungen. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) nennt als weitere neue Berufe Onlineshop-Betreuer, Social-Media-Verantwortliche für Betriebe genauso wie Eventmanager oder Personal Shopper.
Auch „grüne“Entwicklungen schaffen immer wieder neue Berufe. Elektro-Fahrräder brachten als neues Jobprofil den Fahrradmechatroniker – er oder sie verfügt über das elektrotechnische Fachwissen für E-Bikes. Von der Elektromobilität verspricht sich die Wirtschaft in Österreich gar eine Jobschwemme: Eine 2017 von Wirtschaftsministerium, WKÖ und Industriellenvereinigung vorgestellte Studie kommt auf rund 57.000 zukünftige neue Jobs in dem Sektor.
„In erster Linie verändert die Digitalisierung die Tätigkeitsbilder der bestehenden Berufe“, betont man in der Wirtschaftskammer. So haben mittlerweile nahezu in allen Sparten digitale Werkzeuge und Systeme Eingang gefunden. Dadurch ändern sich Strukturen und Prozesse. Die folgenden drei Beispiele zeigen, wie Jobs sich ändern.
Office Management: Klassische einfache Sekretariatsarbeiten wie Schriftverkehr und Berichtswesen fallen weg. Hinzu kommen dafür Managementaufgaben wie interne Kommunikation und Wissensmanagement.
Handel: Der Onlinehandel wird immer bedeutender, es steigt die Anzahl der Selbstbedienungskassen.
Kfz-Technik: Mechaniker, die früher eigenständig Fehler an Autos identifiziert haben, müssen heute die Diagnoseprogramme und die automatisierte Fehlerbehebung der zunehmend digitalisierten Fahrzeuge beherrschen.
Aus Sicht der WKÖ gilt es jetzt, Fachkompetenzen und IT-Kompetenzen zu kombinieren. Wichtiger werden Kommunikationsfähigkeit, Medienkompetenz, Wissenstransfer und Kenntnisse über den Datenschutz. Fachspezifische und fachübergreifende, laufende Weiterbildung wird in zahlreichen Berufen zum Muss. Verantwortlich dafür, so die Position der Wirtschaftskammer, seien Betriebe, die öffentliche Hand und die Beschäftigten selbst.
FH Salzburg bildet Experten für Suchmaschinenmarketing aus
Diese finden inzwischen etliche Fortbildungen in Sachen Digitalisierung. Ab März 2020 bietet beispielsweise die Fachhochschule Salzburg erneut einen Lehrgang für Suchmaschinenmarketing an, Restplätze sind auf
WWW.FH-SALZBURG.AC.AT buchbar. In 30 Ausbildungstagen lernen die Teilnehmenden, wie sie ihre Unternehmen oder Produkte bestmöglich online positionieren. Vortragende sind Profis aus der Suchmaschinenoptimierungs-Szene (Search Engine Optimization – SEO). Führungskräfte können sich an der FH in dem neuen Lehrgang „Digitale Kommunikation und Führung“ihr Handwerkszeug in Sachen Digitalisierung holen.
Laut A21Digital-Studie sind Wirtschaft und öffentliche Hand gefordert, Weiterbildung für Berufstätige zu digitalen Themen zu bieten. Der eigene Arbeitsplatz sollte als Lernort genutzt werden. Auf neuen Arbeitswelt-Plattformen sollten sich Wirtschaft und Bildungseinrichtungen darüber abstimmen, welche Kompetenzen benötigt werden. Die Studienautoren empfehlen, gemeinsam mit Stakeholdern einen Bildungskompass für lebenslanges Lernen zu entwickeln.
Unternehmen sollten durch offene Kommunikation Erfolgsgeschichten vermitteln, Mitarbeiter aktiv am Wandel partizipieren lassen und den digitalen Transformationsprozess transparent gestalten. Laut Studienleiter Dominik Matt bringen vor allem bunt zusammengesetzte Teams neue Perspektiven in den digitalen Innovationsprozess ein. Diversität ist also gefragt.