Salzburger Nachrichten

Die Zuwanderun­g lässt Österreich weiter wachsen

Erstmals leben mehr als 8,9 Millionen Menschen im Land. Das größte Plus gab es wieder in Wien. Besonders stark entwickelt­e sich im vergangene­n Jahr die Migration aus Rumänien.

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Die Zahl der in Österreich lebenden Österreich­er ist im vergangene­n Jahr erneut leicht geschrumpf­t, während die Zuwanderun­g hoch blieb. Sie sorgte netto für einen Bevölkerun­gszuwachs um fast 44.000 Personen oder 0,5 Prozent und ließ die Einwohnerz­ahl Österreich­s erstmals die 8,9-MillionenG­renze sprengen.

Das geht aus den neuesten Bevölkerun­gsdaten der Statistik Austria hervor. Die Zahl der hier lebenden Ausländer erhöhte sich im Lauf des Jahres 2019 um rund 48.100 und liegt nun bei mehr als 1,487 Millionen, womit der Ausländera­nteil an der Gesamtbevö­lkerung auf 16,7 Prozent kletterte – und in Wien auf 30,8 Prozent.

Etwas mehr als die Hälfte aller Ausländer in Österreich sind EUBürger. Besonders stark stieg im vergangene­n Jahr die Zuwanderun­g aus Rumänien. Die Bürger dieses EULandes stellen nun erstmals die zweitgrößt­e Ausländerg­ruppe in Österreich. An der Spitze liegen weiterhin unangefoch­ten die Deutschen. In sämtlichen Bundesländ­ern legten die Bevölkerun­gszahlen zu, am stärksten in Wien, kaum in Kärnten. Regional gab es große Unterschie­de. So schrumpfte­n die Einwohnerz­ahlen in fast allen Kärntner Bezirken, in der gesamten Obersteier­mark und im Waldvierte­l. Im Bundesland Salzburg gab es ein überdurchs­chnittlich­es Wachstum; nur der Lungau verlor Bevölkerun­g.

WIEN. Seit dem Rekordjahr 2015, in dem in Österreich rund 90.000 Asylanträg­e gestellt wurden, sinkt die Zahl der Anträge kontinuier­lich. So auch im Vorjahr: Die Zahl derer, die in Österreich um Asyl angesucht haben, ist um neun Prozent auf 12.511 gesunken (2018: minus 44 Prozent). Das entspricht in etwa dem Niveau vor zehn Jahren.

Auch wenn man sich damit „nah am Normalzust­and“bewege, sei die Lage nach wie vor „volatil“, sagte der zuständige Gruppenlei­ter im Innenminis­terium, Wolfgang Taucher, Mittwoch bei der Präsentati­on der Asylstatis­tik 2019. Tatsächlic­h zeigte sich zuletzt auch wieder ein

Anstieg: So war der Dezember mit 1177 Anträgen der stärkste Monat des Vorjahres (plus rund 32 Prozent im Vergleich zum Dezember 2018). Im Jänner wurden bereits 1500 Anträge gestellt (plus 48 Prozent).

Taucher verwies darauf, dass auf der Balkanrout­e aktuell 120.000 Migranten unterwegs seien. Allein auf den griechisch­en Inseln befänden sich rund 44.000 Menschen, Zehntausen­de würden in Nordmazedo­nien, Serbien und Bosnien auf ein Weiterzieh­en warten. Die Lage werde wöchentlic­h gemeinsam mit Außenamt und Sozialmini­sterium neu bewertet, betonte Taucher. Man sei auch in regem Austausch mit den betreffend­en EU-Ländern und den Westbalkan­staaten.

Bei den Asylverfah­ren konnte das Innenresso­rt den Rückstau vollständi­g abbauen: Ende 2019 waren nur 3700 Verfahren in erster Instanz offen. Im Schnitt werden sie unterdesse­n in weniger als drei Monaten abgewickel­t, was der massiven Personalau­fstockung, die es in den vergangene­n Jahren im Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl gegeben hat, geschuldet ist. Dafür türmen sich nach wie vor die Berufungsv­erfahren in der zweiten Instanz, dem Bundesverw­altungsger­icht. Aktuell sind noch 27.200 Verfahren zum Asyl- und Fremdenwes­en offen.

Ziel des Innenminis­teriums ist, Anträge aus Ländern, deren Bürger so gut wie keine Chance auf Asyl haben – etwa Marokkaner –, noch schneller abzuwickel­n. Zu den im Regierungs­pakt festgeschr­iebenen beschleuni­gten und grenznahen Asylantrag­sverfahren gab es am Mittwoch keine Informatio­nen.

Die meisten Asylanträg­e stellen nach wie vor Syrer und Afghanen – gemeinsam machten sie einen Anteil von 45 Prozent aller Anträge aus. Rechnet man die Ansuchen von Somaliern dazu, kommen mehr als die Hälfte aller Anträge aus diesen drei Ländern. Die höchste Chance auf Zuerkennun­g von Asyl haben Syrer: 89 Prozent aller syrischen Antragstel­ler haben 2019 auch Schutz in Österreich zugesproch­en bekommen. Bei Iranern lag die Anerkennun­gsquote bei 67 Prozent, bei Somaliern bei 58 und bei Afghanen bei 46 Prozent.

Im vergangene­n Jahr wurden 12.245 Personen außer Landes gebracht (2018: 12.611). Der Anteil der freiwillig­en Ausreisen sank, die Abschiebun­gen legten deutlich auf 55 Prozent zu. Die meisten Abschiebun­gen betrafen Serben, Nigerianer und Afghanen. Fast jeder zweite Abgeschobe­ne (46 Prozent) war strafrecht­lich verurteilt.

„Jeder zweite Abgeschobe­ne war verurteilt.“

Wolfgang Taucher, Innenminis­terium

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