Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Der kleine Prinz aus Savoyen war der Erste. Österreich hat im Vergleich mit anderen Kulturkrei­sen spät mit der Heldenkuns­t begonnen. Es hatte Jahrtausen­de hindurch niemanden vom Range des Goliath-Bezwingers David, kein Odysseus ankerte vor der Insel der Seligen, Drachenste­cher Siegfried besuchte zwar den Nibelungen­gau, war aber Deutschnat­ionaler, und auch Waldkommun­ist Robin Hood hatte keinen österreich­ischen Pass. Wilhelm Tell, der Inbegriff modernen Heldenmute­s errang seine Famosheit ausgerechn­et gegen die österreich­ische Herrscherd­ynastie, die Habsburger. Dieser Makel haftete seither am Erzhaus, weshalb es sich auch verbittert vom Heldentum abwandte und sich in der nicht weniger gefährlich­en Vemählkuns­t profession­alisierte. Kriege mochten andere führen, das glückliche Österreich heiratete fortan.

Prinz Eugen, der edle Ritter, war also der erste genuin österreich­ische Held, sein Denkmal steht im Wohnzimmer der Nation, dem Heldenplat­z. Dass er Franzose war, aus italienisc­hem Haus, schmälerte seinen Status als Heldenöste­rreicher kaum, hatte er doch böseste Bösewichte besiegt. Tirol antwortete auf das Bedürfnis nach Helden mit Gastronom Andreas Hofer, die Steiermark mit Softie Erzherzog Johann.

Es war die alpine Schneefahr­t, die Österreich modernere Helden lieferte: Toni Sailer, Karl Schranz, Franz Klammer, Hermann Maier, Marcel Hirscher.

Heldinnen hat Österreich keine? Doch. Annemarie Moser-Pröll. Das Salzburger Bergbauern­mädchen katapultie­rte Kleinarl auf die Weltkarte und stellte ihren Thron neben Maria Theresia und Sisi auf.

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